Bereits mit zwölf Jahren stand Natalie Portman für ihre erste große Filmrolle vor der Kamera – und wurde früh zur Projektionsfläche für "Lolita"-Fantasien.
In einem langen Interview spricht die Schauspielerin nun erneut über die problematische Frühphase ihrer Karriere und das Schutzverhalten, das sie sich damals angewöhnt hat.
Natalie Portman begann ihre Laufbahn 1994 mit dem Film "Léon – Der Profi", in dem sie ein junges Mädchen spielt, das sich mit einem Auftragskiller anfreundet. Der Film sorgte schon kurz nach Veröffentlichung für Diskussionen.
Grund dafür war die ambivalente Beziehung zwischen Portmans Figur Mathilda und dem Auftragskiller Léon (Jean Reno). Regisseur Luc Besson hatte in einer frühen Drehbuchfassung sogar eine Liebesbeziehung zwischen den beiden geplant, verwarf diese Idee aber später.
Dennoch wurde dem Film vorgeworfen, er spiele mit erotischen Spannungen zwischen einem erwachsenen Mann und einem Kind – ein Motiv, das an Vladimir Nabokovs Roman "Lolita" anschließt.
Zwar kommt es im fertigen Film nie zu einer expliziten Liebesbeziehung, doch insbesondere Mathildas kindlich-naive, aber bewusst kokette Annäherungen wurden als problematisch empfunden.
So oder so wurde Natalie Portman viel zu früh mit einer sexualisierten Diskussion um ihre Person konfrontiert. Im "Interview Magazine" spricht sie über ihre Verarbeitungsprozesse. Schauspielkollegin Jenna Ortega, die mit einer ähnlichen Wahrnehmung kämpfte, bildet die perfekte Gesprächspartnerin. Portman sagt etwa:
Ihre Reaktion: der Rückzug ins Intellektuelle.
Die Schauspielerin erklärt: "Sexualität ist natürlich ein großer Teil davon, ein Kind zu sein, aber ich wollte, dass das in mir bleibt – nicht auf mich gerichtet ist. Und ich hatte das Gefühl, mein Weg, mich zu schützen, war zu sagen: 'Ich bin sehr ernst. Ich bin sehr fleißig. Ich bin klug – und das ist nicht das Mädchen, das man angreift.'"
Durch dieses Verhalten sei ein Bild von ihr entstanden, das sie heute nicht mehr vollständig wiedererkenne: "Ich dachte: Wenn ich dieses Image von mir erschaffe, werde ich in Ruhe gelassen. Es sollte eigentlich kein Thema sein, aber es hat funktioniert. Ich glaube, das ist der Unterschied zwischen mir, wie ich in echt bin – albern und dumm – und dem, wie die Leute mich sehen: als sehr ernstes, belesenes Mädchen."
Auch auf ihr Verhältnis mit Medien geht Natalie Portman im Interview ein: "Ich bin im echten Leben eigentlich gar nicht besonders privat – ich erzähle dir alles –, aber öffentlich war ziemlich früh klar: Wenn du den Leuten sagst, dass du privat bist, wird deine Privatsphäre auch eher respektiert."
Portman benennt in dem Gespräch zudem die wiederkehrenden Rollenmuster in ihrer Karriere: "Offensichtlich gab es diese lange Lolita-Phase, dann gab es ungefähr ein Jahrzehnt lang die Phase der Frau, die dem Mann hilft, sich emotional zu öffnen. Und jetzt bin ich in der Phase der 'Mütter, die ihren Kindern geschadet haben' – und emotional kann ich das einfach nicht mehr."
Obwohl sie sich privat als offen beschreibt, schützt Natalie Portman ihre Familie vor öffentlicher Aufmerksamkeit. Insbesondere Fotos ihrer Kinder lehnt sie kategorisch ab. Ihr Ziel: eine klare Trennlinie zwischen öffentlichem Bild und persönlichem Leben.