
Abor (links) und Tynna (rechts) heißen bürgerlich Attila und Tünde. bild: Anna krenkel
Interview
Abor & Tynna haben sich mit ihrem Song "Baller" nicht nur direkt in die Charts, sondern auch mitten ins Rampenlicht geballert: Die Geschwister aus Österreich sind für Deutschland beim Eurovision Song Contest angetreten. Im Gespräch mit watson erzählen sie von Erfolgen, Zweifeln und Hass.
31.05.2025, 11:2931.05.2025, 14:20
watson: 15. Platz beim ESC und in den deutschen Charts Platz 3 mit "Baller". Seid ihr stolz auf euch?
Tynna: Ich glaube schon (lacht). Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass wir in die Charts kommen. Wir können das gerade gar nicht verarbeiten, es passiert so viel.
Abor: Ich denke immer schon an das Nächste: Ich möchte auch noch mit einem Hit auf Nummer 1 landen – und zwar ganz ohne ESC.
Tynna: Jetzt sind wir mal Nummer 3 und er denkt nur an die Nummer 1 … (lacht).
Ganz nach dem Motto "I shoot for the stars", wie ihr im Song "Baller" singt.
Tynna: Ja, auf jeden Fall! "Baller" handelt davon, sich wieder etwas zuzutrauen und an Größeres zu glauben. Und dann sind wir mit ausgerechnet dem Song beim ESC gewesen. Da hab ich auch erst irgendwann gecheckt, dass wir das in dem Song schon manifestiert hatten. Fast schon magisch.
Thema ESC: Wie die letzten Jahre war der öffentliche Hate nach dem Vorentscheid heftig. Wie seid ihr damit umgegangen?
Tynna: Nach dem Sieg beim Vorentscheid waren die Tage danach von früh bis spät durchgetaktet. In den ersten drei Tagen war ich überhaupt nicht am Handy, auch weil ich keinen Bock hatte auf den Tumult im Internet. Nach einer Weile habe ich mich daran gewöhnt und es strategisch ausgenutzt.
Wie das?
Tynna: Ich habe Tiktoks gepostet und mich darüber lustig gemacht, dass Deutschland unseren Song nicht so sehr feiert wie die anderen europäischen Länder. Das provoziert natürlich die Deutschen, aber ich dachte mir, das pusht die Views auf unserem Account. Hat es auch.
Hat euch der ganze Hate also wirklich nie persönlich getroffen?
Tynna: Ich hatte einen Tag, an dem es mir gar nicht gut ging. Da hab ich dann mit Freund:innen telefoniert und mit Abor geredet, dann gings auch wieder.
Abor: Die Kommentare, die am meisten Schaden anrichten, sind ja die, die unsere eigenen Zweifel ansprechen. In den ersten Wochen nach dem Vorentscheid waren wir noch nicht so gefestigt in unserer Identität als Abor & Tynna. Und dass wir tatsächlich die sind, die Deutschland beim ESC vertreten. Da war das schon schlimm.
Tynna: Ich dachte mir aber, wenn ich jeden Tag einen Nervenzusammenbruch habe, mache ich mir das Leben unnötig schwer. Ich musste jeden Tag abliefern und präsent sein und mich auf den Wettbewerb vorbereiten.
Abor: Auf Tiktok habe ich mich beim Posten ab und zu verleiten lassen, mir die Kommentare anzuschauen. Irgendwann hab ich aber Kommentare gelesen, die so fern von der Realität waren, dass man sie gar nicht mehr ernst nehmen konnte.
Tynna: Dass ich auf Drogen bin beispielsweise. (lacht)
Abor: Lustig war: Ich bin auf manche von diesen Accounts gegangen. Und oft gab es da dann "positive vibes"-Posts, mit "live laugh love" als Motto. Ausgerechnet die schreiben dann den gehässigsten Kommentar, den man sich vorstellen kann.
Tynna: Wir haben sehr viel mit Humor genommen.
Das hört sich nach einigem an, was ihr durchmachen musstet.
Tynna: Ich bin froh darüber! Es klingt pervers, paradox und komisch, aber ich bin sehr froh, dass ich gehatet wurde – ich habe es überlebt. Jetzt kann ich mir für immer sagen: Ganz Deutschland hat mich mal gehatet und wir haben nicht aufgehört mit der Musik.
Abor: Solche Erfahrungen härten ja auch ab. Aber es gab auch valide Kritik: Die Performance beim Vorentscheid war wirklich nicht unsere Beste. Unsauber singen ist aber kein…
Tynna: … Weltuntergang. Natürlich, wenn man als Sängerin Kritik für den eigenen Gesang bekommt, ist das nicht geil. Aber ich seh das so: Jeder Mensch hat Tage, an denen es nicht so gut klappt. Da bin ich keine Ausnahme.
Ihr habt trotz null Jurypunkten aus Österreich ...
Abor: Das hat wirklich geschmerzt!
… die beste deutsche Platzierung seit 2018 geholt. Hat sich das nach Genugtuung gegenüber all den Kritiker:innen angefühlt?
Abor: Ja, vielleicht. Aber man kann es Kritikern auch einfach nicht recht machen.
Tynna: Ich bin schon zufrieden. Ich hätte natürlich sehr gerne einen Top-Ten- oder Top-Five-Platz geschafft, aber Platz 15 ist keine schlechte Platzierung für Deutschland.
Abor: Ich hoffe, dass wir ein bisschen beeinflussen konnten, in welche Richtung die Actauswahl in den nächsten Jahren geht.
Tynna: Ich fänd's sehr cool, wenn Deutschland weiterhin auch deutsche Songs schicken würde.
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