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"Ironheart"-Kritik: Neue Marvel-Serie schöpft ihr Potenzial nicht aus

Mit "Ironheart" will Marvel wieder einen Hit landen.
Mit "Ironheart" will Marvel wieder einen Hit landen.Bild: Disney
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Neue Marvel-Serie "Ironheart" macht Hoffnung – trotz massiver Schwächen

Kann die MCU-Serie, die mehrere Jahre auf einen Release warten musste, zumindest gedämpfte Erwartungen zufriedenstellen? Leider eher nicht. Ein Fall für den MCU-Giftschrank ist sie aber auch nicht.
26.06.2025, 13:2626.06.2025, 13:29
Roman Maas
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Mit "Ironheart" startete am 25. Juni 2025 die Miniserie um Riri Williams, die bereits in "Black Panther: Wakanda Forever" zu sehen war. Disney+ strahlt die insgesamt sechs Folgen in zwei Blöcken aus, die finalen drei Episoden folgen am 2. Juli.

Der Anfang der Serie ist einerseits geprägt von Schwächen und doch gibt es noch Hoffnung, dass sich das Dranbleiben am Ende lohnt.

"Ironheart": Darum geht es

Das junge Tech-Genie Riri Williams (Dominique Thorne) hat ein großes Ziel: Sie will in die Fußstapfen ihres Vorbilds Tony Stark treten und einen fliegenden Kampfanzug entwickeln, der dem des Iron Man mindestens ebenbürtig ist.

Sie hat sogar bereits einen Prototypen, der ganz gut funktioniert – und einen Studienplatz an der prestigeträchtigen MIT-Universität in Chicago. Allerdings sorgt sie dort für mehr Wirbel, als es der Dekanin lieb ist, und so wird sie exmatrikuliert und muss zwangsweise zurück zu ihrer Mutter ziehen.

Leider erwarten sie dort nicht nur ungewollte familiäre Aufmerksamkeit, sondern auch traumatische Erinnerungen an den gewaltsamen Tod ihres geliebten Stiefvaters Gary und ihrer besten Freundin Natalie (Lyric Ross).

Um ihren Iron-Man-Traum zu finanzieren, lässt sich Riri von dem zwielichtigen Parker "Hood" Robbins (Anthony Ramos) rekrutieren. Gemeinsam mit einer bunten Außenseiter-Crew führt sie für ihn Sabotageakte gegen superreiche Tech-CEOs durch.

Unterstützt wird sie von einer KI, die eine Nachbildung von Natalie ist, und dem mysteriösen, unbeholfenen Ezekiel Stane (Alden Ehrenreich), der in seinem Bunker voller High-Tech-Waffen eigene Pläne schmiedet.

Als Riri dann einen letzten Auftrag für Hood erledigen soll, beschließt sie, diesen zu hintergehen, um an das Geheimnis seines magischen Umhangs zu kommen. Allerdings geht dabei so einiges schief.

"Ironheart": Vieles passt nicht zusammen

Leider schwächelt die Geschichte in den ersten drei Folgen an vielen Stellen. So wird nie richtig klar, warum sich Riri, die heldenhafte Absichten hat, erst an ihrer Elite-Uni zu Betrügereien greift und sich danach vom erstbesten Gangster, der mit ein paar Dollarnoten wedelt, kaufen lässt.

Zwar ist ein Thema von "Ironheart", dass Riri auf ihrer Reise auf die schiefe Bahn gerät. Aber ihre Figur hat weder etwas Schurkenhaftes an sich, noch ist die Figur naiv angelegt – und so wirkt ihr ganzes Verhalten nie besonders glaubwürdig.

Riris Motivation, sich der rebellischen Hood-Gang anzuschließen, wird lediglich damit begründet, dass sie Geld für ihren Anzug braucht.

Und auch ihre neuen "Freund:innen" in Hoods Gang bleiben abgesehen von aufgesetzten Klischee-Mischungen (exzentrische Hacker-Queen, crazy-cute Pyromanin, liebevolles, aber schlagfertiges Underground-Fighter-Pärchen) leider sehr oberflächlich, sodass man keine von ihnen in den ersten Folgen richtig liebens- oder hassenswert finden kann.

