Kaum ein Promi ist im Fernsehen derzeit so präsent wie Elton, und doch wiegt sein Abgang bei "Schlag den Star" schwer. ProSieben bestätigte am 10. April, dass der 53-Jährige das beliebte Primetime-Format abgibt und von Matthias Opdenhövel ("The Masked Singer") ersetzt wird.
Feststeht: Elton scheidet nicht freiwillig aus. Bereits am Mittwoch machte er seinem Ärger bei Instagram Luft und kritisierte die Kommunikation des Senders. "Der Senderchef von ProSieben hielt es nicht für nötig, mich mal anzurufen und zu fragen, was Sache ist oder um eine Lösung zu finden", beschwerte er sich in einem Post. Mehrere Kolleg:innen wie Kai Pflaume zeigten sich in den Kommentaren solidarisch mit dem Moderator.
Sollten Eltons Ausführungen zutreffen, wäre das Verhalten der Verantwortlichen tatsächlich ein kleiner Skandal. Worüber aber vergleichsweise wenig diskutiert wird: Der Rauswurf von Elton ergibt für ProSieben vorne und hinten keinen Sinn, gerade im Wettbewerb mit RTL.
Das Konzept von "Schlag den Star" ist so simpel wie erfolgreich: Zwei Promis treten gegeneinander in teils absurden Spielen an. Nicht selten zieht sich eine Ausgabe bis tief in die Nacht, Elton wird von Kommentator Ron Ringguth unterstützt.
Die Show ist für ProSieben einer von nur wenigen absoluten Quoten-Garanten im Programm, die letzte Ausgabe im März mit Paul Panzer und Kaya Yanar konnte laut "quotenmeter.de" im Vergleich zur vorigen Folge 600.000 Zuschauer:innen dazugewinnen. Zwar schwankt das Interesse je nach Promi-Beteiligung, zumeist aber ist auf die Sendung Verlass.
Mehr noch: Neben "Joko & Klaas gegen ProSieben" und "GNTM" ist "Schlag den Star" eines von nur wenigen klassischen Primetime-Highlights im Katalog des Senders. "Wer wird Millionär?", das Dschungelcamp, "Let's Dance", dazu diverse Reality-Formate – zu oft spielt die Musik am Abend eher beim Konkurrenten RTL.
Änderungen bei "Schlag den Star" können sich daher als umso riskanter erweisen. Matthias Opdenhövel steht vor einer schwierigen Aufgabe, zumal sein Moderationsstil ein ganz anderer als Eltons ist. Das Publikum wird sich entweder umgewöhnen oder abschalten – und es liegt an Opdenhövel, die Überzeugungsarbeit zu leisten.
Elton fällt zweifellos in die Moderations-Kategorie "einer von uns". Bei "Schlag den Star" wirkte er oft ein wenig planlos, wenn nicht gar vollkommen unvorbereitet. Und genau das amüsiert die Fans der Sendung und verschafft dem Moderator Sympathiepunkte. Wenn er von etwas genervt ist, lässt er das alle wissen. Welcher TV-Star würde schon offen bei Social Media schreiben, dass er erstmal ein paar Bier braucht, nachdem er gefeuert wurde?
Ohnehin ist Elton untrennbar mit der Show verbunden. Er ist eben der ewige TV-Praktikant (im positiven Sinne), und wohl auch der einzig wahre Raab-Erbe.
Der Umstand, dass Matthias Opdenhövel ab 2006 schon einmal immerhin fünf Jahre lang "Schlag den Star" moderierte, sollte zugunsten von ProSieben jedenfalls nicht überschätzt werden. Er ist zweifellos sympathisch, aber dabei konventionell und irgendwie glatt. Zumindest im Vergleich zu Elton. Kontroversen um "Opdi": Fehlanzeige. Mit ihm glaubt der Sender, auf Nummer sicher zu gehen, aber die offensichtliche Entscheidung ist oft zugleich die langweiligste.
Hinzukommt: Nicht wenige Fans der Sendung sind jetzt erst einmal richtig sauer auf ProSieben. Bei Instagram kündigten sogar Promis an, "Schlag den Star" fortan zu boykottieren. "Ohne dich werde ich die Sendung nicht mehr schauen. Das ist dein Format", schreibt der Schauspieler Armin Rohde. Damit dürfte er vielen aus der Seele sprechen. Auch Sonya Kraus ist not amused: "Die Show ohne dich? Jetzt komme ich garantiert nicht."
Mit seinem Vorgehen macht es sich ProSieben viel schwerer als nötig. Denn was spricht dagegen, mit Elton im Guten auseinanderzugehen und ihm wenigstens eine große Abschiedsshow (mit garantierten Top-Quoten) zu spendieren? Allein seine langjährige Tätigkeit für den Sender rechtfertigt das – abseits dessen, was man von seinen Moderationskünsten hält oder auch nicht hält.
Stattdessen bestätigt der ProSieben-Chef Hannes Hiller Eltons Theorie gegenüber "DWDL" mit einem vielsagenden Vergleich: "Wenn jemand seit Jahren regelmäßig für den BVB aufläuft, aber dann immer häufiger im Fanblock den FC Bayern anfeuert, dann stellt sich doch zwangsläufig eine Frage: Wann ist die richtige Zeit für einen Vereinswechsel?" Was er meint, aber nicht offen ausspricht:
Profitieren dürfte von dem Drama vor allem (und aus ProSieben-Sicht: ausgerechnet) RTL. Der Kölner Sender sicherte sich "Schlag den Besten" sowie "Blamieren oder kassieren?". Noch mehr Elton-Nachschub gibt es ab dem 20. April mit "Drei gegen Einen – Die Show der Champions" – während ProSieben freiwillig seinen womöglich wichtigsten Moderator abgibt.