Unterhaltung
Analyse

"Ironheart" bei Disney+: Warum keine Marvel-Serie so stark polarisiert

"Ironheart" sorgt für viel Diskussionsstoff.
"Ironheart" sorgt für viel Diskussionsstoff.bild: Disney+
Analyse

Die wohl umstrittenste Marvel-Serie: Wo Disney bei "Ironheart" versagt hat

Die Review-Scores der Miniserie um die neueste Marvel-Heldin schlagen wild in alle Richtungen aus. Die Gründe: unfaires Review-Bombing, gerechtfertigte Kritik und unerschütterliche Fan-Liebe.
03.07.2025, 15:3903.07.2025, 15:39
Roman Maas
Mehr «Unterhaltung»

Lohnt es sich, knapp sechs Stunden in die neueste Marvel-Serie zu investieren? Wer für solch eine Frage gerne mal auf Online-Kritiken schaut, kann bei der sechsteiligen Miniserie "Ironheart" schnell auf widersprüchliche Antworten stoßen.

Am Tag nach der Ausstrahlung der letzten Folgen lassen sich Bewertungsdurchschnitte von unterirdischen 3,9 von 10 Sternen ("imdb"-Bewertungen) über mittelprächtige 53 Prozent (Publikumsscore bei "Rotten Tomatoes") bis hin zu anständigen 86 Prozent (Kritiker-Wertungen bei "Rotten Tomatoes") finden.

Wenn nackte Zahlen wenig Aufschluss geben, hilft vielleicht ein Blick auf Social Media. Hier wird schon deutlicher, welche Bubbles für welche Bewertungen verantwortlich sind.

Auf Youtube beherrschen vor allem von Empörung getriebene Beiträge die Video-Thumbnails: "Desaster", "absoluter Mist", "nicht auszuhalten". Dahinter öffnen sich meist lieblos zusammengeklatschte Clips von professionellen Nerd-Nörgler:innen.

Bei Reddit hingegen ein ganz anderes Bild: In den Marvel-Subreddits sprießen die Diskussionen. Die MCU-Fans freuen sich über die Enthüllung eines lange ersehnten Bösewichtes im Staffelfinale, nehmen Soundtrack und Actionszenen auseinander und spekulieren, in welche Richtung sich die Figur von Riri in Zukunft entwickeln wird.

"Ironheart": Review-Bombing ist eine Seuche

Das breite Meinungsspektrum wäre eigentlich erfreulich, wenn die Ursache dahinter nicht so fragwürdig wäre. "Ironheart" ist nämlich frühzeitigem Review-Bombing zum Opfer gefallen.

Das heißt: Haufenweise selbsternannte Kritiker:innen haben beschlossen, der Serie einen möglichst schlechten Start zu bescheren und so viele Leute wie möglich davor zu "warnen", indem sie niedrige Bewertungen abgeben, ohne selber einen Blick hineingeworfen zu haben.

Warum? Hauptsächlich wegen Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (in den USA mit "DEI" abgekürzt). Einige können offenbar nach wie vor nicht damit umgehen, wenn Filme und Serien mit Menschen, die Schwarz, non-binär oder sonst wie marginalisiert sind, besetzt werden.

Ihre Posts rufen Content Creator auf den Plan, die die extremsten Standpunkte aufgreifen, um damit Klicks zu generieren, und natürlich die Gegner:innen, die sich gegen rassistische oder sexistische Ausgrenzung wehren wollen.

Und dann sind da noch die Fans, die sich über jede Erweiterung ihres Lieblings-Universums freuen, positiv bewerten und kleinste Details auseinander nehmen wollen. Bei "Ironheart" zeigt sich gerade sehr deutlich, wie zersplittert selbst im Superhelden-Genre die Streaming-Zuschauerschaft ist.

Disneys Bemühungen sind vorbei

Disney, verantwortlich für die Medienmaschinen Marvel und "Star Wars", hatte in den letzten Jahren verstärkt auf DEI gesetzt, um auch die Fans abzuholen, die sich mit den klassisch männlich weißen Helden nicht identifizieren können.

Gleichzeitig hat sich die Medienmaschine auf die Fahnen geschrieben, aus ihren milliardenschweren Reihen so viele Dollar wie nur irgend möglich herauszuholen und dabei vor allem die Streaming-Kundschaft am Ball zu halten. Das Rezept lautete dann ganz gerne: Quantität statt Qualität.

