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Helene Fischer gab vor Kurzem bekannt, dass sie den Tourstart in Bremen verschieben muss. Der Grund: Sie zog sich bei Proben eine Rippenfraktur zu. Die Sängerin erklärte, dass sie nun "dem dringenden ärztlichen Rat folgen" müsse. Seitdem gab es keine weitere Information mehr zu ihrem Heilungsprozess. Die Veranstalter stellten aber gegenüber watson bereits klar, dass sich am Programm nichts ändern werde.
Im Interview mit watson erklärt jetzt Motivationstrainer und Sportpsychologe Matthias Herzog, wie realistisch es ist, dass die 38-Jährige tatsächlich in wenigen Wochen auf der Bühne steht. Zudem gibt er an, welchem Risiko die Künstlerin ausgesetzt ist.
watson: Was bedeutet eine Rippenfraktur für eine Künstlerin wie Helene Fischer?
Matthias Herzog: Helene Fischer ist ein Vollprofi, eine Perfektionistin. Sie will immer alles geben und die Erwartungen ihrer Fans nicht nur erfüllen, sondern übertreffen. Eine Rippenfraktur kommt hier zum ungünstigsten Zeitpunkt. Frakturen sind zwar vom Schmerzempfinden her in der Regel weniger schmerzhaft als Prellungen. Das Blöde ist nur, dass Helene ja nicht nur singt, sondern auch turnt, unter anderem am Trapez, an Seilen. Das verlangt nicht nur höchste Konzentration, sondern auch volle Belastbarkeit.
Was bedeutet das?
Der Heilungsprozess würde sich durch hohe Belastungen während der Tour verzögern. Hinzu kommt, dass ein weiterer Unfall die Verletzung noch verschlimmern könnte. Deshalb sorgt Ruhe aktuell für den schnellsten Heilungsverlauf. Beim Singen ist Helene auf ihren Klangkörper angewiesen. Und Gesang spielt sich nun einmal im Brust- und Bauchraum ab. Da kommt eine Rippenfraktur ungelegen.
Helene hat sich laut Management die Verletzung bei einer Drehung am Trapez zugezogen. Hätte das vermieden werden können?
Es gibt Sänger, es gibt Artisten und es gibt Helene Fischer. Die Herausforderung für Helene ist, dass sie sich auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren muss. Das verlangt absolute Fitness. Während der Vorbereitung auf eine Tour trainiert Helene viele, viele Stunden. Teils sechs bis acht Stunden am Tag. Da lässt die Konzentration auch irgendwann einmal nach und es passieren Flüchtigkeitsfehler. Diese können im ungünstigsten Fall zu schweren Verletzungen führen.
Welches Risiko geht sie bei ihren akrobatischen Stücken ein?
Das Risiko, das Helene bei ihren Gesangs- und Showeinlagen eingeht, ist hoch. Die Konzentration ist selten nur bei einer Aufgabe, sondern meistens beim Singen und Akrobatik gleichzeitig. Gerade am Trapez kann ein falscher Handgriff auch dazu führen, dass sie einige Meter abstürzt. Und meines Wissens wird bei den relativ niedrigen Höhen nicht mit Matten oder einem Netz gearbeitet.
Was, wenn Helene nicht auf ihren Arzt hört und trotzdem früher wieder trainieren und auftreten würde?
Hört Helene nicht auf den Arzt, kann sie sich bei weiterem Training beziehungsweise Auftritten noch schwerer verletzen und fällt im schlimmsten Fall noch länger aus. Da die Tour mit mehreren Millionen versichert ist, zahlt am Ende auch keine Versicherung, wenn die Künstlerin fahrlässig handelt. Und da jede Show 50.000 bis 1 Million Produktionskosten hat, müsste Helene diese Ausfälle am Ende selbst zahlen.
Wie hoch ist die Belastung für sie sowohl physisch als auch psychisch?
Eine Künstlerin wie Helene erwartet von sich und ihrem Team, dass alle ihr Bestes geben. Und da will sie natürlich mit gutem Beispiel vorangehen. Sie ist die Chefin von einem riesigen Team auf und hinter der Bühne. In der Führung sagen wir: "Menschen machen nicht das, was du ihnen sagst, sondern das, was du ihnen vorlebst." Damit ist der physische wie psychische Druck enorm. Gerade vor dem Hintergrund, dass sich alle aus ihrem Team auf Helene verlassen. Die leben immerhin davon, dass Helene diese Tour macht.
