
Edith Stehfest, oder: Warum das Dschungelcamp in der Kandidaten-Krise steckt.Bild: RTL / Boris Breuer
Meinung
24.01.2025, 10:2924.01.2025, 14:53
Wirklich gar nichts gegen Edith Stehfest persönlich, aber: Wer ist Edith Stehfest? Das ist eine rhetorische Frage, und irgendwie auch nicht. Ich weiß natürlich, wer Edith Stehfest ist, die Antwort auf die Frage ist trotzdem mega spannend.
Edith Stehfest wurde bekannt als Ehefrau von Eric Stehfest, den man durchaus als Star bezeichnen kann. Er ist Soap-Darsteller, ("GZSZ"), Schriftsteller und Dschungelcamp-Veteran. Jedenfalls gibt es über Edith S. abseits ihrer Familienverhältnisse (markiert von einem Paar-Tattoo!) nicht viel zu erzählen. Sie hat keinen Wikipedia-Eintrag und bei Instagram 91.200 Follower. Das sind immer noch 91.113 mehr Menschen als mir folgen, aber ich ziehe ja auch nicht ins Dschungelcamp.
Dschungelcamp: RTL hat die Kandidaten-Wahl nicht mehr im Griff
Man könnte dasselbe Spiel mit Alessia Herren spielen. Die Tochter des verstorbenen Soap-Darstellers, Schlagersängers und Reality-Stars Willi Herren hat über diese Verwandtschaft hinaus und Mantras wie "Wenn mein Vater hier wäre, wäre er so unfassbar stolz" nicht viel vorzuweisen.
Alessia Herren will nach dem Dschungelcamp bei Aldi anfangen, womit sie einen überraschend scharfen Blick auf ihre Karriereaussichten im Show-Biz beweist. Das soll auf gar keinen Fall als Diss gegen Alessia Herren (und auch nicht gegen Aldi) verstanden werden. Sie hat alles aus ihrer Reality-Karriere herausgeholt und dass RTL auf sie angewiesen ist, ist nicht ihre Schuld. Nein, ich meine das ausdrücklich als Kritik an der Zusammenstellung des diesjährigen Dschungelcamp-Casts.
Über Stars aus der ersten Garde oder solche, die sich dort mal befanden, verfügt die 2025er-Besetzung gar nicht. Einigermaßen bekannt sind nur Model und Boris-Becker-Ex Lilly Becker und Schlagersängerin Anna-Carina Woitschack.
Jörg Dahlmann kennen Sport-Fans als Skandal-Kommentator. Nina Bott klingt wie ein Name, den man schon mal irgendwo gehört haben könnte. Schauspieler Pierre Sanoussi-Bliss muss man googlen, dann aber erkennt man immerhin sein Gesicht. Und Ex-Zehnkämpfer Jürgen Hingsen stellte mal einen Weltrekord auf – vor 41 Jahren.
Das alles ist klassisches "IBES"-Material. Die restlichen Plätze füllt RTL mit Reality-Adel (Sam Dylan) und TV-Fußvolk (Timur Ülker) auf.
Heißt zusammenfassend: Die Spitzen-Prominenz fehlt dieses Jahr komplett und nach unten hinten wird es so richtig dünn.
"IBES": Katastrophen-Cast als neue Normalität
Das Ding ist: Das wird zum Standard, die Star-Krise im Dschungelcamp zur Normalität. RTL kämpft seit Jahren mit der Überfischung des Reality-Arbeitsmarktes. Die größtenteils hausgemachte Konkurrenz durch Formate wie "Prominent getrennt" ist groß.
Zudem brachte die deutschsprachige Unterhaltungsindustrie in den 20 Jahren seit Bestehen des Dschungelcamps nur wenige neue Stars hervor, auf die sich viele Menschen einigen können. Das meiste findet in abgeschotteten Internet-Blasen statt.
Ein paar Trash-Promis braucht jedes Dschungelcamp. Sind sie in der Überzahl, ist das ein Problem.
Es scheint derzeit keine Alternative zu den Sam Dylans und Maurice Dziwaks dieser Welt zu geben, die das Dschungelcamp nicht als die Demütigung ertragen, die es eigentlich ist und explizit sein soll, sondern die Teilnahme dankbar als Ehre begrüßen. Als Höhepunkt ihres Schaffens.
Ein paar Trash-Promis braucht jedes Dschungelcamp. Erst beim Anblick einer Larissa Marolt wurde Winfried Glatzeder einst bewusst, wo er hier gelandet ist. Die tägliche Konfrontation mit der "GNTM"-Darstellerin brachte den einstigen Filmstar zur Weißglut.
Sind diese Trash-Stars aber in der Überzahl, hat das Dschungelcamp ein Problem. Denn wenn (fast) alle Teilnehmenden auf ihre Art unbekannt oder irrelevant sind, gibt es ja keine Klassenunterschiede mehr und damit keine Auf- und Abwärtsvergleiche, die für die notwendige Hitze sorgen. Da müsste man als verantwortlicher Sender eigentlich mit aller Macht gegensteuern.
RTL hat sich mit dem Star-Mangel abgefunden
Doch die scheinbare Ungerührtheit, mit der RTL seinen Klassiker veröden lässt, ist beachtenswert. Der Sender nimmt den "IBES"-Fachkräftemangel hin, ohne für die schwindende Attraktivität ein effektives Gegengewicht zu liefern.
Seit 21 Jahren gibt es das Dschungelcamp, es gehört zu den ältesten durchgängig laufenden Shows im TV. Die Prüfungen wurden irgendwann härter und ekliger, aber an Ablauf, Regeln und Aufmachung änderte RTL wenig. Bei seinem Show-Schlachtschiff wagt der Sender keine Experimente. Keine Spur von Mut zur Verbesserung. Eine Verlegung der Ausstrahlung auf 20.15 Uhr ist schon das höchste der Gefühle.
Das Publikum übt ja auch keinen Veränderungsdruck aus, die "IBES"-Quoten sind im Vergleich zu anderen Show-Klassikern immer noch stabil. Die zweieinhalb Wochen Dschungelcamp im Jahr sind als Ritual-Event einfach zu fest in den Kalendern verankert. Wir können nicht loslassen, egal wie langweilig es wird. Weihnachten feiern wir ja auch jedes Jahr, obwohl es nicht mehr so schön ist wie früher.
Wenn das Dschungelcamp sich selbst genug ist, dann bleibt einem nur die Hoffnung, dass die Star-Durchmischung dieses Jahr doch aufgeht. Dass Pierre Sanoussi-Bliss Herrschaftsansprüche anmeldet und von Anna-Carina Woitschack untergraben wird. Dass Lilly Becker (natürlich für alle hörbar) die Männlichkeit von Maurice Dziwak in Zweifel zieht. Sowas eben.
Man redet sich den Cast und irgendwie auch die gesamte Show schön. Und während die Hoffnung nach und nach versiegt, kleine dramatische Bögen sich aufbäumen und verkrümmen, sind die 17 Tage in Australien auch schon wieder vorbei.
Julianne Moore blickt auf eine jahrzehntelange Karriere in Hollywood zurück, wurde mehrfach für den Oscar nominiert. Weniger bekannt ist sie als Autorin von Kinderbüchern: Sie veröffentlichte eine ganze Reihe rund um eine Figur namens Freckleface Strawberry. Ihr erstes Buch erschien 2007. Zwischenzeitlich wurde die Geschichte sogar als Musical adaptiert.