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Pride Month: Dragqueen Bambi Mercury hat überraschende Erkenntnis über Queer Joy

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Dragqueen Bambi Mercury war 2019 bei Heidi Klums TV-Show "Queen of Drags" dabei und ist heute bekannte DJane.Bild: imago images/eventfoto54
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"Es sieht einfacher aus, als es ist": Drag-Artist Bambi Mercury über Queer Joy

26.06.2023, 07:3426.06.2023, 12:30
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Wenn jemand für Queer Joy steht, dann sie: Bambi Mercury ist eine der bekanntesten deutschen Dragqueens. Sie wurde bekannt als Kandidatin in Heidi Klums TV-Show "Queen of Drags", saß bei RTL in der Jury von "Viva la Diva" und legt in nationalen Clubs und im Ausland als DJane auf. Auf ihren Partys und auch in Fernsehsendungen versprüht sie Queer Joy, also das positive Gefühl, wenn Queerness offen, voller Freude und auch mit Stolz ausgelebt wird. Für sie persönlich ist Queer Joy allerdings nicht durchgehend positiv besetzt. Ihre ganz persönlichen Gedanken dazu hat sie in einem Gastbeitrag für watson aufgeschrieben:

Dragqueen Bambi Mercury über Queer Joy:

"Es war ein langer Prozess, zu mir selbst zu stehen oder erst einmal selbst zu mir zu finden. Mit Joy hatte das anfangs also nicht viel zu tun.

Das dauerte. Inzwischen lebe ich diese Authentizität. Ich bin jeden Tag ich selbst, ohne mich zu verstecken. Offen homosexuell leben – das ist das eine.

Und dann kam irgendwann die zusätzliche Persönlichkeit, Bambi Mercury dazu. Wir teilen uns einen Körper und ein gemeinsames Leben. Als Drag-Artist hat mir diese Rolle viele Türen geöffnet und mich zu einem selbstbewussten Menschen gemacht.

Queer Joy – was das für mich heißt

Als Bambi trage ich aufwendige Kostüme, lege auf Partys auf. Manchmal ist es schon wahnsinnig verrückt, wie oft ich am Reisen bin, wie viele tolle Menschen ich kennenlernen darf und dass ich damit auch mein Geld verdiene. Doch auch das ist natürlich nicht immer nur 'Joy'.

"Was soll man da anderes tun, als sich ein dickes Fell anzulegen? Selbstschutz ist wichtig."

Die Wahrheit ist: Es sieht einfacher aus, als es ist. Aber es ist mit sehr viel Stress und Arbeit verbunden und ist nicht gerade günstig. Ich gehe selbst kaum feiern, lege aber sehr gerne auf. Mich macht es glücklich, zufriedene Menschen zu sehen, wie sie zu meinem Klangteppich tanzen und sich einfach treiben lassen.

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Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich dadurch noch nie Probleme hatte. Natürlich gibt es auch genügend Menschen da draußen, die meinen, offen schwul zu leben und nie Probleme gehabt zu haben. Ich sage dazu nur: cool! Schön, dass du so privilegiert bist. Aber ich kenne das auch anders.

Klar, viele sind genervt vom Regenbogen und Prides und Co. Und sie zeigen das auch. Aber solange wir nicht in Ruhe und Frieden leben können, wird es immer im Fokus stehen. Wir sind noch lange nicht dort angekommen, wo wir eigentlich sein sollten.

Wie geht man mit Anfeindungen um?

Was soll man da anderes tun, als sich ein dickes Fell anzulegen? Selbstschutz ist wichtig. Und bei Hass im Netz und im Alltag? Da hilft nur anzeigen!

Es war schon immer ein Teil der Gesellschaft und es ist immer ein Kampf gegen Windmühlen. Ein paar Jahre machen wir Fortschritte bezüglich Rechte und Gesetze und dann fällt man wieder Jahrzehnte zurück, da es genügend Menschen mit rechtem Gedankengut gibt, die genügend Falschinformationen streuen und es queeren Menschen schwer machen.

Was sich seit den 90ern verändert hat für queere Menschen

Ich bin aufgewachsen in den 90er Jahren. Glücklicherweise hat sich seitdem schon viel getan. Gerade in den letzten Jahren. Ich denke, dass vielen nach der Pandemie erst bewusst geworden ist, wie wichtig Safe Spaces für unsere Community sind. Nicht jeder Mensch hat das Privileg, ein unterstützendes Umfeld oder Familie zu haben und ist darauf angewiesen, Freunde und Co. in Clubs, Bars und anderen Einrichtungen zu treffen.

Natürlich haben wir auch den Luxus, Social Media zu nutzen und somit gut vernetzt zu sein. Selbst Repräsentation ist heute stärker, als noch in den 90er Jahren. Ob es Künstler:innen oder Serien sind. Das macht schon sehr viel aus.

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Und auch für mich persönlich war es ein langer Entwicklungsprozess. Durch Projekte, in denen ich zu sehen oder beteiligt war, bin ich eine Identifikationsfigur für andere Menschen und komme auch durch meine Online-Plattformen mit ihnen ins Gespräch. Ich selbst hatte damals so gut wie keine Bezugspersonen und war mehr auf mich selbst gestellt und habe mich sehr lange und oft alleine gefühlt. Heute gibt es viel mehr Möglichkeiten, sich aufzuklären oder generell, sich Anlaufstellen zu suchen.

Je größer mein Bekanntenkreis wurde, desto mehr konnte ich mich mit vielen anderen Menschen und deren Geschichten austauschen. Ich habe viel dazugelernt und tue es heute noch. Ich versuche natürlich auch durch meine Plattformen andere Menschen, die nicht in meiner Bubble beziehungsweise Community leben, aufzuklären oder deren Fragen zu beantworten.

Ein Teil einer Community zu sein, die mich supportet und denen ich auch etwas zurückgeben kann, bedeutet mir viel."

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