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Bill Burr: Comedian verteidigt kontroversen Auftritt in Saudi-Arabien

Bill Burr arrives at the premiere of "Nobody 2" on Monday, Aug. 11, 2025, at TCL Chinese Theatre in Los Angeles. (Photo by Jordan Strauss/Invision/AP)
Das kann Bill Burr doch nicht ernst meinen.Bild: Invision / Jordan Strauss
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Eine Erklärung macht alles noch schlimmer: Warum Bill Burr für mich gestorben ist

Bill Burr ist in einem Land mit einer problematischen Menschenrechtssituation aufgetreten. So weit, so unangenehm. Dass er für Kritik daran so gar nicht empfänglich ist, überrascht dann doch.
02.10.2025, 16:2602.10.2025, 16:26

Ich bin absolut für Gleichberechtigung – für mich bedeutet das unweigerlich aber auch, dass sich über alles lustig gemacht werden darf. Genau darum ist (oder war) Bill Burr einer meiner Helden.

Sein offensives, konsequentes und heute auch verstärkt hinterfragtes Verständnis von Comedy spart niemanden aus. Und doch (oder gerade deshalb?) konnte man sich lange Zeit nicht vorstellen, dass der Typ privat so richtig seltsame Ansichten vertritt.

Jetzt wackelt das Bild. Bill Burr gehört zu den Comedy-Stars, die kürzlich beim saudi-arabischen Festival in Riad aufgetreten sind. Kritik gab es unter anderem von Human Rights Watch (HRW), denn die Menschenrechtssituation vor Ort ist nun einmal problematisch.

Nun ist das Event über die Bühne gegangen und Bill Burr könnte kaum glücklicher sein. Ja, richtig gelesen.

Kritik an Comedy-Festival in Riad: Darum ging es

Zur Erinnerung: Erst im Juni 2025 wurde der Journalist Turki al-Jasser hingerichtet, offiziellen Angaben zufolge wegen "terroristischer Verbrechen". Die saudischen Behörden gingen in den vergangenen Jahren immer härter gegen kritische Stimmen vor.

Nun ist es natürlich nicht per se ein moralisches Verbrechen, trotzdem dort aufzutreten. Das Bewusstsein dabei spielt aber schon eine Rolle. So forderte HRW die auftretenden Stars auf, ihre Bühnenpräsenz dafür zu nutzen, die Freilassung von Inhaftierten wie dem Menschenrechtsanwalt Waleed Abu al-Khair zu verlangen.

Und die Bezeichnung "Stars" ist wirklich nicht untertrieben: Neben Bill Burr gaben sich etwa Dave Chappelle und Pete Davidson die Ehre. Man würde vermuten, dass sie auf die fürstliche Entlohnung nicht unbedingt angewiesen sind.

Schon vorab alarmierend war eine Stellungnahme von Tim Dillon, der erklärte, er sei nach einer kritischen Aussage über die saudische Menschenrechtslage aus dem Programm gestrichen worden.

Bill Burr versteht die Kritik nicht

Mittlerweile ist das Event Geschichte und Bill Burr zieht im Monday Morning Podcast auf Youtube Bilanz. Und an manchen Stellen frage ich mich schon, ob er das wirklich ernst meint oder gerade in seine Bühnen-Persona gewechselt ist.

Der Auftritt zähle zu den "top drei Erfahrungen" seines Lebens, prahlt der 57-Jährige. Burr gibt zu, mit gemischten Gefühlen angereist zu sein. Er schildert, wie sehr ihn die jahrelang geprägten Bilder aus westlichen Medien beeinflussten.

Vor Ort sei er jedoch überrascht gewesen – von der Atmosphäre, der Infrastruktur und dem Publikum, das er als jung, interessiert und divers beschreibt.

Besonders auffällig war für ihn, wie viele bekannte Fast-Food-Ketten es dort gebe, von Starbucks über Burger King bis zu McDonald's.

Die Komikerin Atsuko Okatsuka hatte ein Engagement in Riad abgelehnt. Sie veröffentlichte Auszüge eines Vertrags, in dem politische, religiöse und LGBTQ+-Inhalte ausdrücklich verboten wurden. Burr räumt ein, dass es solche Vorgaben gab, ergänzt jedoch, dass diese durch Verhandlungen gelockert werden konnten.

Eigentlich war immer er derjenige Comedian, der anderen den Spiegel vorhielt, wenn sie den Bezug zur Realität verloren hatten. Seine neuesten Aussagen legen nahe, dass er die dafür verwendeten Maßstäbe nicht unbedingt auch bei sich selbst anwendet.

Denn: ernsthaft? Es gibt ein McDonald's in Riad und damit ist alles gut? Damit zeigt Burr, dass er die Kritik nicht im Ansatz verstanden hat.

Eben diese zielte darauf ab, dass sich Saudi-Arabien bewusst einen westlichen Anstrich verpasst und so davon ablenkt, dass es mit freiheitlichen Prinzipien im Land in Wahrheit gar nicht mal so gut aussieht.

Bill Burr widerlegt die kritischen Stimmen also absolut nicht, sondern macht es noch schlimmer, indem er die Menschenrechtsverletzungen einfach unerwähnt lässt. Hauptsache, er hatte eine gute Zeit. In den Kommentaren auf Youtube bringt es eine Person perfekt auf den Punkt:

"Sie hatten ein McDonald’s, also ist es egal, dass sie einen Journalisten in ihrer Botschaft zerstückelt haben."

Nein, ich bin kein Fan davon, einen Promi zu boykottieren, weil er andere Meinungen vertritt als ich. Ob ich es nach diesem Zirkus schaffe, nochmal über einen Witz von Bill Burr zu lachen, kann ich allerdings nicht sicher sagen.

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