Die großen Action-Sequenzen der ersten Serienhälfte sind die beiden Heists, die Ironheart mit Hoods Crew durchführt. Diese können vor allem durch ihre futuristisch designten Set Pieces unterhalten – einmal ein unterirdisches Elektroauto Netzwerk, wie es sich Elon Musk erträumt haben könnte, und dann eine Mischung aus Bohrinsel und Gewächshaus, wo botanische Experimente stattfinden.

Warum das angriffswürdige Ziele sein sollen? Das wird jeweils in eingeworfenen Nebensätzen abgehandelt: weil die unterirdischen Tunnel wohl "Nachbarschaften zerstören" und weil die Tech-getriebene Erhaltung von Pflanzensamen irgendwie dazu führt, dass "kleine regionale Bauern pleitegehen".

Wo berechtigte Kritik an Mega-Konzernen hätte stattfinden können, kommen leider nur dünne Phrasen raus.

Storygetriebene Spannung kommt auch kaum auf. Eher fragt man sich, ob eine Drehbuch-KI von 2003 die Missionen geschrieben hat. So lautet die erste Aufgabe für Ironheart, einen USB-Stick mit einem Hacker-Virus in einen Zugangspunkt einzustecken, sobald sie "drin" ist. Hat man so was schonmal gesehen? Ja, viel zu oft.

"Ironheart": Disney-Serie macht trotz Fehlern Hoffnung

Besser gelungen ist hingegen die Beziehung von Riri zu der KI N.A.T.A.L.I.E. Riri hat diese als Assistentin für ihren Iron Suit entwickelt, und dafür ihre eigenen Gehirnwellen als Basis genommen.

Das Ergebnis ist ein Hologramm, das in Aussehen und Verhalten exakt ihrer Freundin Natalie entspricht, die bei der Schießerei getötet wurde, bei der auch ihr Stiefvater Gary ums Leben kam.

Lyric Ross spielt die KI-Agentin mit Witz und Charisma und harmoniert prima mit Dominique Thorne. Dazu greift diese Storyline die aktuelle Frage auf, wie emotional eine Beziehung von Mensch und KI sein sollte.

Die Serie schwächelt zwar am Anfang etwas, aber es wird auch deutlich, dass die Geschichte in den letzten drei Folgen noch in die Tiefe gehen wird. Besonders die düstere Motivation von Hood und die Entwicklung von Ezekiel, der sich als Sohn eines alten Iron-Man-Feindes entpuppt, sorgen dann doch dafür, dass man gerne dran bleiben will.

Prinzipiell hat die Idee hinter "Ironheart" großes Potenzial. Eine Heldin, die als von Armut betroffene Person of Color zwar hochbegabt aber strukturell benachteiligt ist, und sich dann einer Gruppe Krimineller anschließt, um sich an der Milliardärs-Kaste zu rächen. Allerdings war man nicht mutig genug, dies konsequent durchzuziehen.

"Ironheart": Turbulente Produktion

"Ironheart" hatte mit zahlreichen Produktionsschwierigkeiten zu kämpfen. Die Dreharbeiten begannen bereits 2022, die Vorproduktion sogar schon 2020.

Damals läutete das MCU die Post-"Avengers: Endgame"-Phase ein, in der die Fackel der großen Held:innen um Iron Man und Captain America an eine junge und diverse Generation weiter getragen werden sollte.

Aber dann kamen die Corona-Pandemie und der Streik in Hollywood, wodurch sich viele Produktionen verzögerten.

Das Ergebnis war viel lieblose Massenware im Disney-geführten MCU. Zahlreiche Projekte floppten, darunter "Eternals", "Ant-Man and the Wasp: Quantumania" und "The Marvels". "Ironheart" ist also ein Produkt aus dieser wenig erfolgreichen Phase, und das merkt man der Serie leider auch an.

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