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Die peinlichste RTL-Show: "Das Supertalent" sollte endlich abgesetzt werden

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Dieter Bohlen ist für die neue "Supertalent"-Staffel zurückgekehrt.bild: rtl
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Die peinlichste RTL-Show: "Das Supertalent" sollte endlich abgesetzt werden

17.02.2024, 13:02
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"Das Supertalent" galt lange Zeit als Sorgenkind von RTL. Nach dem zwischenzeitlichen Exit von Chef-Juror Dieter Bohlen gingen die Quoten 2021 extrem in den Keller, sodass das Format erst einmal in eine Pause geschickt wurde. Schon vorher, mit Bohlen, hatte sich ein sinkendes Publikumsinteresse abgezeichnet, nun war ein absoluter Tiefpunkt erreicht. Und die Zukunft der Sendung ungewiss.

In diesem Jahr folgte dann das durchaus überraschende Comeback. Noch überraschender: Plötzlich schlägt sich "Das Supertalent" auch gegen namhafte Konkurrenz wie "Schlag den Star" in der Primetime wacker. Den Staffel-Auftakt 2024 sahen mehr als doppelt so viele Menschen wie das Finale 2021.

Dies erreicht RTL aber mit fragwürdigen Mitteln. Die Sendung mag zwar (endlich) wieder für Diskussionen sorgen – aber nur deshalb, weil sie jetzt an einen Autounfall erinnert. Beim "Supertalent" werden die Teilnehmenden, anders als bei "DSDS", in erster Linie nicht von der Jury vorgeführt. Das leisten sie ganz von allein.

Peinliche Acts bei "Das Supertalent"

Den Anfang der Skandal-Reihe in diesem Jahr machte die Australierin Beatrice McQueef, die mitten auf der Bühne mit ihrer Vagina "Alle meine Entchen" auf einer Blockflöte spielte.

Die Niedersächsische Landesmedienanstalt (NLM) prüfte den Fall sogar nach mehreren Beschwerden und kam laut dem Nachrichtenportal "t-online" zu dem Ergebnis, dass "kein Anfangsverdacht auf einen Verstoß gegen Bestimmungen des Jugendschutzes in Rundfunk und Telemedien vorliege".

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Und dies sollte nur die Spitze des Eisbergs sein. In späteren Folgen wurden die Kerzen auf einer Geburtstagstorte für Dieter Bohlen ausgefurzt sowie ein weiteres "Nackttalent" zur Schau gestellt: Der Japaner Tonikaku kam in Unterhose auf die Bühne und nahm Posen ein, die den Anschein erweckten, er sei nackt. In der britischen Version der Show war er damit wohlgemerkt erfolgreich (was auch immer sich daraus ableiten lässt).

Japaner Tonikaku ließ beim "Supertalent" die Hüllen fallen.
Japaner Tonikaku ließ beim "Supertalent" die Hüllen fallen.bild: RTL

Man kann dem "Supertalent" einiges vorwerfen, aber sicherlich nicht, eine vergleichbare Mogelpackung wie der besagte Kandidat zu sein: Die RTL-Verantwortlichen versuchen gar nicht mehr, mit der Show ein gewisses Niveau zu erreichen oder wenigstens vorzutäuschen.

Auf die absolut billigste Art und Weise werden Skandale provoziert, um Talent geht es jedenfalls definitiv nicht – genauso wenig wie um Bohlens fiese Sprüche, auf die sich der Sender offenbar nicht mehr verlassen möchte. Und das will etwas heißen, schließlich präsentiert sich der Poptitan auch dieses Jahr von seiner "besten" Seite.

Bohlen-Sprüche machen es noch schlimmer

Besonders ins Visier genommen hat er seine Jury-Kollegin Ekaterina Leonova und deren Liebesleben, über das seit Jahren immer wieder spekuliert wird. Für ihn lese es sich so, als ginge es bei der "Let's Dance"-Tänzerin "rein, raus", kommentierte er an einer Stelle.

Dass beim "Supertalent" auch für sexistische Bemerkungen Platz ist und Bohlen sich weiterhin für seine "ehrliche Art" feiern (lassen) darf, sollte nicht verwundern, doch dieses Jahr schmeckt der misslungene TV-Cocktail durch die Kandidat:innen einfach noch bitterer. Zugleich drängt sich, einmal mehr, die Frage auf: Warum tun sich junge prominente Frauen diesen Job an seiner Seite an? Geld allein kann es doch nicht sein.

Katja Krasavice ist da schon einen Schritt weiter. Nachdem Bohlen die "DSDS"-Kandidatin Jill Lange im vergangenen Jahr mit einem Sex-Spruch bedachte, stellte sich die Rapperin gegen den einstigen Modern-Talking-Sänger. Konsequenzen seitens seines Arbeitgebers hatte die Aktion für ihn ... keine. Im Gegenteil: Um Feuerwehrmann zu spielen und ein totes Format wiederzubeleben, kommt er RTL (eigentlich wollte der Sender ja familienfreundlicher werden...) immer gerade recht.

Dass RTL bei der Zusammenstellung seiner Show-Jurys nunmehr penibel auf ein Geschlechtergleichgewicht achtet: geschenkt, wenn nicht gar widersprüchlich. Mit Feminismus könnte die Sendung kaum weniger am Hut haben.

Es kann auch nur schwer die Rede davon sein, mit den jüngsten Show-Einlagen inszenierte Nacktheit normalisieren zu wollen. Da war schon "Tutti Frutti", die erste erotische Fernsehshow in Deutschland, in den 90er Jahren weiter. Wer also Beatrice McQueefs Blockflöten-Nummer kritisiert, ist nicht automatisch spießig, sondern besitzt eher ein gesundes Schamgefühl. Nicht alles, was im TV gezeigt werden kann, sollte auch gezeigt werden.

Selbst vier "Supertalent"-Folgen sind zu viel

Die Ankündigung, wonach es 2024 nur vier "Supertalent"-Folgen geben würde, wirkte erst einmal wie ein Hinweis darauf, dass RTL das ganz große Vertrauen in den Erfolg der Show fehlt. Nun ist sie durchaus wieder erfolgreich, zumindest mit Blick auf die Zuschauerzahlen. Und das dürfte wiederum genügen, eine weitere Staffel zu produzieren.

Ein Kreislauf des Schmerzes für das Unterhaltungsfernsehen im Allgemeinen, wo kürzlich auch schon das Dschungelcamp mit Seifenoper-Dramaturgie langweilte und seine bislang schwächste Staffel auffuhr.

Ist es wirklich so schwer, kreative neue TV-Formate zu erschaffen? Spätestens nach dem "Supertalent"-Finale am Samstag kennt wohl jede:r die Antwort.

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