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Laura Karasek: Neues Projekt bringt sie an ihre persönlichen Grenzen

Laura Karasek hat einen neuen Podcast an den Start gebracht.
Laura Karasek hat einen neuen Podcast an den Start gebracht.Bild: Audible
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"Das ist Wahnsinn": Laura Karasek rückt Gewalt gegen Frauen in den Fokus

Moderatorin, Autorin, Juristin: Laura Karasek ist ein Multitalent. Nun springt sie auf ein Genre auf, das eigentlich schon bis zur Übersättigung besetzt ist. Doch sie hat gute Gründe.
30.06.2025, 07:1930.06.2025, 07:19
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Podcasts, Serien, Bücher, Youtube-Formate: True Crime gibt es in allen Varianten und der Boom besteht seit Jahren. Doch das Genre ist zwiespältig, schwingt doch meist zumindest ein kleiner Hauch von Sensationslust mit.

Eben damit will Laura Karasek mit ihrem neuen Podcast "Ermittlungen im Detail" (ein Audible Original) brechen. Zum Start am 30. Juni hat watson näher bei ihr nachgefragt.

watson: Es gibt doch schon so viel True Crime...

Laura Karasek: Es gibt sehr viel True Crime, aber es gibt auch sehr viel Schokolade. (lacht) Der Podcast ist speziell, weil wir uns sehr intensiv mit der Ermittlungsarbeit beschäftigen, die nötig ist, um einen Fall zu lösen – manchmal über Jahre hinweg. Mich fasziniert die akribische Suche nach der Wahrheit. Es geht auch um die Vergangenheit der Täter und die Frage, wie sie kriminell wurden. Wir erstellen ein umfassendes Psychogramm.

Du hast selbst als Anwältin gearbeitet. Welche Berührungspunkte mit Kriminalfällen hattest du schon?

Ich wollte ursprünglich Staatsanwältin werden, war vier Monate im Dezernat für Sexualdelikte. Die Arbeit fand ich sehr ehrenhaft und spannend, aber ich bin dafür zu zartbesaitet. Sonst wäre ich vielleicht heute Staatsanwältin. Ich musste mich beim Podcast auch fragen, wo meine eigene Grenze ist. Was ertrage ich als Zuhörerin? Manche Dinge sind einfach unvorstellbar.

"Das hohe Lebensrisiko von Frauen ist allgemein Wahnsinn. Wir sind gefährdet, einfach nur deshalb, weil wir als Mädchen geboren wurden."

Wurden deine Grenzen denn überschritten?

Ja, schon! Wir ekeln uns, wir gruseln uns. Gleichzeitig wollen wir es aber auch genau wissen. Der Mensch wird immer angezogen von dem, was ihm Angst macht. Es gab definitiv zwei bis drei Fälle, die mir sehr nahegegangen sind. Darunter der eines Serienmörders, der viele junge Frauen umgebracht hat. Sehr schwer ist es für mich als Mutter auch immer dann, wenn es um Kinder als Opfer geht.

Die Zahl der Straftaten gegen Frauen in Deutschland hat erst letztes Jahr wieder zugenommen.

Das hohe Lebensrisiko von Frauen ist allgemein Wahnsinn. Wir sind gefährdet, einfach nur deshalb, weil wir als Mädchen geboren wurden. So viele Frauen werden von ihren eigenen Männern oder Ex-Partnern ermordet. Es war uns wichtig, zu zeigen, dass es auch in Deutschland zahlreiche Femizide gibt.

"Was mir wirklich missfällt, ist die Heroisierung von Tätern, die dann auch noch eine Netflix-Serie kriegen."

Es gibt zunehmend Kritik an True Crime. Stichwort: Opferschutz. Die erneute Konfrontation mit einer grausamen Tat kann für Opfer und Angehörige belastend sein.

Das ist ein wichtiger Aspekt. Wir haben teilweise versucht, die Fälle so zu verfremden, dass die Opfer und Angehörigen nicht erneut leiden müssen. Vielleicht kann man sich schützen, wenn man weiß, dass es Dinge gibt, die einen verletzen. Aber es ist schwer.

Die Grenze zum Voyeurismus wird bei True Crime öfter mal überschritten.

