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"One Battle After Another" mit Leonardo DiCaprio floppt wohl – aber das ist egal

Leonardo DiCaprio zeigt sich in "One Battle After Another" wohl so uneitel wie nie.
Leonardo DiCaprio zeigt sich in "One Battle After Another" wohl so uneitel wie nie.Bild: Warner Bros.
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"One Battle After Another" wird wohl ein Flop – aber das ist vollkommen egal

Gefühlt alle sprechen gerade über diesen Film, aber vergleichsweise wenige haben ihn bislang gesehen. "One Battle After Another" sollte dazu animieren, die Definition eines Kino-Flops anders zu denken.
30.09.2025, 11:4730.09.2025, 11:47

Immer wieder ist die Rede von maximal einer Handvoll "letzter Filmstars", die allein durch ihren Namen ein Millionenpublikum anziehen. Die Wahrheit ist aber wahrscheinlich: So einfach ist und war es noch nie. Wenn sich Tom Cruise beim Schlafen filmen lässt, wird das sehr sicher nicht 300 Millionen Dollar einspielen. Am Ende braucht es auch die gute Geschichte.

Aktuell wird der romantische Mythos durch "One Battle After Another" dekonstruiert. Viele handeln ihn bereits als praktisch sicheren Oscar-Gewinner 2026, aber das ganz große Publikum zieht er auch mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle bislang nicht ins Kino, während sich die Kritiken vor Lob überschlagen.

Über die Gründe wird eifrig spekuliert und geschrieben, wobei das Wesentliche oft untergeht: Was ist, wenn Warner einen Flop (finanzieller Art) schon einkalkuliert hat, und am Ende für das Studio etwas ganz anderes zählt?

Was ist das Problem mit "One Battle After Another"?

Im Film steht DiCaprio als linker Revolutionär namens Bob Sean Penn gegenüber, der den ultrarechten Colonel Lockjaw verkörpert. Lockjaw wird am Ende selbst Opfer einer faschistischen Struktur, aber der Film lebt vom Katz-und-Maus-Spiel.

Nach einer ersten Konfrontation hat es der Antagonist Jahre später nämlich nicht nur auf Bob, sondern auch auf dessen Tochter Willa abgesehen, um die sich der Aktivist kümmert. Das Schicksal seiner Partnerin Perfidia, Willas Mutter, ist lange Zeit nicht wirklich klar.

Kurz gesagt ist der Film trotz seiner Laufzeit von 162 Minuten extrem unterhaltsam, mit einem Budget von circa 170 Millionen US-Dollar hat Warner für das Projekt auch tief in die Tasche gegriffen.

Laut "Variety" spielte "One Battle After Another" in den ersten Tagen nach Kinostart weltweit aber "lediglich" 22 Millionen Dollar ein. Das spricht auf den ersten Blick dafür, dass das Studio ein gewaltiges Problem hat.

Um auch nur die Ausgaben inklusive Marketing auszugleichen, müssten am Ende schon 300 Millionen Dollar zusammenkommen. So weit die nackten Zahlen.

Warner wird "One Battle After Another" nicht bereuen

Auf Reddit schieben einige Personen die Schuld auf die Promo. Der Trailer habe demnach nicht wirklich greifbar machen können, worum es überhaupt geht.

Hinzukommt, dass sich der Film als Allegorie auf die USA lesen lässt, also eine politische, zeitgeistige Schlagseite hat. Die ersten Kritiken waren überwiegend darauf fixiert. Damit schreckt er in einem hoffnungslos gespaltenen Amerika potenziell schon einmal viele von vornherein ab.

Letztlich sind die Gründe aber nachrangig, denn einiges spricht dafür, dass "One Battle After Another" einen langen Atem und sogar mehrere Runs im Kino haben könnte. Spätestens, wenn die Oscar-Saison beginnt, dürfte das Interesse neu aufflammen und über Monate hinweg kommt womöglich noch einiges zusammen.

Doch selbst, wenn der Film der Flop wird, nach dem es gerade aussieht, vergießt Warner sicher keine Tränen. Für das Studio zählt etwas anderes (und ja, das klingt seltsam!) manchmal mehr als der Profit, der sich in Zahlen messen lässt. Es geht um Prestige.

Paul Thomas Anderson war nie ein Regisseur, der große Kassenschlager lieferte und doch zählt er für die große Mehrheit der Kritik zu den fünf bedeutsamsten lebenden Filmschaffenden. "Magnolia", "Boogie Nights" und "There Will Be Blood" haben ihren Platz im Olymp sicher. Seine Werke sind manchmal sperrig, fordernd, aber inhaltlich immer universell.

TL;DR: Anderson ist so gut, dass er nicht an Einnahmen gemessen wird. Er steht quasi im Auge des kapitalistischen Hurrikans. Wenn Steven Spielberg und Martin Scorsese eines Tages nicht mehr da sind, trägt er die Fackel.

FILE - Director Paul Thomas Anderson poses at the premiere of a 4K restoration of the 1959 film "Rio Bravo" on the opening night of the 2023 TCM Classic Film Festival in Los Angeles on April ...
Paul Thomas Anderson darf machen, was er will.Bild: Invision / Chris Pizzello

An der Stelle muss also eine Lanze für Warner gebrochen werden, da das Studio klug wirtschaftet. Für die Chefs zählt das Gesamtbild, welches weiterhin stimmen dürfte.

Auf einen "Flop" wie "One Battle After Another" kommt eben fast immer ein Mega-Hit wie der Minecraft-Film, der ein komplett anderes und vor allem größeres Publikum erreicht. Dass das Studio beides fordert und fördert, ist nicht selbstverständlich – siehe Disney, wo die Flut an Remakes und Spin-offs kein Ende zu nehmen scheint.

Wer anspruchsvolle Filmkunst liebt, sollte – gleichwohl es oft verlockend ist – Franchise-Ware von der Stange also nicht per se verteufeln, denn sie bringen das Geld ein, das ein Paul Thomas Anderson im Anschluss "verschleudern" darf. Selten ist Dekadenz so gerechtfertigt.

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