Am vergangenen Samstag war Nena zu Gast in der Show "Das große Schlagerjubiläum 2022 – Auf die nächsten 100!" von Florian Silbereisen in der ARD. Sie überraschte den Moderator und performte "Wunder gescheh'n". Während sich Silbereisen riesig über seinen Gast freute, hagelte es im Netz massig Kritik. Zahlreiche User:innen auf Twitter und in anderen sozialen Netzwerken beschwerten sich über den Auftritt der Künstlerin. Denn Nena hatte in der Vergangenheit mit Aussagen zu den Corona-Maßnahmen für Wirbel gesorgt.
Nena scheint die Kritik allerdings wenig zu schaden, ihre noch in diesem Jahr stattfindenden Konzerte in Dänemark sind ausverkauft. Einem anderen Künstler hingegen setzen die negativen Schlagzeilen rund um die Sängerin sehr wohl zu. Der deutsch-türkische Sänger Uriel Salnaitis sagt: "Ich leide mit!" Er hat zwei Songs von Nena gecovert, mit denen er dieses Jahr auch in Deutschland durchstarten wollte, doch diese Lieder würden seit dem Eklat überall boykottiert werden, sagt er watson.
Schon vor rund anderthalb Jahren habe er sich die Songs "Mach die Augen auf" und "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" zum Covern ausgesucht und die Aufnahmen gemacht. Das war, noch bevor Nena vergangenes Jahr erstmals mit ihrer Kritik an den Corona-Maßnahmen an die Öffentlichkeit ging.
"Als dann 2021 die Kritik kam und sie auf einem Konzert geäußert hat, man solle sie mit der Polizei von der Bühne holen, habe ich gemerkt, dass die Zusammenarbeit mit beispielsweise Radiosendern überhaupt nicht mehr funktionieren", sagt Uriel Salnaitis, der sowohl auf Deutsch als auch auf Türkisch singt, im Interview mit watson und fügt an:
Für den Künstler, der auf Instagram über 1,1 Millionen Follower:innen hat, ist das ein harter Schlag – auch finanziell. Dabei lief es für Uriel Salnaitis in der Türkei zunächst auch mit den Nena-Coversongs bestens. Mit dem Track "Mach die Augen auf" schaffte er es in den türkischen iTunes-Charts sogar zwischenzeitlich auf Platz eins. "Das hat es noch nie gegeben, dass ein deutscher Song in der Türkei in die Top Ten reinkommt", sagt er.
Aber in Deutschland habe man ihn dann sitzenlassen. "Keiner hat den Song gespielt, keiner wollte mit Nena etwas zu tun haben. Die Leute lehnen das komplett ab – und ich spüre das jetzt", ärgert er sich. Es seien sogar einige Konzertabsagen gekommen. "Jetzt gerade erst wieder wurde mir ein Auftritt abgesagt. Der Grund waren wieder die aktuellen Berichte über Nena", stellt er klar.
Selbst in der Türkei würde sich der Eklat rund um Nena mittlerweile bemerkbar machen. "Da merke ich auch, dass es den Bach runtergeht." Die Clubs in der Türkei hätten mittlerweile Angst, seine Songs zu spielen, sagt Salnaitis, weil dann geglaubt werden könnte, er würde auf der Bühne eventuell ähnliche Aussagen tätigen, wie Nena es vergangenes Jahr getan hat.
Der Musiker, der mit Nena-Liedern groß geworden ist und schon in der Kindheit ein großer Fan der Sängerin war, will sich nun erst einmal nicht weiter ihren Songs widmen. Selbst ein bereits produziertes Cover lässt er vorerst unter Verschluss. "Wir trauen uns nicht, den jetzt zu vermarkten. Der Release wäre eigentlich für November oder Dezember geplant gewesen", ergänzt er und macht deutlich:
Wenn es um die Pandemie und die Corona-Maßnahmen geht, sei er völlig anderer Meinung. "Die Impfung gehört dazu und wir müssen auch das wahrnehmen, was momentan auf der Welt passiert. Natürlich muss man sich an die Regeln halten. Ich habe selbst zwei Kinder und ich möchte auch nicht, dass, wie es in der Pandemiezeit war, ohne Maske rumgelaufen wird", macht er im Gespräch mit watson seinen Standpunkt deutlich.
"Als Künstler sollte man sich mit seiner politischen Meinung zurückhalten und nicht hetzen. Das geht nicht", adressiert er in Richtung Nena. Für den Musiker steht fest: "Je mehr Nena Druck macht mit ihren Äußerungen, umso mehr leide ich hier."