Wenn am 29. August die zweite Staffel von "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" erscheint, wird wieder ziemlich viel los sein.
Staffel eins wurde von der Community eifrig erwartet. Die Ansprüche waren hoch, immerhin handelt es sich um die teuerste Serie der Welt. Während viele das Prequel feierten, zeigten sich jedoch auch einige eingefleischte Tolkien-Fans bitter enttäuscht.
Story-Abweichungen, Feminismus, Diversität – all das empfanden einige Zuschauer:innen, die mit Tolkiens Werk vertraut sind, als too much. Wir haben darüber mit Sophia Nomvete und Owain Arthur gesprochen, die in der Serie die Zwerge Disa und Durin verkörpern.
Im Interview mit watson verraten sie, was sie über die Kritik denken und welche Rolle Feminismus für sie am Set sowie im Zwergenreich spielt.
watson: Gibt es irgendwelche Charakterzüge oder Angewohnheiten, die ihr von Disa und Durin adaptiert habt?
Owain Arthur: Nein, würde ich nicht sagen. Ich versuche, das getrennt zu halten. Wenn ich mit der Arbeit fertig bin, lasse ich die Figur am Set.
Sophia Nomvete: Ich empfinde meine Rolle schon ein wenig als Inspiration. Disa ist so ein inspirierender Charakter. Ich bemühe mich, ihren Charakterzügen wie Stärke, Selbstvertrauen, Kraft und Magie nahezukommen. Die Showrunner haben uns toll gecastet. Ich denke, unsere eigenen Persönlichkeiten überschneiden sich ein bisschen mit unseren Serien-Charakteren.
In der Serie spielen Zwergen-Frauen erstmals eine größere Rolle. Sophia, was bedeutet es für dich, einen weiblichen Zwerg zu spielen?
Sophia: Es bedeutet mir alles. Es ist wirklich wundervoll, weil ich ein sehr revolutionäres Momentum verkörpern darf – im Fernsehen und sicherlich in der Welt von Tolkien. Ich habe das Gefühl, dass ich die erste Figur dieser Art und in diesem Umfang bin. Also ja, es ist ein sehr, sehr aufregender Moment.
Ist die Tolkien-Welt gleichberechtigt für Männer und Frauen?
Sophia: Ich würde sagen, genau das ist das Wundervolle an den Zwergen und wie Tolkien sie geschrieben hat. Ich weiß, wie er sie visuell beschrieben hat: dass ein Außenstehender einen männlichen Zwerg nicht von einem weiblichen unterscheiden kann. Ich habe das Gefühl, dass wir das aufgegriffen und erweitert haben. Aber was wirklich wunderbar ist, ist, dass es innerhalb des Zwergenreichs eine echte Gleichberechtigung zwischen männlichen und weiblichen Zwergen gibt.
Du trägst in der Serie auch einen kleinen Bart. Wie hast du dich damit gefühlt?
Sophia: Großartig. Das ist etwas, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich es einmal haben würde. Ich glaube, er passt sehr gut zu Disa, sie ist ohne ihn nicht perfekt. Der Bart ist eines der letzten Dinge, die wir in der Maske anbringen, und sie sieht ohne ihn nicht richtig aus. Er macht sie aus, es ist so ein origineller und einzigartiger Teil unserer weiblichen Zwerge.
Owain: Ich meine, es ist ganz offensichtlich, dass Disa in diesem Szenario eine Menge Macht hat. Die Tatsache, dass sie ein Resonator [Anm. d. Red.: eine Bergsängerin, hohe und wichtige Position] in Khazad ist, verleiht ihr Status und Macht, ebenso wie die Tatsache, dass sie eine Prinzessin ist. Aber wir versuchen gemeinsam, innerhalb einer Szene (zum Beispiel mit Requisiten) Momente zu kreieren, die Disa Stärke verleihen.
Wie stellt ihr das an?
Owain: Wenn sich eine Gelegenheit bietet, schlage ich es vor oder Sophia denkt sich etwas aus. Wir versuchen, das so zu machen, dass ich nicht der Mann im Haus bin. Das ist nur das, was die Gesellschaft denkt. Disa bringt den Müll raus, ich habe die Windeln gewechselt. Weißt du, was ich meine? Das ist es, was an Durin und Disa so wunderbar ist. Disa könnte wahrscheinlich härter zuschlagen als Durin.
Sophia: Es ist nicht nur das, was an Owain so toll ist, und an der Arbeit mit Owain. Es ist nicht nur mein Kampf um weibliche Stärke und Gleichberechtigung. Von Owain kommt manchmal mehr als von mir, wenn er zum Beispiel sagt: "Ich fände es echt cool, wenn Disa das machen würde, weil es zeigt, dass sie die gleiche Kraft hat." Es ist wunderbar, dass der Mann genauso auf die Dynamik und die Gleichberechtigung achtet wie die Frau.
Viele sind der Serie gegenüber sehr kritisch. Seid ihr selbst schon einigen Tolkien-Hardlinern begegnet?
Sophia: Nein, gar nicht.
Also ist es nur das Internet?
Owain: Ja. Es ist ein schrecklicher Ort, an dem sich diese Dinge manifestieren können. Ich bin mir sicher, dass 99,9 Prozent dieser Leute nie zu mir kommen würden und mir ins Gesicht sagen würden, dass ihnen die Serie keinen Spaß gemacht hat. Warum würde man das jemandem überhaupt antun? Jeder hat ein Recht auf seine Meinung. Und genau das ist das Tolle.
Also hast du kein Problem mit Kritik?
Owain: Natürlich können wir nicht alle die gleichen Dinge mögen. Es ist gut, dass die Leute eine Meinung haben. Was ich nicht mag, ist die Bosheit, die dahintersteckt, der Mobbing-Aspekt. Warum sollten Menschen jemandem Schmerzen zufügen wollen, sei es physisch oder psychisch? Ich finde das erbärmlich und im Grunde tun sie mir leid, weil sie diesen Hass in sich tragen.