In dem Buch "Nackt: Mein Leben zwischen den Zeilen" geht es unter anderem um Machtmissbrauch und Sexismus in der Musikindustrie. Jennifer Weist thematisiert darin auch ihre Kindheit, Drogenerfahrungen und sexualisierte Gewalt. In der "NDR Talk Show" sollte sie eigentlich am 9. Mai über ihre Memoiren sprechen, der Sender entschied sich allerdings dazu, sie wieder auszuladen.
Zuvor sicherte er sich allerdings laut der Sängerin die Exklusivrechte, "da sie unbedingt die Ersten sein wollten, die über mein Buch berichten". Das bedeute, sie dürfe in keiner anderen Talkshow oder Sendung Promotion für ihr Buch machen. Am 13. Mai ist bereits der Veröffentlichungstermin.
In einem Reel auf Instagram machte Jennifer Weist die Umstände um ihren eigentlich geplanten Talkshow-Auftritt öffentlich. Mehr als 54.000 Menschen markierten den Beitrag mit einem Herzen, ihr Video ging viral.
Auch der NDR reagiert darauf und teilt unter ihrem Post eine lange Erklärung dazu, warum die Sängerin letztlich nicht in dem Format aufgetreten sei. Dafür findet die 38-Jährige deutliche Worte.
In dem Kommentar vom NDR heißt es zunächst: "So eine kurzfristige Absage ist sehr ärgerlich und das tut der Redaktion leid. Wir behandeln im NDR alle Themen, suchen aber immer auch nach dem besten Format für die Inhalte und Gäste, um angemessen zu berichten."
Nach dem Lesen des Buchs habe die Redaktion festgestellt, dass die vielen sehr persönlichen und schweren Themen in dem vorgesehenen Zeitrahmen von circa 15 Minuten nicht angemessen behandelt werden könnten.
"Das Setting und der Gästemix wurden für die wichtigen Themen als unangemessen empfunden", wird betont. Aus diesem Grund sei angeboten worden, als Gast in das jüngere und im Internet sehr reichweitenstarke Schwesternformat "deep und deutlich" zu kommen. Dort würden schwere Themen den besseren Rahmen bekommen.
In jedem Fall würde zum Glück schon lange der vereinbarte Einzelauftritt bei "DAS! Rote Sofa" am 16. Juli feststehen, "wo auch deutlich mehr Zeit für die Themen zur Verfügung steht".
Zu der Reaktion vom NDR stellt Jennifer Weist fest: "Dazu muss ich jetzt noch mal was sagen, weil das einfach eine Frechheit ist. Der erste Satz ist eine Entschuldigung, cool, danke. Danach geht es eigentlich nur darum, sich herauszureden." Die Inhalte ihres Buchs seien seit Monaten bekannt.
Die Sängerin wettert: "Ihr verliert kein einziges Wort darüber, wie es sein kann, dass ihr euch die Exklusivrechte sichert, bevor ihr euch überhaupt mit den Inhalten meines Buchs auseinandergesetzt habt." Zeitmangel und ein unangemessener Gästemix bezeichnet die Künstlerin als "fadenscheinige Ausreden".
Jennifer Weist betont: "Wenn ihr euch die Exklusivrechte sichert und ich somit in keiner anderen Sendung auftreten kann, dann tragt ihr die Verantwortung dafür, dass meine Stimme gehört wird." Die Talkshow "deep und deutlich" sei zudem für sie "kein adäquater Ersatz". Die Sendung habe "ein ganz anderes Publikum und eine ganz andere Sendezeit".
Darüber hinaus sagt die Sängerin, dass ihr Verlag sie als Gast schon Anfang des Jahres dort angefragt habe, "aber wir haben dafür eine Absage erhalten". Dies wäre für sie kein Problem, wenn man sie nicht als Gast haben wolle. Mit Blick darauf gibt sie zu verstehen: "Aber meint ihr, ich habe Bock auf ein Format, wo man mich eigentlich nicht haben will, mich dann aber nehmen muss, weil die 'NDR Talk Show' was gutzumachen hat?"
Hinsichtlich der Sendung im Juli merkt Jennifer Weist zudem an: "Mein Besuch bei 'DAS! Rote Sofa' ist im Juli. Zwei Monate nach dem Release meines Buchs. Merkt ihr selbst, oder?" Und weiter: "Wisst ihr, was ich von euch erwarte, liebe 'NDR Talk Show'? Verantwortung zu übernehmen. Was ist daran so fucking schwer?"
Sie möchte, dass sich der Sender "wirklich entschuldigt" und sich nicht herausredet, "am besten, bevor ein Shitstorm über euch zusammenbricht und nicht danach", gibt sie deutlich zu verstehen.
Aminata Belli, die "deep und deutlich" moderiert, hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet. Sie schreibt unter dem Video: "Wer hat bitte gesagt, du bist bei 'deep und deutlich' nicht gewünscht? Darauf warte ich doch seit Jahren! Also ich hätte gern mit dir geredet! Es tut mir sehr leid, das hier alles zu hören. Unangenehm. Schäme mich stellvertretend."