Am vergangenen Sonntag liefen die ersten zwei Folgen "Quiet On Set: The Dark Side Of Kids TV" im US-amerikanischen Fernsehen. In der Doku-Serie geht es um das, was hinter den Kulissen von bekannten Nickelodeon-Kinderserien geschehen sein soll, etwa "Zoey 101" und "iCarly". Diese Serien waren auch in Deutschland in den 2000ern sehr beliebt.
"Quiet On Set" stößt nun erneut eine Diskussion um den Schöpfer hinter den Serien an, der lange als Genie gefeiert wurde: Dan Schneider. Seit Jahren wird ihm indirekt missbräuchliches Verhalten vorgeworfen. "iCarly"-Darstellerin Jennette McCurdy erhob etwa in ihrem Buch "I'm Glad My Mom Died" vor zwei Jahren schwere Anschuldigungen gegen Schneider, nannte ihn dabei aber nur den "Creator". Dieser "Creator" soll sie als Minderjährige unter anderem zu Alkoholkonsum gedrängt und sich ihr unerwünscht körperlich genähert haben.
In der neuen Doku-Serie kommen weitere Crew-Mitglieder und Darsteller:innen der Nickelodeon-Serien zu Wort, die diese und andere Vorwürfe bestätigen. Dan Schneider bezog mittlerweile Stellung zu den Anschuldigungen.
Auf den Sets der verschiedenen Nickelodeon-Serien sollen grundsätzlich "toxische" Arbeitsbedingungen geherrscht haben, wofür Schneider maßgeblich mitverantwortlich gewesen sei. Er soll, so schreibt es der "Hollywood Reporter", Darsteller:innen und Crewmitglieder "gequält und gedemütigt" haben.
Die ehemalige Nickelodeon-Autorin Jenny Kilgen gibt an, Schneider hätte "unangemessene und sexuell aufgeladene Witze" im Writer's Room gemacht und Massagen von ihr verlangt – im Austausch dafür sollten von ihr geschriebene Szene in den fertigen Folgen landen. Sie beschreibt die ungleichen Machtverhältnisse folgendermaßen:
Viele offensichtliche sexuelle Anspielungen schafften es zudem in die fertigen Episoden und damit ins Kinderfernsehen.
In der Doku kommen auch die bereits bekannten Vorwürfe von "Drake and Josh"-Star Drake Bell gegen dessen ehemaligen Dialog-Coach Brian Peck zur Sprache. 2004 wurde Peck wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Die Opfer: unter anderem Kinderdarsteller von Nickelodeon-Serien. Bell wurde in dem Prozess nicht namentlich genannt, in der Doku spricht er aber offen über die Vorfälle.
Bereits 2018 beendete Nickelodeon die Zusammenarbeit mit Dan Schneider. Damals überraschend und ohne offizielle Begründung. 2021 wurde bekannt, dass zuvor eine interne Untersuchung gegen ihn eingeleitet worden war.
Die sexuellen Anspielungen in seinen Serien, die schon länger kritisiert werden, bezeichnete Schneider später als "vollkommen unschuldig". Das tut er auch heute noch. In einem am Dienstag veröffentlichten Video gibt sich der Produzent aber in einigen anderen Punkten reumütig. Er geht direkt auf den Inhalt von "Quiet On Set" ein.
Schneider sagt etwa:
Er schulde "einigen Leuten" eine Entschuldigung. Über die unangemessenen Witze im Writer's Room sagt er nun: "Die Tatsache, dass ich mich daran beteiligt habe, vor allem als ich den Raum leitete, ist mir peinlich. Ich hätte es nicht tun sollen."
Am kommenden Montag werden Folge drei und vier von "Quiet On Set" veröffentlicht. Die Diskussion um Dan Schneider ist noch lange nicht beendet.