Ein Großteil der täglichen Informationen über das Weltgeschehen läuft im 21. Jahrhundert über das Internet. Vor allem die jüngere Generation setzt dabei häufig auch auf die Inhalte, die ihnen bei Social Media vorgeschlagen werden.
Doch auf Plattformen wie Tiktok und Instagram verbreiten sich auch Fake News deutlich schneller als etwa in Print-Medien. Während in Europa noch immer über die Verantwortlichkeiten für eine mögliche Kontrolle gestritten wird, gehen die chinesischen Behörden seit dem vergangenen Jahr mit drastischen Maßnahmen gegen Lügen im Internet vor.
Welche Auswirkungen ein entsprechendes Fehlverhalten auf Social Media haben kann, musste zuletzt auch Influencerin Thurman Maoyibei am eigenen Leib erfahren. Seit 2020 zeigt die Chinesin ihren Alltag auf Social Media, ihr Fokus liegt dabei auf Fashion und kleinen Anekdoten aus ihrem Leben.
Konkret aktiv ist sie auf den Plattformen Weibo, BiliBili und vor allem Douyin, dem chinesischen Tiktok-Original. Insgesamt soll die junge Frau, deren wahrer Nachname laut Behörden Xu ist, auf rund 30 Millionen Follower:innen kommen. Nun aber wurden alle ihre Accounts deaktiviert.
Hintergrund ist eine Geschichte, die Thurman Maoyibei Mitte Februar aus Paris teilte und die ihr landesweite Aufmerksamkeit bescherte. Während eines Urlaubs in der französischen Hauptstadt machte sie demnach Halt in einem kleinen Café und hatte dort eine vermeintlich schicksalshafte Begegnung.
Wie die Influencerin in mehreren Videos geschildert haben soll, übergab ein Kellner des Pariser Cafés ihr Schulbücher, die ein chinesischer Junge im Vorhinein dort vergessen haben soll. Für die Influencerin der perfekte Aufhänger für eine groß angelegte Kampagne auf Social Media, mit der sie den Besitzer der Bücher ausfindig machen wollte.
Unter dem Hashtag "Grundschüler verliert Hausaufgaben in Paris" und dem angeblichen Namen des Jungen sammelten sich innerhalb weniger Tage Dutzende Videos zu der Suchaktion. Auch staatliche Medien teilte den Aufruf und stellten Nachfragen bei mehreren Schulen an.
Xu selbst informierte in einem weiteren Video, dass sie den Schüler nach einer Woche ausfindig gemacht und die Unterlagen zurückgegeben habe.
Doch die berichtenden Journalist:innen fanden genau das Gegenteil heraus: Keine Schule in der entsprechenden Region listete einen Schüler mit dem von Xu verbreiteten Namen. Die chinesischen Behörden leiteten daraufhin Ermittlungen ein.
Das Ergebnis: Den Schüler hat es offenbar nie gegeben, die angeblich verlorenen Bücher hat Xu vermutlich selbst gekauft. Vor wenigen Tagen folgte dann ein Video, in dem sich die Influencerin dafür entschuldigt, "das Internet verschmutzt zu haben".
"Ich hätte mir meiner sozialen Verantwortung bewusst sein und nicht irgendwelche Inhalte erstellen sollen, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen", erklärte sie darin laut BBC. Kurz nach dem entsprechenden Statement waren die Accounts von Thurman Maoyibei dann allerdings nicht mehr auffindbar.
Seit 2021 hat sich China einer groß angelegten Kampagne verschrieben, die die Verbreitung von Fake News unterbinden soll. Während es dabei im politischen Kontext vor allem um Linientreue geht, wurden zuletzt auch vermehrt private Konten auf Echtheitsanteile überprüft.
Nach Angaben der Polizei könnten für das Vergehen von Xu heftige Verwaltungsstrafen drohen. Seit Dezember erhielten mehr als 10.000 Menschen eine Verwarnung wegen Falschinformationen, auch 1500 Inhaftierungen soll es im Zusammenhang mit Lügen auf Social Media bereits gegeben haben.