Es sollte vor allem die Aufklärung im Vordergrund stehen, sofern man mit Respekt vorgeht. Was mir wirklich missfällt, ist die Heroisierung von Tätern, die dann auch noch eine Netflix-Serie kriegen und man nicht weiß, ob die Täter es vielleicht sogar cool finden, als Bösewicht dargestellt zu werden.

Die Debatte ist absolut nicht neu…

Das Problem besteht schon lange bei Spielfilmen, in denen Gewalt verherrlicht wird und zur reinen Unterhaltung verkommt. Ich finde es pervers, wenn Leute Geld für eine Kinokarte ausgeben, um sich anzuschauen, wie jemand abgeknallt wird. True Crime geht, im besten Fall, für mich eher in die Richtung Reportage.

"Ermittlungen im Detail" ist nicht dein erster Podcast. Mit Sophia Thomalla hast du "Künstliche Intelligenz" aufgenommen, aber lange währte das Projekt nicht.

Wir beide haben damals nach dem Abschluss einer umfangreichen Staffel gesagt: Wir konzentrieren uns jetzt lieber auf Fernsehen. Es war am Ende auch ein Zeitproblem. Ich fand den Podcast aber großartig und habe gern mit Sophia zusammengearbeitet. Ich kann schon verraten: Ich habe weitere Podcasts in Planung!

"Wenn es Stress gibt, liegt das nicht unbedingt an uns Frauen, sondern am System. Daran, dass uns von vornherein zu wenig Platz eingeräumt wird."

Machst du auch wieder verstärkt feministische Formate?

Auf jeden Fall. Weil es nötig ist. Es gibt schon insofern keine Gleichberechtigung, als eine Frau nachts nicht ohne Bauchschmerzen durch einen Park gehen kann. Wir sind viel stärker von Beziehungstaten betroffen. Menschen, die töten, sind nun einmal überwiegend Männer.

Wie sind deine Erfahrungen mit anderen Frauen im Showgeschäft?

Ich habe immer versucht, Frauen zu unterstützen, so gut ich konnte und wurde auch von Frauen unterstützt. Das fängt schon damit an, wie man zum Beispiel eine Show besetzt. Ich habe wunderbare Frauen kennengelernt, bin aber auch sehr zutraulich und emotional. Deswegen denke ich immer gleich, jede ist meine Freundin. Du musst in jeder Branche vorsichtig sein, sonst wirst du enttäuscht sein oder desillusioniert. Aber meine Erfahrungen mit anderen Frauen waren zu 95 Prozent positiv.

Was ist mit den anderen 5 Prozent?

Wenn es Stress gibt, liegt das nicht unbedingt an uns Frauen, sondern am System. Daran, dass uns von vornherein noch immer zu wenig Platz eingeräumt wird. Dann heißt es zum Beispiel: "Sorry, wir haben schon eine Juristin" oder "Wir haben schon eine Frau", und dann sitzen fünf Männer in einer Show, überspitzt gesagt. Und dann wird uns Stutenbissigkeit unterstellt, denn: "Es gibt nur Platz für eine Frau."

"Ich würde wahrscheinlich kein Reality-TV machen. Der Dschungel ist nichts für mich, da ziehe ich die Grenze."

In Sachen Quiz-Shows bist du mittlerweile Expertin. Angenommen, RTL ruft morgen an, weil der Sender eine Nachfolgerin für Günther Jauch bei "Wer wird Millionär?" sucht…

… da wäre ich sofort dabei! Natürlich ist das eine Herausforderung, weil Günther Jauch das unfassbar gut macht. Daran darf man sich nicht messen lassen. Aber neben der NDR-Talk-Show und "Wer weiß denn sowas?" – Eltons Platz ist ja gerade frei! – wäre das mein Traum. Wahrscheinlich würden die Leute mich erstmal hassen, weil ich eine Frau bin und nicht Günther heiße, aber sie würden sich dran gewöhnen. (lacht)

Gibt es Shows, die du gar nicht machen würdest?

Ich würde wahrscheinlich kein Reality-TV machen. Der Dschungel ist nichts für mich, da ziehe ich die Grenze. Aber sonst bin ich offen. Bei Singen, Tanzen, Kunst bin ich dabei. "Let's Dance" oder "The Masked Singer" kann ich mir vorstellen. Quiz-Shows liebe ich sowieso, wobei das Publikum da auch viel strenger mit Frauen ist, wenn die mal was nicht wissen.

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