In der Nacht von Sonntag auf Montag wurden die Oscars 2024 verliehen, die Academy of Motion Picture Arts and Sciences vergibt den noch immer wichtigsten Filmpreis der Welt. Die Show verlief eher routiniert, die ganz großen Überraschungen und Skandale blieben aus.
Christopher Nolans History-Drama "Oppenheimer" räumte wie erwartet die meisten Preise ab und als die Show auf die Verleihung des Oscars für den Besten Film zusteuerte, hatte "Oppenheimer" bereits sechs Trophäen in der Tasche. Alles andere als eine weitere Auszeichnung für Nolans Biopic wäre eine riesige Überraschung gewesen.
"Oppenheimer" erhielt den Preis auch. Was irritierte, war der Star, der auf der Bühne in Los Angeles für die feierliche Vergabe zuständig war: Al Pacino. Die Schauspielgröße erklärte sich nun und erhielt Unterstützung.
Leicht wacklig und etwas verwirrt hatte Pacino die Bühne betreten. Und er schien es eilig gehabt zu haben. Er leitete seine Laudatio für die Kategorie Bester Film mit den Worten ein: "Zehn wunderbare Filme wurden nominiert, aber nur einer wird den Preis für den besten Film erhalten."
An diesem Punkt schien Pacino von dem normalen Ablauf einer Oscar-Laudatio abzuweichen. Denn er nannte die anderen nominierten Filme nicht und sprang direkt zur Bekanntgabe des Gewinners:
Für das Publikum im Saal ging das alles zu schnell. Viele hatten noch gar nicht realisiert, dass Pacino tatsächlich bereits den Preisträger verkündet hatte. Seine indirekte Wortwahl ("Meine Augen sehen 'Oppenheimer'") tat ihr Übriges. Die Verwirrung war groß.
Zumindest die Entscheidung, die Nominierten zu überspringen, kam aber nicht von Al Pacino selbst, sagt der Schauspieler nun.
Wie unter anderem der "Hollywood Reporter" berichtet, veröffentlichte Pacino ein Statement, in dem er sich bei den Nominierten entschuldigt und gleichzeitig die Verantwortung der Oscar-Produktion zuschiebt:
Es sei laut Pacino vielmehr eine Entscheidung der Produzent:innen gewesen, sie "nicht nochmal zu nennen, da sie während der gesamten Zeremonie einzeln hervorgehoben wurden". Pacino habe sich den Wünschen der Show-Leitung gefügt. Er solidarisierte sich in dem Statement anschließend ausdrücklich mit den Filmemacher:innen, die nicht Teil seiner Laudatio wurden:
Bei den Proben der Show soll Pacino die Nominierten ebenfalls nicht verlesen haben, schreibt der "Hollywood Reporter". Zudem interviewte das Branchenblatt "Variety" die Oscar-Produzentin Molly McNearney, die Al Pacinos Version bestätigt.
Um die Show kurzzuhalten, sei ein Clip-Segment, in dem sämtliche nominierte Filme nochmal vorgestellt werden, nicht vorgesehen gewesen. Sie sagt: "Wir haben [Al Pacino] keine Nominierungen zum Vorlesen gegeben. Ich entschuldige mich, wenn unsere Entscheidung, nicht alle Nominierungen zu nennen, ihn in eine schwierige Lage gebracht hat."
Nicht nur deshalb wirkt Pacino in dieser Geschichte letztlich wie ein Opfer der Umstände. Der inzwischen 83 Jahre alte "Der Pate"-Star hätte bei der Laudatio eigentlich von seiner "Scarface"-Co-Darstellerin Michelle Pfeiffer begleitet werden sollen. Die Schauspielerin sagte aufgrund einer Familienangelegenheit ihre Teilnahme aber kurzfristig ab.