System of a Down: Ticketmaster raubt mir die Freude am Konzert
Es sind die Konzert-Events, die die meisten Menschen anziehen: Metallica, The Weeknd, Drake oder, wie im aktuellen Fall, System of a Down. Eine Band, die für mich pure Jugend bedeutet.
Dass sie bei all ihren Streitigkeiten überhaupt noch spielt – und dann sogar in Deutschland – ist nicht selbstverständlich. Noch einmal bei dieser Band in der Menge stehen? Ein Traum! Keine Frage, dass ich mich als großer Fan beim Vorverkauf mitten ins Getümmel werfe.
Doch die Vorfreude schlägt schnell in Ernüchterung um – und schließlich in großen Frust.
Ticketmaster: Wie verläuft der Vorverkauf?
Der Ticketmaster-Vorverkauf von Großevents wie diesem verläuft immer in mehreren Phasen. Im jetzigen Fall gibt es vier Schritte, die folgendermaßen aussehen:
- Dienstag, 16. September, 12 Uhr: Vorverkauf für besonders große Fans, die sich im Voraus per Mail in eine Liste auf der Band-Website eingetragen haben.
- Mittwoch, 17. September, 12 Uhr: Telekom-Prio-Tickets
- Donnerstag, 18. September, 12 Uhr: Ticketmaster-Presale
- Freitag, 19. September, 12 Uhr: Allgemeiner Vorverkaufsstart
Allein hier wird es schon nervig. Denn wer ein Ticket haben möchte, muss sich genauestens mit einem Akt beschäftigen, der einen – sofern man bei den ersten Versuchen leer ausgeht – über vier Tage begleiten wird.
System of a Down: Horrende Preise stehen im Konflikt zur Band
Dienstag, 12 Uhr. Natürlich habe auch ich mich im Voraus per Mail in die Liste der Band-Website eingetragen. Fans, bei denen alles glattläuft (Spoiler: bei mir nicht), können tatsächlich hiernach ein begehrtes Ticket ihr Eigen nennen. Aber will man das wirklich?
Bereits für einen Sitzplatz in Berlin können – je nach Lage – gerne mal 177 Euro draufgehen. Aber auch Sitzplätze für 239,97 Euro sind im Angebot, wie ein Screenshot veranschaulicht. Wer hingegen mit früherem Einlass im begehrten Golden Circle, also direkt vor der Bühne, stehen möchte, darf 466 Euro blechen. Ohne früheren Einlass sind es immer noch rund 200 Euro.
Hier muss man einräumen: Die Fans wissen ja, worauf sie sich einlassen. Trotzdem wirft das Ganze Fragen auf. System of a Down sind seit jeher Sprachrohr nicht nur gegen Gewalt und Krieg, sondern auch gegen Ausbeutung, Kapitalismus und Ungerechtigkeit.
Was wird aus der Message der Band, wenn sie als Luxus-Produkt auftritt, das Barrieren in der eigenen Community errichtet?
Telekom-Prio-Tickets: transparent geht anders
Pünktlichkeit ist jedoch keine Garantie, um nicht trotzdem auf Platz 13.107 der Warteschlange zu gelangen. Störungen – und davon gibt es viele – tun ihr Übriges, und so kommt es, dass ich meinen Wunsch auf ein Ticket am nächsten Tag weiterverfolgen muss.
Mittwoch, 12 Uhr. Die Telekom-Prio-Tickets sind eine wiederkehrende Kooperation von Ticketmaster und der Deutschen Telekom. Hier wird versprochen, dass Fans schon vor dem eigentlichen Vorverkauf ein Ticket erhalten können. Als einzige Voraussetzung wird genannt: Man muss einen Telekom-Vertrag und ein Ticketmaster-Konto haben.
Nein, liebe Telekom, das ist nicht die einzige Voraussetzung. Richtig wäre: Man muss einen Festnetz- oder Mobilfunk-Tarif bei euch haben. Internet-Kund:innen wie ich sind davon ausgeschlossen. Und wieder: Davon gibt es viele.
Dieses (wichtige) Detail findet man jedoch nur heraus, wenn man das Kleingedruckte auf der Website von Magenta-Musik durchliest. Oder – wie vermutlich die meisten – wenn man pünktlich zum Presale alles vorbereitet hat, dann aber keinen Zugriff bekommt.
Allgemeiner Ticketverkauf: nur noch Restkarten übrig
Donnerstag, 12 Uhr. Jetzt können alle Fans ihr Glück versuchen, die ein Ticketmaster-Konto haben (das ist leicht gemacht und kostet nichts), bevor am Freitag, 12 Uhr, der eigentliche Vorverkauf startet.
Beide Varianten haben eines gemeinsam: Die guten Karten sind längst weg. Wer zum Beispiel wie ich seine Jugend im Stehbereich – also mit mehr Bewegung – noch einmal aufleben lassen möchte, hat hier keine Chance mehr. In meinem Fall ist es ein überteuerter Sitzplatz mit schlechter Sicht auf die Bühne geworden.
Bei aller Vorfreude war mir am Ende beinahe egal, ob ich das Ticket nun kaufe oder nicht. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich die Band verehre. Aus Protest kein Ticket zu kaufen, wäre aber nach alldem sicherlich auch eine gute Entscheidung gewesen.
Inwiefern genau Bands bei derartigen Vorverkäufen mitbestimmen, weiß ich nicht. Fakt ist aber: Es gibt Acts (wie etwa Radiohead), die Ticketmaster den Rücken gekehrt haben, weil sie das Spiel nicht (mehr) mitspielen wollen.
Was System of a Down betrifft, kann ich an dieser Stelle nur ihren eigenen Song zitieren: "Fuck the System".