Wie kann Helene mit so viel Druck am besten umgehen?
Da hängen also auch viele Familien mit dran, die ernährt werden wollen. Somit hat Helene eine hohe Verantwortung gegenüber Hunderten von Menschen. Darüber hinaus freuen sich ihre Fans seit Monaten auf das Konzert, haben Tickets gekauft, Übernachtungen gebucht, fahren Hunderte oder fliegen gar Tausende von Kilometern zu einem Konzert. Das dürfte alles im Hinterkopf von Helene umherschwirren. Gleichzeitig darf sie sich davon nicht beeindrucken lassen, sondern einfach ihr Bestes geben, wieder gesund zu werden.
Am 11. April möchte Helene Fischer dann ihr erstes Konzert in Hamburg spielen. Wird sie dann wirklich am Trapez tanzen können?
Wie fit Helene am 11. April ist, hängt vor allem davon ab, wie schwer ihre Verletzung wirklich war. In der Regel verheilt so eine Rippenfraktur schnell bei jemandem wie Helene, die es von Kindheitstagen an gewohnt ist, ihren Körper ans Limit zu führen. Darüber hinaus hat Helene grundsätzlich einen gesunden Lebensstil, was Ernährung oder Entspannung betrifft. Klar ist so eine Tour ein Mammutprogramm für Körper und Geist, dafür gönnt sie sich die Jahre drumherum immer mehr Auszeiten.
Helene Fischer ist 38. Welchen Einfluss hat ihr Alter auf die Gesundung?
Sie wird merken, dass sie keine 20 mehr ist. Je älter wir werden, desto länger dauert die Regeneration. Die Gefahr dürfte aber ziemlich gering für Folgeschäden sein, da eine Fraktur schnell wieder zuwächst, solange die Rippen alle noch ihre Position haben. Darüber hinaus wird sie von Ärzten und Physios auch ausgezeichnet begleitet.
Reicht der 11. April für so eine Verletzung aus, um wieder vollständig zu genesen?
Je nach Verletzungsgrad werden die Knochen vermutlich noch nicht wieder zu 100 Prozent verwachsen sein. Da Helene jedoch keine extremen Bewegungen auf der Bühne macht, wie Kunstturner oder echte Trapezkünstler, dürften ihre Showeinlagen ihr nicht nachhaltig schaden.
Es ist also nicht gefährlich, direkt wieder voll durchzustarten?
Sollten noch Restschmerzen sein, wird sie sich entweder schmerzfrei spritzen lassen oder den Ablauf der Show etwas anpassen, um möglichen neuen Verletzungen vorzubeugen. Ich gehe aber davon aus, dass dieser um drei Wochen verschobene Start ausreichen wird, um wieder so fit zu sein, ihre Tour durchzuführen – solange die Verletzung nicht schlimmer ist, als ursprünglich erwartet oder andere zusätzliche Komplikation auftreten. Schlimmer wäre es sicher gewesen, wenn sie sich an Hand, Schulter oder im Fuß- und Kniebereich verletzt hätte. Die Körperteile werden stärker beansprucht.
Wie hoch ist nun der Druck für die Sängerin, das Datum einzuhalten?
Der Druck ist hoch, vor allem vor dem Hintergrund, dass Hunderte Teammitglieder auf Helene bauen und bei ihr angestellt sind. Bei weiteren Verschiebungen kann es schnell passieren, dass einige andere Teammitglieder nicht mehr teilnehmen können, weil sie andere Verpflichtungen haben. Das ist bei solchen Verschiebungen meist das größte Problem, wieder alle zusammenzubekommen. Auch die Hallen, in denen die Konzerte stattfinden, warten ja nicht auf Helene. Die werden auch von anderen Künstlern gebraucht für Events. Das macht die Organisation, die dahinter steht, herausfordernd. Helene ist gut beraten, ihr Bestes zu tun, um schnell wieder fit zu werden.
Was ist förderlich für den Genesungsprozess?
Wunderbare Momente mit der Familie genießen, sich ablenken, keine Sorgen machen über Dinge, die in neun von zehn Fällen eh nie eintreten werden. Gut regenerieren, vor allem viel schlafen. Ausgewogen ernähren, am besten mit Unterstützung hochwertiger Nahrungsergänzung. Leichtes Training, unterstützende Physiotherapie. Dann ist sie auch am 11. April fit für ihre gigantische Tour.
