Die Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann halten weiterhin an. Nicht nur beherrschte das Thema wochenlang die Berichterstattung der Medien – auch Kooperationspartner lösten sich von der Band und von Projekten des Frontmanns. Die Europa-Tournee der Band läuft derweil wie geplant, wurde jedoch zwischenzeitlich von Protesten begleitet.
Nun stehen die Rammstein-Konzerte in Berlin unmittelbar bevor: Am 15., 16. und 18. Juli soll die Band im jeweils ausverkauften Olympiastadion auftreten. Gerade hierzu sind in den vergangenen Tagen Gegenstimmen immer lauter geworden. Eine großangelegte Campact-Petition sollte das Heimspiel der Rock-Band verhindern. Jetzt gibt es Neuigkeiten hierzu.
Der Forderung, die drei genannten Rammstein-Konzerte abzusagen, stößt offenbar auf reichlich Zustimmung. Über 70.000 Menschen haben die Petition unterzeichnet. Dabei verweist Campact darauf, dass das Olympiastadion im Besitz der Stadt Berlin ist, und fordert somit die Politik auf, als Reaktion auf die anhaltenden Vorwürfe entsprechend Verantwortung zu übernehmen.
Campact selbst schätzt – so heißt es in besagter Petition – die Chancen, dass die Berliner Konzerte abgesagt werden, hoch ein. "Denn hier gibt es eine ganz konkrete Handhabe über die Landesregierung."
Watson hat hierzu bereits mit Medienrechtler Christian Solmecke gesprochen, der die Sache anders einschätzt. Er hält ein Konzert-Verbot für eher unwahrscheinlich.
Damit die Rammstein-Konzerte in Berlin abgesagt werden können, müsste der Vertrag zwischen Tour-Veranstalter und Betreiber aufgelöst werden. Dies könnte jedoch zu einer Vertragsstrafe führen und es stünden finanzielle Folgen im Raum. Wer in dieser Sache nun gefragt ist, ist etwa Kultursenator Joe Chialo. Dieser hat sich jetzt geäußert.
"Die Forderung ist emotional verständlich", sagte der CDU-Politiker, der seit April dieses Jahres Senator für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt im Senat Wegner ist. "Rechtlich gibt es keinen Hebel." Dabei verweise er auf die weiterhin geltende Unschuldsvermutung gegenüber Till Lindemann. Er habe das Gefühl, "dass gerade die Geschwindigkeit der Ereignisse alles zu einer besonderen Herausforderung macht."
Der Kultursenator lehnt damit die Forderungen nach einem Verbot der anstehenden Rammstein-Konzerte ab. Gleichzeitig solidarisiert er sich allerdings mit den vermeintlich Betroffenen: "Ich stehe immer auf der Seite der Opfer, ganz klar, und nehme die Vorwürfe dieser Frauen sehr ernst." Durch die besagte Unschuldsvermutung seien aus der aktuellen Situation jedoch noch keine Handlungsanleitungen abzuleiten.
Nachtrag der Redaktion: Die Staatsanwaltschaft Berlin hatte im Juni nach den Vorwürfen gegen Till Lindemann Ermittlungen aufgenommen. Diese wurden Ende August eingestellt. Die Auswertung der Beweise habe keinen hinreichenden Tatverdacht ergeben, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Den entsprechenden Artikel findet ihr hier.