Es war eine der bizarrsten Geschichten abseits des Spielgeschehens bei der EM 2024: Youtuber Marvin Wildhage hatte sich mit einer großangelegten Aktion in die Münchener Allianz-Arena geschmuggelt. In dem Stadion fand das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland statt.
Wildhage, dem bei Youtube 965.000 Menschen folgen, hatte für den Streich eine Nachbildung des EM-Maskottchens Albärt in China anfertigen lassen. Er habe Lücken im Sicherheitskonzept aufdecken wollen. Und das Video hatte angeblich Auswirkungen: Die Sicherheitsmaßnahmen seien anschließend verschärft worden.
Wildhages Albärt-Version war von dem Original kaum zu unterscheiden. Zudem sicherte er sich den Zugang mit eigens erstellten Dokumenten.
Und so ging die Aktion lange auch gut – Wildhage schaffte es in den Innenraum. Irgendwann allerdings wurde seine Tarnung aufgedeckt, Wildhage und ein Partner wurden mehrere Stunden festgehalten.
Das Video veröffentlichte der Youtuber trotzdem – und trotz Drohung durch die Uefa. In einem Verfahren werden ihm jetzt mehrere Vergehen vorgeworfen. Die finanziellen Schäden sind aber schon vor Ausgang des Prozesses deutlich spürbar.
Im Youtube-Format "TV Strassensound" sprach Wildhage über das laufende Verfahren und enthüllte seine wirtschaftlichen Schäden. "Ich habe nach der Uefa-Aktion ein paar Werbe-Verträge verloren", erklärte er. Dazu gehörten "zwei meiner potenziellen Kunden, die auch mit der Uefa zusammenarbeiten." Für den Rückzug dieser Partner bringt er Verständnis auf.
Das sei bei der Entscheidung eines anderen Kunden nicht so gewesen: "Zeitgleich, das hat weniger mit der Uefa zu tun, da ist mir ein anderer Werbepartner abgesprungen, aus irgendwelchen Befindlichkeiten, die ich überhaupt nicht nachvollziehen kann."
Überhaupt wird Wildhage bei der Summe der entstandenen Verluste ernster: "Und man muss sich einfach mal vor Augen [führen], wenn man so aufs Papier guckt: 'Fuck, 140.000 Euro verloren.' Weil einfach Werbepartner abgesprungen sind, von denen ich abhängig bin." Mit den Geldern hatte er kalkuliert, entsprechend will er bei der Planung seiner kommenden Projekte nun vorsichtiger sein.
Gegen Wildhage und zwei seiner Mitarbeiter läuft ein Verfahren, das von der Uefa angestrengt wurde. Es geht um Hausfriedensbruch, Urkundenfälschung und das Erschleichen von Leistungen.
"Macht euch keine Sorgen", habe er seinen Mitarbeitern versichert. "Egal, was da finanziell auf euch zukommt, ich stehe dafür ein." Die Anwälte seien bezahlt. Das Maskottchen-Kostüm durfte der Youtuber übrigens nicht behalten.