2017 wurden erstmals schwere Anschuldigungen gegen den einstigen Filmproduzenten Harvey Weinstein laut: Mehrere Frauen warfen ihm Sexualvergehen vor. Der Fall weitete sich zu einem Skandal aus und leitete schließlich die MeToo-Bewegung ein, durch die sich Opfer von sexueller Gewalt seit dem Gehör verschaffen. Im März 2020 wurde Weinstein zu 23 Jahren Haft verurteilt.
Der Film "She Said" bringt die Akte Weinstein nun auch auf die Kinoleinwand, basierend auf dem gleichnamigen Sachbuch von Jodi Kantor und Megan Twohey. Ein von den Journalistinnen veröffentlichter Enthüllungsartikel hatte den Fall überhaupt erst der Öffentlichkeit zugeführt.
Vor dem deutschen Kinostart am 8. Dezember ist das Drama bereits in den USA angelaufen. Hier zeigt sich die Mehrheit der Kritikerschaft sehr angetan.
Mit Maria Schrader zeichnet eine deutsche Filmemacherin für die Regie verantwortlich. Zwar handelt es sich um eine US-Produktion, doch die 57-Jährige schaut von außen auf den Fall – und diese Distanz scheint dem gesamten Film gut zu tun.
Tatsächlich sind Kantor und Twohey auch hier die Protagonistinnen, verkörpert werden sie von den Stars Zoe Kazan beziehungsweise Carey Mulligan. Das Publikum erlebt die Geschichte durch ihre Perspektive, als sie versuchen, Opfer von Weinstein zum Gang an die Öffentlichkeit zu überreden. Somit ist es am Ende insbesondere auch ein Film über den potentiellen Einfluss von investigativem Journalismus nach Vorbildern wie "Die Unbestechlichen" und "Spotlight".
Dabei ist "She Said" das Gegenteil von effekthascherisch. "Keine unnötigen Nachstellungen von Gewalt, keine Entsetzen erregenden Höhepunkte", schreibt beispielweise Sara Stewart von "Book & Film Globe" – und bezeichnet das Gesamtergebnis als "fesselnd".
In eine ähnliche Kerbe schlägt die Kritik beim "Guardian". Hier wird Schraders Regie anerkennend als "unprotzig" bezeichnet. "Ich bewundere die Art und Weise, wie 'She Said' dem Journalismus in Filmen den klischeehaften Macho-Unsinn nimmt", wird Peter Bradshaw noch konkreter.
An anderer Stelle wird der Streifen für seine Schnörkelosigkeit gelobt. Der "Financial Times"-Autor Danny Leigh gerät ins Schwärmen:
Donald Clarke von der "Irish Times" lobt daneben die Zwischentöne, die der Film anschlägt: Für ihn kommenden die Protagonistinnen trotz ihrer Errungenschaften als "normale Menschen" rüber, die "alltägliche Fehler" machen.
Nicht alle jedoch von Maria Schraders Werk überzeugt, denn der deutlich über zwei Stunden lange Film verlangt dem Publikum auch einiges an Sitzfleisch ab. Laura Venning von "Little White Lies" nennt den Stil sogar "langweilig".
Die Kritik bei "New Statesman" geht ebenfalls hart mit der Adaption ins Gericht. Es gebe "nicht einen Moment der Anspannung oder Angst". Man frage sich daher, was überhaupt auf dem Spiel stehe.