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Am vergangenen Karfreitag kündigte Stefan Raab sein Comeback an. Was zunächst wie ein Scherz klang, wurde im Laufe der folgenden Tage schnell Realität. Mittlerweile können Fans Tickets für den geplanten Event-Boxkampf gegen Regina Halmich kaufen. Beziehungsweise konnten sie es. Denn die Karten sind offenbar bereits vergriffen. Schon kurz nach Verkaufsstart gibt es nur noch den Weg auf die Warteliste.
Allein das zeigt die Tragweite der Raab-Auferstehung. In manchen Kreisen wird der Moderator und TV-Macher geradezu gottgleich verehrt. Die Wertschätzung als Show-Genie wuchs seit seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit im Jahr 2015 nur noch. Etliche seiner Formate laufen weiter im Fernsehen, mittlerweile auf RTL und ProSieben, den beiden größten Privatsendern Deutschlands, gleichzeitig.
Aber es gibt auch kritische Stimmen. Seine Kreativität als Formatentwickler ist in der Branche gefragt. Der Humor Raabs aber gehört eher in die Kreidezeit des Privatfernsehens: die 2000er, als Raab sich bei "TV total" regelmäßig über Schwächere lustig machte. Er trat gerne nach unten.
Ein Raab-Comeback birgt nicht nur deshalb Risiken – und auf den ersten Blick kaum Chancen. Was also erhofft sich der TV-Macher von seinem Comeback, das am 14. September in Düsseldorf über die Bühne gehen soll?
Als Rahmung für sein Comeback wählt Raab einen Show-Kampf gegen Regina Halmich. Bereits 2001 und 2007 trat er gegen die ehemalige Profi-Boxerin an – und unterlag beide Male. Jetzt folgt die dritte Auflage. Der sportliche Wert ist minimal, aber dennoch: Wenn er verliert, geht er als dreimaliger Verlierer aus dem Boxkampf. Und wenn er gewinnt, hat er "eine Frau geschlagen". Kann er in diesem Szenario überhaupt gewinnen?
Medienexperte Ferris Bühler erklärt gegenüber watson: "Raab hat jetzt bereits gewonnen, ohne dafür in den Ring zu steigen. Die Öffentlichkeit diskutiert über ihn, seine vergangenen Erfolge und die mögliche Zukunft. Selbst eine jüngere Generation, die Raab von früher nicht kannte, kennt ihn jetzt oder interessiert sich zumindest für ihn."
Der sportliche Ausgang spielt da natürlich eher eine untergeordnete Rolle. Bühler meint: "Ich rechne nicht damit, dass Raab gewinnen will. Darum ging es auch in den vergangenen zwei Kämpfen gegen Regina Halmich nie." Raab kann sich erneut als Show-Man in einem "Spektakel" inszenieren. "Es geht um das Spektakel, dass ein Normalo den Mut hat, gegen eine Boxweltmeisterin anzutreten."
Mit Stefan Raab wird im September ein Show-Dinosaurier eine Arena in Düsseldorf betreten. Fast neun Jahre blieb er der Öffentlichkeit fern. Womöglich zieht er sein Versteckspiel bis zum großen Tag im September durch. Raab würde wie ein Zeitreisender aus den 2010er-Jahren in den neuen Zwanzigern landen. Die nostalgische Patina, die sich während seiner Abwesenheit um ihn bildete, muss spätestens dann den Realitätstest bestehen.
Aktuell gilt Raab als einer der größten Fernsehmacher der deutschen Geschichte. Diesen Genie-Nimbus könnte er mit dem Comeback gefährden. Bühler glaubt aber nicht daran: "Mit diesem Auftritt kann Raab wenig kaputt machen: Er macht dort weiter, wo er aufgehört hat – mit einem großen TV-Live-Spektakel."
Steckt überhaupt ein größerer Plan hinter dem Box-Spektakel? Oder geht es Raab wirklich nur um einmalige, größtmögliche Aufmerksamkeit, wie seine Gegnerin Regina Halmich im Interview mit "Bild" vermutet. "Ein Denkmal" wolle er sich setzen, glaubt sie. Kann das funktionieren?
Bühler glaubt nicht, dass es "bei diesem einen Auftritt bleiben wird. Raab dürfte durch die Medienberichterstattung rund um das Event sowie den Kampf selbst viel Blut lecken, um auch künftig wieder vermehrt im Scheinwerferlicht zu stehen".
Nach dem Kampf, so Bühler, steht es Raab frei "ohne weitere Erklärungen wieder hinter den Kulissen zu verschwinden".
Der Experte findet aber: "Die Art des Comebacks ist schlau gewählt. Die Teilnahme an einem TV-Live-Happening wie dem Boxkampf kann man nach außen als einmaliges Comeback kommunizieren, aber bei einem Erfolg kann Raab dies auch als Start zu seiner zweiten TV-Karriere nutzen."
