Offenbar war sich RTL selber nicht recht sicher, ob man die folgenden Szenen wirklich zeigen sollte. Aber die Verantwortlichen taten es und bescherten der Jubiläumsstaffel "Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden" ihren vorläufigen Tiefpunkt.
Das Moderations-Duo Sonja Zietlow und Jan Köppen versuchte es verzweifelt mit einer Präventiv-Eindämmung des drohenden "Shitstorms". Man kennt diese vorbereitenden Gesprächseinstiege ja aus Social Media oder auch aus realen Konversation.
Wenn jemand sagt, "dafür kriege ich jetzt wahrscheinlich einen Shitstorm", dann sollte man sich auf gedanklichen Bullshit epischen Ausmaßes gefasst machen.
Am besten geht man in so einer Situation einfach weg oder schließt die App. Diese Wahl hatte ich bei der neuen Dschungelcamp-Folge leider nicht. Auf das, was folgte, hätten mich Sonja Zietlow und Jan Köppen ohnehin nicht vorbereiten können.
Was war los? In der 13. Folge des Dschungelcamps ergab sich eine Streitsituation, die vor allem aus Mola Adebisi und Sarah Knappik bestand. Elena Miras übernahm eine Sonderrolle, später mehr dazu. Dazwischen: Gigi Birofio und Thorsten Legat, die hin und wieder zustimmend grunzten – etwa, wenn Mola Adebisi sein Verständnis von Rollenverteilung im Haushalt erklärte.
Seine Frau wolle das Auto nicht tanken und keine Ikea-Schränke aufbauen. Adebisi dozierte in dem Zusammenhang auch über den statistischen Anteil an Dachdeckerinnen in Deutschland und was das eben über die grundsätzlichen Fähigkeiten und Vorlieben von Männern und Frauen aussage.
Adebisi, der bislang wenig angeeckt war, witterte offenbar seinen großen Moment. Er schien sich viele Gedanken gemacht zu haben über die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und homosexuellen Menschen und was in der Hinsicht in Deutschland aus seiner Sicht so alles falsch läuft.
Zuhause, so Adebisi, habe er nichts zu sagen, was aber offenbar kein Problem darstellt, denn seine Frau ist zwar die Königin, aber er ist "das Gesetz". Er "halte nichts von Emanzipation". Adebisi sprach zudem von "normalen Heterofrauen" in Abgrenzung zu homosexuellen Lebensentwürfen.
Insgesamt entfaltete sich in diesen knapp acht Minuten ein Bullshit-Bingo aus rückständigsten misogynen und homophoben Haltungen. Der Mehrwert für eine Unterhaltungssendung war mehr als fraglich.
Die Alternative wäre gewesen, den Schund gar nicht erst zu zeigen, was niemandem geschadet hätte. Andererseits: Vielleicht tut eine Erinnerung, um welch Geistes Kind es sich bei Mola Adebisi und Thorsten Legat handelt, dem ein oder anderen Fan ganz gut. Wiederum andererseits dürfte sich der ein oder andere Zuschauer von den zur besten Sendezeit ausgestrahlten, antifeministischen und homophoben Thesen in seinen eigenen Haltungen bekräftigt fühlen.
Und ja, vielleicht auch die ein oder andere Zuschauerin. Es war Elena Miras, die zu einem Zeitpunkt, als man glaubte, es kann nicht mehr schlimmer werden, allen Ernstes behauptete, "dieser Feminismus" wäre "zu weit gegangen". Frauen hätten "es mittlerweile übertrieben", was sie daran festmache, dass es da draußen keine Männer mehr gebe, die einen Schrank zusammen bauen könnten.
Sie sagte all das, obwohl die Sätze von Mola Adebisi noch schwer in der Campluft hingen und nur allzu offensichtlich zeigten, dass der Feminismus in weiten Teilen der Gesellschaft eher ein paar Überstunden machen sollte statt Rentenansprüche anzumelden. Was er, der Feminismus, von sich aus ohnehin nie tun würde.
Der beste Moment war da noch jener, als Sarah Knappik (und Elena Miras) sich entnervt umdrehte und die Männerrunde sich selbst überließ. Das hätte sie schon viel früher tun sollen.