Mit 101 Männern schlief Lily Phillips an nur einem Tag. Das "Projekt" setzte die Britin für ihren Onlyfans-Kanal um, wo sie direkt an ihre Abonnent:innen selbst erstellte erotische Inhalte verkauft. Sie betreibt am Ende also ein Business und bewegt sich dabei sogar vergleichsweise unabhängig.
Gleichzeitig schien der Creatorin gar nicht mehr so richtig bewusst zu sein, was sie sich mit dem Sex-Marathon eigentlich antat – psychisch und physisch. In einem Making-of-Video, das Lily Phillips später veröffentlichte, wirkt sie traumatisiert von der Erfahrung, war offenbar mehrfach den Tränen nahe.
Die Dokumentation "I Slept With 100 Men in One Day" erreichte acht Millionen Menschen. Sie hob die Debatte um Lily Phillips und über digitale Sexarbeit generell auf ein neues Level.
Die Erotik-Creatorin tourt seitdem durch Podcasts, Talkshows und Youtube-Kanäle und spricht über ihre Arbeit und die Folgen. In der Regel befindet sie sich in einem Verteidigungsmodus. Schon in der Doku hob Lily Phillips Mantra-artig hervor, wie sehr den Akkord-Sex genießt. So auch in einem kürzlich erschienenen Podcast, dessen Ausschnitte bei Tiktok viral gehen.
Der Moderator des "Shizzo"-Podcasts fragt Lily Phillips in einem der Videos nach ihrer "Selbstachtung". Ihre beunruhigende Antwort: "Ich weiß an diesem Punkt noch nicht einmal, was Selbstachtung bedeutet". Kurz darauf rückt sie den Satz zurecht: Sie wisse generell nichts mit dem Begriff "Selbstachtung" oder "Selbstrespekt" anzufangen.
So besitze sie in der Tat Respekt vor sich selbst, aber "ich lasse mich trotzdem gerne durchnehmen", was man durchaus erstmal so stehen lassen kann.
Sie respektiere ihre "Kinks", also ihre speziellen sexuellen Vorlieben, erklärt die Britin weiter. Sie achtet auch ihre "Horniness" und das, also den Sex-Marathon, tun zu wollen und es zu "ehren".
Lily Phillips befindet sich in dem Video in einer klaren Rechtfertigungsposition. Und sie bleibt trotz mehrerer Nachfragen und dem offensichtlichen Unverständnis des Moderators, das beispielhaft für die aktuelle Haltung der Öffentlichkeit ihr gegenüber ist, bei ihrem Standpunkt.
Wenngleich sie zugibt, dass auch der finanzielle Aspekt ihr wichtig ist. Die Videos sollen sich gut verkaufen. Das Interview ist also durchaus aufschlussreich, wenn es um die vielschichtigen "Antriebe" hinter den Videos geht.
Vollständig wegwischen kann Lily Phillips mit solchen Erklärungsversuchen die teilweise verstörenden Eindrücke aus der Dokumentation aber nicht. Die Darstellerin gab selber an, während der Aufzeichnung "dissoziiert" zu haben.
Sie fühlte sich demnach fremd im eigenen Körper, trennte ihre Wahrnehmung von ihren Gefühlen. Und gesund kann das eben nicht sein. Vor allem auf Dauer nicht. Aber um langfristig Geld zu verdienen, muss Lily Phillips auf ihrem Kanal das selbst aufgestellte Level eben halten. Das könnte zu einem früher oder später schädlichen Teufelskreis führen.
Zudem klagte Lily Phillips in später veröffentlichten Videos über körperliche Beschwerden, sie zog sich offenbar eine Augenentzündung zu. Die hygienischen Bedingungen und Schutzvorkehrungen beim Sex-Marathon waren den Eindrücken aus der Doku nach zu urteilen unverantwortlich. Vor sexuell übertragbaren Krankheiten wurde Lily Phillips nicht durchweg geschützt.
Die Kritik und auch die aufrichtig geäußerte Sorge prallen bislang aber von Lily Phillips ab. Inzwischen kündigte sie ein neues Projekt an: Sie will mit 1000 Männern an einem Tag schlafen.