Es kommt nicht allzu häufig vor, dass im Blockbuster-Segment gewagte Experimente tatsächlich aufgehen. "Spider-Man: Across the Spider-Verse" war so ein Fall. Die Fortsetzung von "Spider-Man: A New Universe" verbindet einen extrem aufwendigen Animationsstil mit einer komplexen Multiversums-Erzählung und breitet nebenbei auch noch eine tiefgreifende Trauma-Geschichte aus.
"Spider-Man: Across the Spider-Verse" war eine künstlerische wie wirtschaftliche Errungenschaft. Kritiker:innen und Fans feierten das kollaborative Werk, an dem hunderte Zeichner:innen mitarbeiteten (an den Arbeitsbedingungen gab es auch Kritik).
An den Kinokassen spielte der Film weltweit 680 Millionen US-Dollar ein, nach wie vor hält er bei "Rotten Tomatoes" einen Bewertungsschnitt von 95 Prozent Zustimmung, sowohl bei Fans als auch bei Kritik.
Am Sonntagabend zeigte ProSieben "Spider-Man: Across the Spider-Verse" zwei Jahre nach Kinostart erstmals im Free-TV – zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Der unausweichliche nächste Erfolg, oder? Nicht ganz.
"DWDL" hat die Quoten vom Sonntagabend ausgewertet und einen Zuschauerschnitt von 1,3 Prozent ermittelt. In totalen Zahlen bedeutet das eine Reichweite von 260.000 Zuschauer:innen.
Zum Vergleich: In der Vorwoche kam selbst der bei Filmfans eher unbeliebte "Terminator: Dark Fate" auf 100.000 Zuschauer:innen mehr. An dem Tag musste sich ProSieben zudem gegen starke Fußballkonkurrenz behaupten. Die gab es am Sonntag nicht. Die Konkurrenz war überschaubar, fast alle Sender setzten auf Filme, teilweise auf Wiederholungen.
Die 260.000 Zuschauer:innen für "Spider-Man" sind laut "DWDL" ein Tiefpunkt in der Filmpremieren-Geschichte von ProSieben. Im Archiv des Magazins lasse sich kein Film finden, der vergleichbar miese Zahlen lieferte. Ein Zeitraum von 13 Jahren werde dabei erfasst.
Es gibt verschiedene Erklärungsansätze für dieses Ergebnis, und sie alle haben nichts mit der Qualität des Films zu tun. Da wäre das ausnehmend gute Wetter am Sonntagabend, einer der wenigen sonnigen Wochenendtage im Juli.
Dazu kommt die Zielgruppe, die der Film anspricht. Die ist im Kern zwischen zehn und 25 Jahre alt und weiß wahrscheinlich gar nicht, wie man ProSieben schaut und dass es sowas wie TV-Premieren überhaupt gibt. Wer sich für den Film interessiert, dürfte ihn schon bei Netflix oder eben im Kino gesehen haben.
Das passt auch zu den Zahlen: Die meisten Film-Zuschauer:innen fand unter den Privatsender am Sonntag "Stirb langsam: Jetzt erst recht".
Es war kein gutes Wochenende für die "Spider-Verse"-Reihe. Der zweite Film endete auf einem Cliffhanger, die Fortsetzung wurde quasi mit dem Start angekündigt, seither aber mehrfach verschoben.
Ursprünglicher Termin war der März 2024 (nun ja). Sony passte den Start schließlich auf den 4. Juni 2027 an, also knapp vier Jahre nach dem Vorgänger. Dieser Termin wurde am Wochenende nochmal um drei Wochen verschoben. Stand jetzt kommt "Spider-Man: Beyond The Spider-Verse" am 24. Juni 2027 in die Kinos.