Und leider lief es bei "Ironheart" darauf hinaus, dass es ausreichte, "diverse" Figuren in die Geschichte zu werfen, ohne ihnen einen Hintergrund oder eine Persönlichkeit zu geben. So bleiben die Bandenmitglieder, denen sich Riri anschließt, bis zum Schluss blasse Stereotypen mit non-binärer Optik.

Anfang des Jahres, also zeitgleich mit dem Start der zweiten Trump-Präsidentschaft, hat Disney beschlossen, seine Bemühungen für mehr DEI wieder zurückzudrehen.

"Business-Ziele" sollen demnach wieder mehr im Vordergrund stehen. Wer sich also von den vielen anders aussehenden Menschen in den Superheldencomic-Filmen beunruhigt gefühlt hat, kann aufatmen.

Die schwere Geburt von "Ironheart"

Man muss eingestehen, dass schlechte Kritiken bei "Ironheart" ihre Berechtigung haben – wenn sie denn getrennt von der leidigen Diversity-Debatte angebracht werden.

Im Vorfeld war abzusehen, dass die Show nicht zur Crème de la Crème des MCU gehören würde. Die Serie war bereits Ende 2022 fertiggestellt worden und blieb danach wegen verschiedener Schwierigkeiten und Planänderungen eine ganze Weile im Schrank – was ja kaum dafür spricht, dass die Produktion intern als Blockbuster gehandelt wird.

Aber schlechte Vorzeichen sind auch kein Grund für böswillige Vorverurteilungen.

Auch beim besten Willen muss man sich nämlich über manche Drehbuch-Entscheidung wundern.

Warum wechselt Ezekiel Stane (Alden Ehrenreich) praktisch in jeder Szene seine Persönlichkeit? Sind die Gangmitglieder jetzt liebenswerte Rebell:innen oder einfach kalte Auftragskiller? Warum wirft Riris Mutter ihr vor, sich zu sehr auf ihren Anzug zu fixieren, nur um ihr gleich darauf bei einem umfassenden Neubau zu helfen?

Aber: Als Comicfan, der über die Jahre hunderte Heftchen durchgeblättert hat, bin ich "Ironheart" gegenüber recht milde gestimmt. Denn auch, wenn ich oft vor Unverständnis die Stirn gerunzelt habe, habe ich mich doch unterhalten gefühlt, denn Langeweile kommt hier tatsächlich recht selten auf.

Versöhnliches Fazit zu "Ironheart"

Achtung, ab hier folgen Spoiler zum "Ironheart"-Finale!

Das Ende, bei dem Sacha Baron Cohen mit seinem Überraschungsauftritt als Mephisto in wenigen Sekunden dem Serienbösewicht Hood komplett die Show stiehlt, hat mein Marvel-Fanherz dann ein wenig höher schlagen lassen.

Und dass Riri dann in totaler Ignoranz buchstäblich den Pakt mit dem Teufel eingeht, ist wenigstens im Einklang mit ihrer fehlenden Charakterentwicklung.

Dieses Genie hat auf seiner Heldinnen-Reise konsequent nichts dazugelernt. Um bei der Comicleser-Analogie zu bleiben, werfe ich "Ironheart" nun zu den anderen Heften und freue mich auf den nächsten Marvel-Sonderband, wo Riri hoffentlich zu einem coolen Bösewicht mutiert. So gesehen passen die auseinandergehenden Kritiken dann doch wieder.

"Hatte wirklich Angst": Fans schockiert von Konzert-Panne bei Katy Perry
Die Tour von Katy Perry sorgt zuletzt weniger mit der eigentlichen Show und dafür mehr wegen ihrer ungeplanten Zwischenfälle für Gesprächsstoff. Wie auch jetzt wieder: Die Sängerin entgeht nur knapp einem gefährlichen Bühnen-Sturz.

"Ein neuer Tag, eine neue Panne" muss aktuell wohl das Motto von Katy Perry sein. So gibt es kaum ein Konzert der US-Amerikanerin, das es nicht in die Schlagzeilen schaffte. In den vergangenen Monaten sorgte sie mit skurrilen Aussagen, emotionalen Ausbrüchen oder ungeplanten Missgeschicken für Aufsehen. Letzteres Portfolio wird nun erweitert.

Zur Story