Der Tod von Queen Elizabeth II. am 8. September bewegt aktuell die Menschen weltweit. Nachdem die Nachricht davon um die Welt gegangen war, wurde sie von Millionen in den sozialen Netzwerken geteilt. Fotos der Verstorbenen wurden veröffentlicht und Beileidsbekundungen ausgesprochen.
Seit Tagen nehmen Millionen Menschen vor Ort in Schottland und England Abschied von der britischen Monarchin. Die Trauernden nehmen dafür stundenlanges Stehen in der Warteschlange in Kauf, bevor sie einige Sekunden vor dem Sarg der britischen Königin die letzte Ehre erweisen können.
Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die darüber nur den Kopf schütteln können. Zu groß ist das Unverständnis darüber, wie man über eine 96-jährige Tote trauern kann, die man nicht einmal gekannt hat.
Watson ist vor Ort in London und hat Menschen getroffen, die das Bedürfnis haben, ihre Trauer über den Tod der Queen zum Ausdruck zu bringen. Außerdem hat watson Medienpsychologe Joe Groebel um eine Einschätzung für Gründe und Ausmaß der Trauer gebeten.
Also, warum trauern die Brit:innen um die Queen und was hat sie ihnen persönlich bedeutet? In London erklärte ein Mann gegenüber watson:
Eine Britin sagte in diesem Zusammenhang, dass die Queen sie inspiriert habe und fügte erklärend hinzu: "Dadurch, wie hart sie gearbeitet hat, aber auch als Mutter. Ich liebe sie einfach." Gut auf den Punkt brachte es eine andere Frau, mit der watson vor Ort sprach. Sie meinte schlicht: "Sie war eben die Königin."
Diese Aussage zeigt, dass die Trauernden ihre Liebe und Faszination für die verstorbene Monarchin selbst nicht gut in Worte fassen können. Den Eindruck gewinnt man zumindest, wenn man sich in London umhört.
Medienpsychologe Jo Groebel gab im Gespräch mit watson an, dass es viele Gründe für das Trauern gäbe. Ein Grund sei, dass die Queen "als globale Ikone" das Leben nahezu aller Menschen begleitet habe. In diesem Zusammenhang führte er weiter aus:
Das unterscheide sie in der Wahrnehmung von den meisten hohen Staatsmännern und -frauen mit politischem Hintergrund. Hinzu käme ein sehr hoher ritueller und symbolischer Wert, erklärte Groebel. "Die langen Traditionen zeigten sich in den spektakulären Gebräuchen bei öffentlichen Auftritten und Feierlichkeiten wie jetzt bei der Trauer und bei der Beerdigung in starken Bildern." Menschen bräuchten Rituale, die ihnen Zusammenhalt signalisieren würden.
In den Augen des Medienpsychologen würde aktuell auch die "unruhige Zeit" mit unter anderem Corona und dem Krieg in der Ukraine die Trauer immens verstärken. "Ihr Tod ist damit vielleicht sogar ein Symbol für das Wegbrechen der Hoffnung auf Stabilität", meinte er dazu.
Eine interessante Überlegung zu den Gründen für die Trauer der Menschen äußerte kürzlich auch ZDF-Moderator Tommi Schmitt im Podcast "Gemischtes Hack". "Du weinst in diesem Moment ja nicht um den Menschen. Du kennst ihn ja überhaupt nicht. Man weint, weil wieder eine Konstante im Leben fehlt. Wenn du bei der Beerdigung bist, dann weinst du ja auch, weil du dir deiner eigenen Vergänglichkeit bewusst wirst und nicht, weil die Person verstorben ist."
Zu dieser Annahme sagte Jo Groebel im watson-Interview:
Außerdem sagte er: "Wie bei der Königin bleiben Erinnerungen, lebt jeder in irgendeiner Weise in anderen weiter." Der jetzt wieder häufig genutzte Ausspruch "Die Königin ist tot, es lebe der König" steht für dieses Prinzip.
Abschließend gab Groebel einen Rat, wie man am besten mit Trauer umgehen sollte. Man müsse die Trauer als Chance sehen, sich über seinen Umgang mit geschätzten Menschen Gedanken zu machen, von denen man sich früher oder später unweigerlich verabschieden müsse.
Weiter führte er aus: "Vergebung und Versöhnung sollten nicht erst im Sterben geschehen, sondern im Leben. Die Queen hat es in ihrer Familie immer wieder gezeigt."