
Joko und Klaas sind trotz Absetzungen die Zugpferde von ProSieben.bild: ProSieben/Jens Hartmann
Meinung
Joko und Klaas sind die Lebensversicherung von ProSieben, dennoch laufen einzelne Shows mit ihnen nicht ewig. Das spricht nicht etwa gegen die Entertainer, sondern für sie. RTL könnte sich ein Beispiel nehmen.
11.07.2025, 10:4811.07.2025, 10:48
Nach über 13 Jahren endet mit "Das Duell um die Welt" eine der prägendsten Shows von Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Das Finale ist für Herbst 2025 geplant, mit drei neuen Folgen, in denen Promis ein letztes Mal für Team Joko und Team Klaas antreten.
Die Sendung hatte zuletzt mit sinkenden Quoten zu kämpfen und eigentlich könnte ProSieben in einem Joko-und-Klaas-Dilemma stecken: Einerseits sind sie seit Jahren das Gesicht des Senders und entsprechend unverzichtbar, andererseits zeigen sogar ihre Formate Abnutzungserscheinungen.
Wie viel Joko und Klaas ist zu viel Joko und Klaas? Eine Frage, um die ProSieben auf Dauer nicht herumkommt. Doch der Sender agiert erfrischend pragmatisch.
Die Absetzung von "Duell um die Welt" ist kein Beinbruch
Besonders bemerkenswert: Die Absetzung von "Das Duell um die Welt" ist keine Entscheidung, die der Sender angesichts schwächelnder Quoten traf, sondern geht auf Joko und Klaas persönlich zurück.
Es sei eine Qualität der Zusammenarbeit, Formate zu beenden, bei denen man das Gefühl habe, damit fertig zu sein, erklärte Heufer-Umlauf laut "DWDL" beim Season-Screening von ProSiebenSat.1 in Hamburg.
Tatsächlich besteht für ProSieben kein Grund, nach dem Show-Aus seiner Zugpferde in Panik zu verfallen, da die beiden Moderatoren regelmäßig nachlegen.
Mit "Wer stiehlt mir die Show?" brachte Joko Winterscheidt 2021 eine neue Spielshow an den Start, die mal nicht dem Original aus einem anderen Land nachempfunden ist. "Ein sehr gutes Quiz" mit Kumpel Klaas behauptete sich erst kürzlich mit guten Quoten am Samstagabend.
Kurzum: Ist ein Joko-und-Klaas-Format ausgelutscht, kommt einfach das nächste, das meistens fast wie selbstverständlich ebenfalls ein Hit wird. Ja, Klaas' Verbrauchermagazin "Experte für alles" mag nicht der große Wurf sein, aber so etwas kann man sich dann hin und wieder leisten.
Eine Dynamik, von der die Sender-Konkurrenz überwiegend nur träumen kann.
ProSieben macht es besser als RTL
Am Offensichtlichsten damit gemeint ist RTL, wo es an originellen Ideen an allen Ecken und Enden mangelt. Kriselnde Dating-Formate wie "Der Bachelor" werden ein bisschen umgestaltet, laufen dadurch linear aber nicht wirklich besser und finden ihr Publikum letztlich eher im Stream bei RTL+.
Auch "DSDS" drängt sich als Beispiel auf. Mit oder ohne Dieter Bohlen wird die Show nie wieder an die Quoten ihrer Anfangszeiten anknüpfen, dennoch hält RTL dran fest.
Nun sollen Ballermann-Star Isi Glück und Skandal-Rapper Bushido die Eisen aus dem Feuer holen. Mehr Reibung in der Jury scheint damit garantiert, aber reicht das? Vermutlich nicht. Oft dauert es Jahre, bis RTL ein Krisenformat endgültig fallen lässt – siehe "Das Supertalent", das zuletzt nur noch schwer zu ertragen war.
Sogar das Dschungelcamp büßt langsam, aber sicher Publikum ein, doch vor einer Show-Revolution scheut sich RTL bislang. Der Kölner Sender würde wohl einiges dafür geben, seine eigenen Joko und Klaas zu haben. Es würde aber schon helfen, bei der einen oder anderen Sendung rechtzeitig den Absprung zu schaffen.
So machen ProSieben und seine Star-Entertainer vor, wie es richtig geht: Ist etwas auserzählt, endet es konsequent – und etwas Neues kommt nach. Eigentlich sollte das selbstverständlich sein, doch bei der Konkurrenz funktioniert es überraschend schlecht.
Das alles heißt wohlgemerkt nicht, dass bei und mit Joko und Klaas alles perfekt läuft. Die beiden mussten bereits Krisen überstehen. So gab es 2019 laut "stern.de" Fake-Vorwürfe, wonach ihre Shows teils manipuliert sein sollen – darunter eine Szene aus "Duell um die Welt", in der Sophia Thomalla aus einem Helikopter geworfen wird.
Doch solche Schlagzeilen können dem Duo nicht langfristig etwas anhaben in einer TV-Welt, in der Traditionsformate zwar weiterhin wichtig sind, aber nur frische Konzepte die Zukunft sichern.
Mit einer Serie erreichte Netflix wohl so ziemlich alles, was man sich zuvor erträumt hatte. Deswegen beginnt die beliebte Produktion inzwischen auch damit, seine eigenen Errungenschaften zu übertrumpfen.
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