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"Tatort"-Star Jasna Fritzi Bauer prangert Missstände in der Filmbranche an

Jasna Fritzi Bauer beim Montblanc UltraBlack Collection Launch im The Feuerle Collection in Berlin am 15.09.2021 *** Jasna Fritzi Bauer at the Montblanc UltraBlack Collection Launch at The Feuerle Col ...
Jasna Fritzi Bauer äußerte sich über die Zustände in der Filmbranche.Bild: imago images/Gartner
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Jasna Fritzi Bauer über Missstände an deutschen Filmsets: "Qualität leidet unter der Quantität"

29.05.2023, 13:14
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Jasna Fritzi Bauer zählt zu den größten Schauspielstars in Deutschland. Die 34-Jährige ist seit 2021 Kommissarin im Bremer "Tatort". Neben der Schauspielerei ist sie allerdings auch immer mehr in Unterhaltungssendungen zu sehen. Von "Masked Singer" über "Wer stiehlt mir die Show?" bis zu "Thats My Jam".

Um diese Bandbreite geht es natürlich auch im Interview mit watson, das sie uns bei dem Nachhaltigkeits-Event "Green Actors Lounge" in Berlin gegeben hat. Ganz klar kreidet sie aber außerdem Missstände in der deutschen Filmbranche an und zeigt auf, was sich dringend verändern muss.

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Watson: Starten wir mal mit dem, was immer besser läuft im deutschen Film. Wie nachhaltig sind Filme heute schon?

Jasna Fritzi Bauer: Es gibt schon viele Ansätze für eine nachhaltige Filmproduktion. Die Flüge werden eingeschränkt. Innerhalb von Deutschland wird gar nicht mehr geflogen, auch nicht in europäische Länder, wenn es geht. Stattdessen sollte man viel Zug fahren oder auf elektrische Autos umsteigen. Es gibt auch viele Maßnahmen am Set. Es gibt keine Pappbecher, keine Plastikbecher mehr, jeder bekommt seinen eigenen Becher. So etwas kann man auch selbst initiativ vorschlagen, denn das gibt es bei vielen Filmproduktionen noch nicht.

Derzeit wird über Zustände an deutschen Film-Sets debattiert, nachdem Vorwürfe gegen Til Schweiger laut wurden. Wie erlebst du die Situation an Sets in Deutschland?

An dieser Diskussion ist viel Richtiges dran und viele Sachen werden einfacher beschrieben oder sehen anders aus, als sie eigentlich sind. Ich glaube, der Fisch stinkt immer vom Kopf. Es muss sich in unserer Branche noch sehr viel verändern, wie auch in vielen anderen Bereichen. Es gibt noch viele Missstände, die hoffentlich nach und nach aufgearbeitet werden.

"Es fehlt Geld, um mehr Produktionszeit zu haben."

Welche Missstände hast du persönlich erfahren?

Besonders mit Blick auf den Arbeitsschutz und das Arbeitsrecht werden die Missstände deutlich. Wir haben keine Gewerkschaft, die Arbeitszeiten werden wirklich wahnsinnig oft überzogen. Das hat auch Kollegin Nora Tschirner gesagt. Die Qualität leidet unter der Quantität. Dadurch, dass wir so viel in so wenigen Tagen schaffen müssen, müssen wir so viele Überstunden machen. Man weiß, dass die Leute müde werden und nicht mehr so können, wie sie wollen. Dann passieren Unfälle. Es fehlt Geld, um mehr Produktionszeit zu haben. Wir sollen aber schneller produzieren, damit wir schneller fertig werden.

Nora Tschirner ist als eine der Ersten aufgestanden und hat darüber öffentlich gesprochen. Sie fordert ein neues, faires Filmsystem. War das überfällig, den Stein ins Rollen zu bringen?

Ehrlich gesagt gibt es diese Diskussion untereinander schon lange. Dass das jetzt durch so eine schreckliche Geschichte hochgetragen wird, ist natürlich auch nicht cool. Viele Leute arbeiten schon daran und versuchen, Dinge zu verändern – vor allem kleinere oder neue Filmproduktionen. Ich glaube aber wie auch in allen anderen Branchen wird es noch Jahre dauern, bis sich etwas wirklich sichtbar verändert.

