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Bachelor: Nicht nur Sebastians Umgang mit Frauen ist eine Katastrophe

Der Bachelor: Sebastian Preuss im Finale
Sebastian Preuss ist als Bachelor umstritten.Bild: Screenshot TVNOW
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Sexistischer Bachelor? Warum das nicht das eigentliche Problem an Sebastian Preuss ist

05.03.2020, 16:23
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Er ist vorbestraft, saß bereits in Untersuchungshaft und auch seine Familiengeschichte birgt dunkle Kapitel. Ganz klar: Sebastian Preuss ist ein etwas anderer Bachelor. Damit hatte der Sender RTL sogar schon vor Start der Staffel ordentlich für das Kuppelformat geworben. Einen vermeintlichen Bad Boy wie Sebastian gab es vorher ja auch noch nicht. Doch mit dem Rosenkavallier 2020 hat sich RTL trotzdem keinen großen Gefallen getan. Kein Bachelor zuvor hatte je so viele negative Schlagzeilen hervorgerufen wie nun der 29-Jährige. Zu Recht.

Und damit will ich jetzt gar nicht wieder auf das Thema Schwan-Prügelei eingehen. Denn ob Sebastian vor gut zehn Jahren nun tatsächlich mit einem Schwan auf einen Mann einschlug oder er die Tat vor Gericht nur eingeräumt hat, um eine mildere Strafe zu erlangen, sei mal dahingestellt. Das eigentlich Problem ist ein anderes und hat viel mehr mit seinem Auftreten in der Sendung zu tun.

Sebastians Umgang mit Kandidatin Linda war ein absolutes No-Go

Dort präsentierte er sich nämlich häufig von einer Seite, die man gerade als Frau im TV absolut nicht sehen will. Denn wie unpassend die Situation auch schien, aufs Knutschen wollte er nicht verzichten. Kein Ding, wenn die Frauen auch Lust darauf haben, dann go for it! Aber wenn eine sich klar gegen einen Kuss ausspricht, dann hat der Bachelor das gefälligst auch zu akzeptieren. Genau wie jeder andere Mensch auch.

Und genau das hat Sebastian Preuss im Falle von Linda nicht getan. Sein Umgang mit der Kandidatin in Folge fünf war ein absolutes No-Go.

Der Bachelor: Folge 5

Die Uhr zeigt 2020 auf Liebe
Linda galt erst als Favoritin, flog aber ungeküsst raus.Bild: TVNOW

Wieso hat er beim Thema Küssen nicht einfach mal locker gelassen? Natürlich, man hat nur einen Bruchteil von dem gesehen, was vermutlich tatsächlich zwischen den beiden abgelaufen ist und besprochen wurde. Aber so vehement, wie er auf dem Thema beharrte, war es einfach nur unangenehm. Und das sicher nicht nur für den Zuschauer, sondern vor allem für Linda. Was ist an einem "Sorry, aber ich will beim Knutschen nicht eine von vielen sein" nicht zu begreifen?

Sebastians Spruch an Dreistigkeit kaum zu überbieten

Nach der Abfuhr auch noch pampig zu werden und der Frau ein dermaßen schlechtes Gefühl bezüglich ihrer Entscheidung zu vermitteln, geht gar nicht! Ihr dann auch noch einen Spruch à la "Du bist doch ein kluges Mädchen" reinzudrücken, ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Aber nur fast. Linda noch in derselben Woche nach Hause zu schicken und zu behaupten, es habe nichts mit dem fehlenden Kuss zu tun, ist nicht nur dreist, sondern auch noch dumm.

Aber es war nicht nur der Umgang mit Linda, der Sebastian berechtigterweise Sympathien kostete. Auch, dass er Leahs gemachte Brüste und aufgespritzte Lippen kritisierte, aber dennoch immer wieder mit ihr knutschen wollte, warf kein besseres Licht auf ihn.

Der Bachelor Folge 7
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Trotz aufgespritzter Lippen: Leah wurde viel geknutscht.Bild: TVNOW

Hinzu kam auch sein Umgang mit Kritik und unvorhersehbaren Situationen. Verhielt sich eine Frau mal nicht so, wie er es in der Situation für angemessen hielt, reagierte er patzig. Bestes Beispiel: Anna. Sie kritisierte beim Einzeldate unter anderem seine lieblose Einladung – und war direkt unten durch.

Null Kompromissbereitschaft

Sebastian beschwerte sich, wenn Frauen schlechte Laune durchblicken ließen, war aber selbst nicht besser. Der Bachelor misst mit zweierlei Maß. Das fiel auch auf, wenn es um seinen Anspruch an seine Herzdame ging. Denn für ihn schien es vollkommen selbstverständlich zu sein, dass sie sich seinem Lebensstil anpasst.

Gesund sollte sie leben. Sport sollte sie treiben. Nicht künstlich sein. Kein Party-Girl. Und Rauchen? Auf keinen Fall! Wich sie von diesen Ansprüchen ab? Dann sollte gefälligst sie sich ändern – oder zumindest bereit dafür sein, es in Zukunft zu tun. Dass er selbst vielleicht auch mal einen Kompromiss eingehen oder seine eigene Sichtweise und Ansprüche mal überdenken könnte? Das zog er gar nicht in Betracht. Und das zeigt das eigentliche Problem dieses Bachelors.

Das eigentliche Problem ist nicht sein Umgang mit Frauen

Nicht sein genereller Umgang mit Frauen oder Sexismus ist primär problematisch, denn in der Sendung sind auch zahlreiche Beispiele zu finden, in denen er eben nicht als ekelhafter Macho agiert. Sondern wie ein freundlicher, wenn auch etwas unbeholfener Typ von nebenan. Um das zu erkennen, brauchte es nicht erst Mama Preuss, die im Gespräch mit der "Bild" noch betonte: "Er ist kein Macho, kein Narzisst und kein Sexist."

Der Bachelor
Mama Conny Preuss nahm ihren Sohn in Schutz.Bild: TVNOW

Das eigentliche Problem ist Sebastians egoistische Einstellung und seine fragwürdige Sicht auf zwischenmenschliche Beziehungen.

Denn wer nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen und glaubt, nur sein eigener Lebensentwurf ist der einzig wahre, der muss sich nicht wundern, wenn er auf der Suche nach der Liebe enttäuscht wird. Egal, ob nun bei "Der Bachelor" oder im wahren Leben. Beziehungen sind keine Einbahnstraße. In Beziehungen ist es immer ein Geben und Nehmen. Aber wenn es nach ihm geht, scheint die Frau einfach nur in seine Vorstellung vom Leben passen zu müssen – ohne Wenn und Aber.

Angesichts dessen ist allerdings Sebastians finale Entscheidung nur konsequent und richtig. Statt einen Kompromiss einzugehen, für den er eh nicht bereit gewesen wäre, serviert er lieber beide Frauen ab und bleibt Single. Vor dieser Entscheidung habe ich Respekt.

Denn das hat vor ihm noch keiner gewagt, obwohl man es dem ein oder anderen gerne geraten hätte. Wenn beispielsweise Jan Kralitschka damals Finalistin Alissa Harouat auch keine Rose gegeben hätte, hätte er sie nicht erst auf eine gemeinsame Zukunft hoffen lassen und ihr außerdem die unangenehme Abfuhr, die wenig später ebenfalls vor laufender Kamera stattfand, erspart.

Insofern muss man Sebastian immerhin zu Gute halten, dass er im Gegensatz zu seinen Vorgängern schon vor einer offiziellen Kurz-Liebelei die Reißleine gezogen hat.

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