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"Brick" bei Netflix erklärt: die Fliege, das Ende und die offenen Fragen

Matthias Schweighöfer rennt in "Brick" gegen Mauern.
Matthias Schweighöfer rennt in "Brick" gegen Mauern.Bild: Netflix
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"Brick" bei Netflix: Das Ende erklärt – die Fliege hat eine größere Bedeutung

Die Auflösung am Ende von "Brick" wirkt auf den ersten (und zweiten) Blick simpel. Allerdings bleibt der Netflix-Film viele Antworten schuldig. Und die Fliege ist ein bisschen zu nervig, um sie sich nicht mal genauer anzuschauen.
11.07.2025, 14:5911.07.2025, 14:59
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Thematisch ist "Brick" eindeutig aus der Pandemie-Zeit geboren. Der Sci-Fi-Thriller mit Matthias Schweighöfer entfaltet mit klaustrophobischen Elementen ein Tech-Kammerspiel, in dem gesittete Bürgerlichkeit auf wirrköpfige Verschwörungstheorien trifft.

Eine mysteriöse, undurchdringbare Wand fasst über Nacht einen Häuserblock in Hamburg ein. Der Spielentwickler Tim (Schweighöfer) und dessen Freundin Liv (Ruby O. Fee), eine Architektin, sind eingesperrt. Der Rest des Films läuft geradlinig einer am Ende etwas unterwältigenden Auflösung entgegen. Es folgen nun Spoiler.

Dennoch bleiben, wenn der Abspann beginnt, einige Fragen offen.

  • Wer oder was genau steckt hinter der Firma, die für die Mauern verantwortlich ist?
  • War die Geschichte nur eine große Beziehungsmetapher? (Stichwort: Mauern)
  • Und was zur Hölle sollte eigentlich diese Fliege, die penetrant durchs Bild schwirrt?

"Brick"-Ende: Was steckt hinter der Nano-Firma?

Kurz und knapp: Liv und Tim entschlüsseln die Nano-Technologie hinter der Mauer und treten in die Freiheit. Eine Radiodurchsage stellt klar, dass es eine höchst irdische Erklärung für den Mauerbefall in der Stadt gibt.

Die Firma Epsilon Nano-Defense hat ein Sicherheitssystem erfunden, das bei Notfällen anspringt. Offenbar wurden sämtliche Häuser in der Großstadt von dem System abgeriegelt.

Der Verteidigungsmechanismus wurde durch einen Fehler in Kraft gesetzt, ein Brand in der Hafen-City als Bedrohung gewertet. Von einer "schwerwiegenden Fehlfunktion" ist im Radio die Rede.

Schön und gut, aber soll man sich damit jetzt zufriedengeben? Was der Film offenlässt, sind etwa Fragen nach dem Wesen dieses wohl extrem mächtigen Unternehmens. Wurden die Hausbesitzer:innen vorher gefragt, ob ihre Immobilien mit dem System ausgestattet werden dürfen? Ganz zu schweigen von den darin wohnenden Menschen.

Oder breitete sich der Sicherheits-Nano-Schwarm unkontrolliert und epidemisch von einem Test-Labor aus, was zusätzlich an das Pandemie-Sujet anschließen würde? Die Antworten bleibt "Brick" schuldig.

Der VW-Bus und die eigentliche Auflösung von "Brick"

Der VW-Bus, in dem Tim und Liv am Ende davonfahren, bildet genau wie die Fliege (siehe unten) eine thematische Klammer. Das Auto steht für die leichtere Zeit vor der erlittenen Fehlgeburt, die die Beziehung des Paares schwer belastete.

Liv wünscht sich zu Beginn der Handlung einen "Cut". Sie will neu anfangen, vielleicht in Paris, egal wo, Hauptsache weg. Tim zögert, er hängt an seinem Job, hat es sich in einem Unglück womöglich auch ein wenig eingerichtet.

Alles, was danach passiert, kann man auch als eine Art Paar- und Trauma-Therapie mit Escape-Room-Charme lesen. Tim muss sich mit seinem Verlustschmerz auseinandersetzen und begreift erst durch die buchstäblichen Mauern, dass auch er seine, nun ja, inneren Mauern und die Wand zu seiner Freundin durchbrechen muss, um wieder glücklich zu werden.

Der eigentliche Ausbruch von "Brick", so könnte man sagen, findet erst mit dem Einstieg in den pinken VW-Bus statt.

Die Fliege in "Brick" ist eine Unheil-Botschafterin

Die Fliege darf den Film beginnen und beenden. Im ersten Bild von "Brick" löst sich ein digitaler Schleier von ihrem Insektenkörper. Vordergründig spielt sich hier nur ein visueller Übergang vom Pixel-Intro ab. Es steckt aber etwas mehr als eine visuelle Spielerei hinter der Idee.

Der Film deutet hier schon sein wichtigstes Plotelement an: Die Fliege ähnelt mit ihrer schwarzen Farbe, ihren kurvenden, aber präzisen Bewegungen und ihrem Schwarmverhalten dem Aggregat jener Nanopartikel, die die verhängnisvolle Mauer bilden – was der Film erst später verrät.

Die legendären Fliegen-Episode von "Breaking Bad".
Die legendären Fliegen-Episode von "Breaking Bad".Bild: AMC

Regisseur Philip Koch ist auch um eine etwas offensichtliche Metapher nicht verlegen: Die Fliege ist in der ersten Szene natürlich eingeschlossen von einem Glas. Ja, richtig, genau wie die Bewohner:innen des Hauses später.

Aber bevor man jetzt zu sehr ins Belächeln gerät: Philip Koch reiht sich als Fliegenfreund in eine Reihe namhafter Regisseure ein. Allen voran natürlich David Cronenberg ("Die Fliege") und Alfred Hitchcock, der in "Psycho" der Figur Norman Bates eine Fliege als vermeintliche Wahnsinnsprobe vorsetzte.

Hübsche filmgeschichtliche Fliegen-Parallelen finden sich etwa auch bei "Breaking Bad". Regisseur Rian Johnson baute in der Episode "Die Fliege" eine ganze Geschichte um das summende Störelement auf. Walter White und Jesse Pinkman suchten in einem sterilen und hermetisch abgeriegelten Labor wie besessen nach dem Eindringling. Klaustrophobie und Fliegen, diese Kombi finden wir auch bei "Brick".

In der Filmgeschichte wird die scheinbar nebensächliche Präsenz von Fliegen oft als dramaturgisches Signal genutzt. Ari Aster baute sie als Boten des Bösen in "Hereditary" ein. Und in "The Ring" entweicht eine Fliege den Grenzen des Zelluloid und tritt von der Realität des todbringenden Videos in die Wirklichkeit der Primär-Handlung ein.

Auch in "Brick" setzt die Fliege das letzte Siegel unter den Ausbruch der Hauptcharaktere. Als die Kamera sich über die eingeriegelte Hamburger Skyline erhebt, summt sie fröhlich durch die Luft und erfreut sich ihrer neugewonnenen Freiheit. Genau wie das davonfahrende Paar.

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