Es ist ein Ärgernis: Am 22. Mai 2023 geht die diesjährige Rammstein-Tournee los – doch man selbst hat keine Karte. Wie auch, wenn die Tickets immer schon ab dem ersten Verkaufstag vollständig vergriffen sind?
Aber gibt es da nicht doch noch eine Möglichkeit? Die Google-Suche gibt sich optimistisch: Auf "Stubhub" finden sich doch tatsächlich noch Tickets! 280 Euro für Bern, 220 Euro für Wien, 235 Euro für Brüssel. Klar, das mögen weite Reisen sein, aber nimmt man diese nicht für seine Lieblingsband in Kauf?
Allerdings: Wer sich wirklich dazu entschließt, ein solches Ticket zu kaufen, hat damit noch immer nicht die Garantie, auch wirklich das Konzert miterleben zu können – und nimmt im schlimmsten Fall die Reise umsonst auf sich.
Stubhub ist – wie auch etwa Viagogo – ein Ticketzweitmarkt. Das heißt, Nutzer:innen können dort bereits gekaufte Karten für Events aller Art weiterverkaufen. Der Vorteil: Leute, die unbedingt ausverkaufte Events besuchen möchten, kriegen hier eine zweite Chance. Doch es gibt mehrere Haken.
So werden die dort verfügbaren Tickets in aller Regel deutlich teurer verkauft als zum Originalpreis. Als Beispiel: Die obengenannten Rammstein-Preise von bis zu 280 Euro sind nicht erfunden, sondern waren genau so auf der Plattform zu finden. Die Originalpreise der Band bewegen sich (zumindest für die üblichen Plätze) zwischen 70 und 131 Euro. Teils werden auf Stubhub Karten jedoch auch deutlich teurer verkauft als in diesem Beispiel.
Zwar ruft die Website ihre Nutzer:innen dazu auf, Tickets nicht überteuert weiterzuverkaufen. An Beispielen wie diesem sieht man jedoch, dass man sich wohl nicht allzu genau daran halten muss.
Um fair zu bleiben: Dass Stubhub eine Wiederverkaufsplattform ist und die Preise vom Originalpreis abweichen können, ist auf der Website angemerkt. Für diesen Hinweis braucht es jedoch aufmerksame Leser:innen. Weniger erfahrene Menschen werden aus dem professionellen Design kaum herleiten, dass es sich um eine eher inoffizielle Verkaufsplattform handelt.
Ein weiterer Haken ist die fehlende Garantie, mit dem überteuerten Ticket auch wirklich am Event teilzunehmen. Immer mehr Veranstalter entschließen sich dazu, (nicht zuletzt wegen Plattformen wie dieser) Eintrittskarten zu personalisieren. Im Falle von Rammstein etwa ist bekannt, dass die Namen auf den Tickets kontrolliert, und mit entsprechendem Ausweis abgeglichen werden.
Karten, die auf Ticketzweitmärkten gekauft wurden, bieten hier wenig Erfolgsaussichten.
Hinzukommt, dass bei Ausfall oder Verlegung der Show eine Erstattung des Geldes mindestens erschwert wird. In der Regel bekommt man dieses nur zurück, wenn man sein Ticket bei einem offiziellen Anbieter wie "Eventim" gekauft hat.
Um auch hier fair zu bleiben: Stubhub bietet einen kostenlosen Käuferschutz. Durch diesen sollen Kund:innen, die von einem der genannten Fälle betroffen sind, ihr Geld zurückerhalten können. Wirft man jedoch einen Blick in die Bewertungen auf "Trustpilot", scheint dies nur in seltenen Fällen problemlos zu funktionieren.
Einzelne User:innen können hier zwar durchaus von einem Erfolg berichten, mit einer Gesamtbewertung von 1,6 von 5 Sternen beschweren sich jedoch die meisten über das Gegenteil.
Für die Band Rammstein haben diese Gründe offenbar ausgereicht, um eine einstweilige Verfügung zu erheben – die das Landgericht Hamburg laut "Musikexpress" nun bestätigt hat. Stubhub verstoße gegen Vorschriften des Verbraucherschutzes, hieß es in einer Pressemitteilung.
Tickets zu den Konzerten der Band dürfen somit nicht mehr über die Plattform verkauft werden. Eine solche Verfügung hat die Band im September 2022 auch gegenüber der Ticket-Plattform Viagogo erreicht – watson hat hierüber berichtet.
Die Agentur "MCT", die für die europäischen Rammstein-Shows zuständig ist, bittet zudem beim Kauf von Tickets folgende Punkte zu beachten:
Generell kann man sich als Faustregel merken: Mit maßlos überteuerten Tickets ist in den meisten Fällen etwas faul. Wer von diesen die Finger lässt, ist auf der sicheren Seite.