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Weniger "Höhle der Löwen"-Deals durch die Krise? Ralf Dümmel gibt Prognose ab

Investor Carsten Maschmeyer nimmt den Lifestyle Bio-Eiskaffe von "Mary´s Iced Coffee" genau unter die Lupe.Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinku ...
Ralf Dümmel ist einer von den sieben "Löwen" aus "Die Höhle der Löwen".Bild: tvnow
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Weniger "Höhle der Löwen"-Deals durch die Krise? Ralf Dümmel gibt Prognose ab

26.09.2022, 11:0926.09.2022, 14:29
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Er gehört seit der ersten Staffel zu den Investor:innen bei "Die Höhle der Löwen": Ralf Dümmel. In dieser Zeit hat er bereits unzählige Deals an Land gezogen – und zahlreichen Gründer:innen zum Durchbruch verholfen.

Sein Wissen als Unternehmer gibt er gerne weiter – an Gründer:innen, aber auch an Schüler:innen. Denn Ralf Dümmel ist Speaker bei den Inspiration Days 2022, einem digitalen Berufsorientierungsevent – ein Interview mit den Organisatoren liest du hier.

Im Interview mit watson sprach Dümmel vor seinem Auftritt bei den Inspiration Days über die harten Zeiten, die gerade Gründer:innen bevorstehen, verriet, ob er angesichts der Energiekrise mit eigenen Investments zurückhaltender umgeht und wie er mit Rückschlägen in der "Höhle der Löwen" verfährt.

watson: Hat sich in den vergangenen Staffeln, abgesehen von der Besetzung, bei "Die Höhle der Löwen" etwas geändert?

Ralf Dümmel: In erster Linie tatsächlich die Zusammensetzung der Löwen und dadurch, dass es mehr sind, gibt es natürlich unendlich viele verschiedene Konstellationen an Löwen. Du sitzt bei den Pitches mal in dieser, mal in jener Runde zusammen. Das heißt, die Battles werden härter und die Ausrechenbarkeit der Löwen wird schwieriger.

"Die Rollen sind relativ klar verteilt."

Das heißt, es ist alles etwas offener?

Ja. Ich komme noch aus einer Zeit, in der wir fünf Löwen waren und jeder Pitch in der gleichen Zusammensetzung stattfand. Dadurch, dass aus fünf irgendwann sieben Löwen wurden, ist es schon deutlich unberechenbarer geworden. Für den Zuschauer wahrscheinlich einen Tick interessanter – für mich als Löwen schlimmer. (lacht)

V.l.: Nils Glagau, Ralf Dümmel, Judith Williams, Dr. Georg Kofler, Dagmar Wöhrl, Nico Rosberg und Carsten Maschmeyer.

Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlin ...
Die Investor:innen von "Die Höhle der Löwen".Bild: RTL/Höhle der Löwen, Die / X

Wie gehst du damit um, wenn du einen Deal nicht bekommst?

Ich respektiere und akzeptiere, wenn die Gründer sich anders entscheiden. Das ist völlig legitim. Persönlich bin ich natürlich todunglücklich, was ich aber normal finde. Denn ich mache das Angebot ja nicht zum Spaß, sondern rechne mir aus, warum es passen könnte, was ich damit vorhabe, wo man das Produkt vertreiben könnte. Deswegen brauche ich dann erstmal Zeit für mich. Wenn ich dann viel Schokolade gegessen und viel Cola Zero getrunken habe, dann geht es mir auch langsam besser. (lacht) Das Schlimmste ist auch für mich, wenn es mehrere Angebote gibt und die Gründer zum Beraten nach hinten gehen. Wenn das lange dauert, bekomme ich die Krise.

Bei dir platzen verhältnismäßig wenig Deals nach der TV-Ausstrahlung. Wie ist es aber, wenn ein Deal trotzdem mal nachträglich nicht klappt?

Ich glaube, dass meine Quote im ganzen "Höhle der Löwen"-Kosmos – es gibt das Format ja in 26 Ländern – die Beste ist. Wir liegen da in der Regel bei über 90 Prozent. Da kann sich keiner beklagen über den einen Deal, der da mal nicht zustande kommt. Aber dennoch nervt einen dieser eine dann. Man muss aber auch sagen, es hat ja einen Grund, warum es nicht zustande kommt.

"Der Grund ist ja meistens dann etwas schwerwiegender."

Und der wäre?

Es sind entweder die strategischen Ausrichtungen oder es gibt doch irgendwas, das nicht so funktioniert, wie es die Gründer zuvor gedacht haben. Auf der einen Seite ärgert es einen, dass man keine 100-Prozent-Quote hat, denn man gibt ja im Fernsehen eine Willenserklärung ab und die will man auch erfüllen. Aber der Grund ist ja meistens dann etwas schwerwiegender, wo es für beide Seiten dann Sinn macht, den Deal nicht einzugehen.

Was erwartest du von Gründer:innen, mit denen du zusammenarbeitest?

Erst einmal die normalen Tugenden: Respekt und Ehrlichkeit im Umgang miteinander. Was sie von mir erwarten können, erwarte ich ebenso von ihnen. Dann erwarte ich eine gute Diskussionskultur – und die haben wir auch. Wir brauchen keine Ja-Sager. Sie sollen ihre Meinung sagen, ich sage meine auch. Das macht eigentlich auch Spaß und deshalb habe ich zu allen Gründern auch einen sehr guten Draht. Wenn es leider doch mal scheitert, gehört der offene Austausch auch dazu. Außerdem erwarte ich den vollen Einsatz. Die Gründer müssen halten, was sie versprechen. Umgedreht können sie das von mir auch erwarten.

"Geht natürlich an keinem vorbei, auch nicht an meinen Gründern."

