Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann beschäftigen die Öffentlichkeit seit Wochen. Dass Rammstein trotz der Kontroverse weiter Konzerte geben, hat zunächst viele verwundert. Doch nicht alle wollen das einfach so hinnehmen.
Eine "We Act"-Petition bei Campact fordert unter dem Titel "Keine Bühne für Rammstein", dass die Konzerte in Berlin an diesem Wochenende abgesagt werden sollen. Die Petition richtet sich an die Senator:innen Iris Spranger und Joe Chialo sowie an Timo Rohwedder, den Geschäftsführer der Olympiastadion Berlin GmbH. Bis zum 14. Juli hatte sie bereits mehr als 75.000 Unterschriften gesammelt.
Im Interview mit watson erklärt Britta Häfemeier, die Initiatorin der Petition, welche Reaktionen sie bis jetzt darauf bekommen hat und ob weitere Aktionen rund um das Konzert geplant sind.
Watson: In Ihrer Petition fordern Sie die Senator:innen Spranger und Chialo auf, sich dafür einzusetzen, dass das Olympiastadion die Verträge mit Rammstein kündigt. Haben Sie von den Politiker:innen schon eine Reaktion erhalten?
Britta Häfemeier: Das Olympiastadion ist im Besitz des Landes Berlin – also in öffentlicher Hand. Senatorin Spranger ist sogar Aufsichtsratsvorsitzende der Olympiastadion GmbH. Damit ist die rot-schwarze Landesregierung in der Verantwortung. Doch leider gab es bislang keine Reaktion auf unsere Forderung nach einer Absage.
Hatten Sie noch einmal versucht, Kontakt mit ihnen aufzunehmen?
Ende Juni wollten wir der Senatorin die zehntausenden Unterschriften übergeben – doch zu dem Termin ist sie nicht erschienen. Zwar hat Senatorin Spranger gesagt, sie stellt die Sicherheit von Frauen an erster Stelle, und hat die Aftershowpartys abgesagt – aber das reicht nicht. Die Konzerte in Berlin müssen abgesagt werden.
Für wie realistisch halten Sie es, dass die Rammstein-Konzerte in Berlin in Folge Ihrer Petition abgesagt werden?
Ich vermute, dass die Konzerte nicht abgesagt werden. Die Berliner Politik wird das wahrscheinlich aussitzen wollen. Aber wir werden bis zum Samstag weiter Druck machen, und so auch dafür sorgen, dass die Vorwürfe nicht unter den Tisch fallen.
Till Lindemanns Anwälte haben Sie aufgefordert, eine Unterlassungserklärung zu bestimmten Formulierungen in der Petition abzugeben. Wie wollen Sie dabei weiter vorgehen?
Die Anwälte haben nicht mich, sondern Campact im Visier. Auf deren Petitionsplattform "We Act" habe ich meine Petition "Keine Bühne für Rammstein" gestartet. Campact hat sich entschieden, die Unterlassungserklärung nicht zu unterschreiben und sich die Verwendung klarer Worte nicht verbieten zu lassen. Ein wichtiges Signal!
Es ist schon länger bekannt, dass Lindemanns Anwälte Abmahnungen verschicken. Warum sind Sie das Risiko trotzdem eingegangen?
Ich lasse mich nicht einschüchtern. Till Lindemann und seine Anwaltskanzlei sollten ihre Energie und Arbeit lieber in die transparente Aufklärung der Anschuldigungen stecken.
Falls Ihre Petition nicht erfolgreich sein sollte, planen Sie weitere Schritte rund um das Rammstein-Konzert in Berlin?
Klar ist, dass viele Berliner:innen diese Konzerte nicht leise hinnehmen werden. Die Initiative "Kein Rammstein in Berlin" organisiert eine breite Demonstration. Wir setzen darauf, mit Tausenden Menschen ein klares Zeichen gegen Rammstein zu setzen.
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.