Trotz der Vorwürfe gegen Till Lindemann, die seit Wochen die Schlagzeilen bestimmen, geht die Europa-Tour von Rammstein über die Bühne. Am Rande einiger Shows gab es bislang Proteste, abgebrochen oder abgesagt wurde aber keiner der Auftritte. Nun stehen die finalen drei Konzerte der Band diesen Sommer in Brüssel an – auch in Belgien wird die Fortsetzung der Tour unter den aktuellen Umständen teilweise kritisch gesehen.
In der August-Ausgabe des Podcasts "Zware klap" äußerte sich nun Peter Mulders mit deutlichen Worten zu dem Thema. Er ist selbst Musiker, spielt Bass in der belgischen Rockband Brutus.
"Ich wollte eigentlich nicht darüber reden und dachte zunächst: 'Lasst uns Rammstein ignorieren.'" Nun wolle Mulders aber doch darüber sprechen – "auch darüber, was im weiteren Sinne in der Musikwelt passiert".
Die Ereignisse der letzten Zeit würden dafür sorgen, dass er sich als Rock-Musiker "emotional schlecht" fühle. Mit Blick auf die nächsten Tage erklärt der Bassist:
Während der letzten Rammstein-Konzerte änderte Lindemann mehrfach Songtexte der Band kurzerhand auf der Bühne um. So wurde aus "Alle haben Angst vorm schwarzen Mann" plötzlich "Alle haben Angst vor Lindemann". Bei "Ohne dich" hingegen sang der Frontmann: "Und die Sänger vögeln nicht mehr".
Aktionen wie diese lassen sich als Anspielungen auf die Vorwürfe verstehen, auch dafür hat Peter Mulders kein Verständnis. "Er lacht immer noch ein bisschen darüber", urteilt er mit Blick auf Lindemann. Dass der Sänger jetzt auf diese Weise "zum Angriff" übergehe, ist dem Brutus-Bassisten ein Dorn im Auge.
Mulders ruft im Podcast nicht zum allgemeinen Rammstein-Boykott auf, vielmehr gibt er zu verstehen, die Fans müssten nun selbst entscheiden, wie sie sich verhalten. Er persönlich könne die Musik aber nicht von der Person trennen.
Bei "Zware klap" kommt im Übrigen auch der belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne zu Wort. Er äußert: "Selbstverständlich ist jeder bis zum Beweis seiner Schuld unschuldig. Die deutsche Justiz nimmt das sehr ernst und wird hoffentlich bald Klarheit schaffen."
Die Tatsache, dass viele Fans ihre Rammstein-Tickets für die Brüssel-Shows beim Resale wieder loswerden wollen, sieht der Politiker als Signal. Es zeige, dass es Menschen "mit einem moralischen Kompass" gebe, die sich fragen würden: "Sollten wir so viel bezahlen, um diesen Mann zu sehen?".
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.