Wie häufig kommt es vor, dass die Erwartungen nicht genug oder nicht erfüllt werden – egal, ob aus wirtschaftlicher oder aus menschlicher Sicht?

Aus menschlicher Sicht kann ich nicht einen Fall bis jetzt nennen. Wir haben uns immer irgendwo gefunden. Natürlich ist es so, dass du mit dem einen eher ein Bier trinken gehen würdest als mit dem anderen – das ist ja immer so. Wirtschaftlich gesehen ist es so, dass man sagt, dass zehn Prozent der Start-ups nach einem Jahr in der freien Wirtschaft nicht mehr da sind. Unsere Erfolgsquote bei "Die Höhle der Löwen" hingegen ist brutal hoch – bei rund 60 Prozent. Aber zur Wahrheit gehört auch dazu: Ein Deal bei "Die Höhle der Löwen" und mit Ralf Dümmel ist eine Chance auf einen Sechser im Lotto, aber keine 100-Prozent-Garantie.

Macht sich die aktuelle Energie-Krise auch bei dir als Unternehmer und Investor stark bemerkbar?

Das macht sich natürlich bemerkbar. Ich bin der größte Optimist, aber ich glaube, dass da sehr, sehr schwere Zeiten auf uns zukommen. Und ich glaube auch leider vor allem für die Start-up-Szene, die natürlich nicht die Substanz hat wie ein alteingesessenes Unternehmen.

Handelst auch du anders bei Investitionen?

Da ich den Großteil meiner Investments bei "Die Höhle der Löwen" mache und das bereits aufgezeichnet ist – größtenteils vor dem 24. Februar, ein kleiner Teil auch danach, als man aber noch nicht wusste, was da auf einen zukommt –, hatte sich da noch nichts verändert. Jetzt muss man tatsächlich schauen, wo die Reise hingeht und wie es aussieht, wenn die nächsten Dreharbeiten beginnen.

Und wie geht es den Gründer:innen, mit denen du zusammenarbeitest, in der aktuellen Lage?

Es geht erst einmal an keinem vorbei, wenn der Handel generell weniger verkauft, die Konsumzurückhaltung und dann auch noch die Inflation… Ich sagte bereits kürzlich in einem Interview: Ich mache das Geschäft jetzt seit 35 Jahren und ich habe da schon alles erlebt: Schlechte Dollarentwicklung, Containerknappheit, Containerpreiserhöhung, Rohstoffpreiserhöhung, Inflation, Konsumzurückhaltung, Lieferkettenprobleme – was ich aber noch nie erlebt habe, ist, dass alles auf einmal passiert. Das spiegelt es gut wider und geht natürlich an keinem vorbei, auch nicht an meinen Gründern.

Inspiration statt Karriereplan
Die beiden "teech" Start-up Gründer Joel und Emanuele Monaco denken Karrieremessen neu. Prominente Speaker wie Lena Gercke, Ralf Dümmel oder Sebastian Fitzek sollen Jugendlichen Mut machen, ihren eigenen Weg zu finden, ihre Interessen zu verfolgen und sich auszuprobieren. Auch Scheitern gehört zu einem erfolgreichen Lebensweg dazu! Die Inspiration Days finden online vom 28. bis 30. September statt, anmelden kannst du dich hier. Die Firma Ströer, zu der auch watson gehört, ist Partner der Veranstaltung.
"Ich sage immer: Lernen ist keine Einbahnstraße."

Du bist einer der Speaker bei den Inspiration Days 2022 – was inspiriert dich selbst?

Mich inspiriert vieles. Ich sage immer: Lernen ist keine Einbahnstraße. Viele Gründer sagen immer, sie hätten viel von mir gelernt. Ich habe jedoch auch viel von Gründern gelernt. Ich finde, das ist jetzt zwar sehr persönlich, aber kürzlich hatte ich eine besondere Begegnung. Ali, ein sehr kranker junger Mann, der im Rollstuhl sitzt, sich nicht selbst ernähren, nicht selbständig atmen und nicht sprechen kann, wollte als großer "Die Höhle der Löwen"- und "Ralf Dümmel"-Fan zu einem Gründertreffen kommen, um mich zu treffen. Er wurde aber an diesem Tag krank und ich habe ihm dann ein Video geschickt und gesagt, wenn er nicht zu mir kommen kann, komme ich zu ihm und bin eine Woche später zu ihm in das Zwerg-Nase-Zentrum gereist. Das erdet einen immer wieder, wenn man sagt, was haben wir eigentlich für Probleme?

Oft recht geringe …

Ich stand gerade auf der Bühne vor Studenten und die fragten mich, was mein letztes großes Problem war und ich sagte nur: Ich habe keine Probleme. Guckt um 20 Uhr die "Tagesschau", dann seht ihr, was für Probleme wir in der Welt haben. Für alles andere in der Firma muss man die Ärmel hochkrempeln, kämpfen und dafür sorgen, dass es keine Probleme mehr sind. Das sind Herausforderungen. Somit inspirieren mich Sachen eher, bei denen ich sage: Leute, kommt mal auf den Boden zurück und kämpft mal wieder ordentlich, strengt euch an. Aber Probleme sind andere Sachen und nicht das, was wir im Geschäft jeden Tag erleben.

"Hart aber fair" wird von anderem Polit-Talk in der ARD verdrängt

Bei den politischen Talk-Shows der öffentlich-rechtlichen Sender ist derzeit viel Bewegung drin. Die Sendung von Sandra Maischberger beispielsweise pausiert seit dem 26. März. Die Moderatorin verkündete aber schon selbst, dass das Format nach zwei Wochen Oster-Auszeit in die ARD zurückkehren wird.

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