Du zählst zu den erfolgreichsten Schauspielerinnen Deutschlands. Seit 2021 bist du Kommissarin im Bremer-"Tatort". Ist diese Rolle für eine junge Schauspielerin mit einem Ritterschlag gleichzusetzen?

Ich freue mich, dass ich in so einem Epos wie dem "Tatort" ein Teil sein darf. Ich kann von mir aus gar nicht sagen, ob das mit einem Ritterschlag gleichzusetzen ist. Ich bin einfach sehr froh, dass ich so eine Rolle spielen darf. Ich hätte damit auch selbst niemals gerechnet, dass mich jemand mit 29 als Kommissarin besetzt, weil ich in eine ganz andere Schublade gesteckt wurde. Allein deshalb bin ich sehr glücklich und freue mich, dass ich hoffentlich das Format ein wenig bereichern darf.

"Ich kann mich noch mal neu erfinden, kann versuchen, mehr Jasna zu sein."

Du wirkst aber auch in unterschiedlichen TV-Shows wie "The Masked Singer" mit oder bist auch bei "That's My Jam" an der Seite von Bill und Tom Kaulitz zu sehen. Was reizt dich daran?

Es macht mir einfach wahnsinnig Spaß, in solchen Unterhaltungsformaten stattzufinden. Vor allem auch mit Leuten, die ich mag. Bill ist ein Freund von mir, er war mit mir jetzt auch bei "Wer stiehlt mir die Show?" zu sehen. Das sind Sendungen, in denen man über seine Grenzen, aus seiner Komfort-Zone hinausgeht. Da kann ich etwas ganz anderes machen als beim Dreh und das hat nichts mit meinem eigentlichen Beruf als Schauspielerin zu tun. Ich kann mich noch mal neu erfinden, kann versuchen, mehr Jasna zu sein.

Die ProSieben-Show "Wer stiehlt mir die Show?" wurde schnell erfolgreich. Was meinst du, ist das Erfolgsrezept?

Ich glaube, das Erfolgsrezept ist zum einen die Besetzung und die Firma Florida Entertainment, die dahintersteht. Die denken sich sensationelle Spiele aus, fahren ein wahnsinniges Programm auf. Natürlich gehört auch Joko zum Erfolg dazu, der das Ganze super moderiert und durch den Abend führt. Die sind einfach Profis, machen das seit Jahren und haben eine Show konzipiert, die es so nicht gibt, die sich auch immer wieder neu erfindet und nicht gleich bleibt. Es gibt keine Spiele zweimal, es kommen immer andere Herausforderungen vor. Und das jetzt über so viele Staffeln.

"Generell sollte man sich da nicht so wichtig nehmen."

Besonders dort besteht aber die Gefahr, dass sich ein Promi lächerlich machen kann oder sich bei einer Frage blamiert und das dann peinlich werden könnte. Wie gehst du damit um?

In solchen Spiel-Shows ist das wirklich egal. Man muss so viel Humor haben, dass man sich über sich selbst kaputtlachen kann. Generell sollte man sich da nicht so wichtig nehmen. Natürlich ist es immer unangenehm, wenn andere denken könnten, dass man nicht so intelligent ist. Aber ich meine, das ist auch den Situationen geschuldet. Jeder Mensch, der in so einer Adrenalin-Situation ist, sagt eher mal etwas nicht so Schlaues. Ich habe gar keine Angst davor, mich zum Otto zu machen. Ich bin relativ easy going, denke ich zumindest zu sein. Manchmal ist es dann doch nicht so.

Hast du nach deinen Auftritten wie bei "The Masked Singer" auch Gegenwind erfahren?

Es gibt immer Leute, die Stress machen. Ich versuche, nicht so viel darauf zu geben. Wenn ich zum Beispiel Werbung für irgendetwas mache, wird es immer Leute geben, die das nicht wollen. Ich bin ein Mensch, der sich verändert, weiterentwickelt und der andere Bedürfnisse hat als noch vor zehn Jahren. Ich versuche mir dann vorzustellen, welche Person dort sitzt und so etwas schreibt.

Hast du Angst, aufgrund deiner Teilnahme bei Unterhaltungsshows beispielsweise als "Tatort"-Kommissarin nicht ernst genommen zu werden?

Nein, das ist auch etwas ganz anderes. Da spiele ich eine Rolle und in den Unterhaltungsshows bin ich ich. Ich habe nicht das Gefühl, dass das miteinander verknüpft wird.

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