Im Jahr 2016 verstarb der Musiker Prince an einer Schmerzmittelüberdosis. Der "Purple Rain"-Sänger wurde nur 57 Jahre alt. Sein großer kultureller Nachlass wird seither von einer Stiftung verwaltet, dem sogenannten Prince Estate, der 156 Millionen US-Dollar wert sein soll.
Die Verwaltung des Nachlasses war schon immer kompliziert, da der Sänger kein Testament hinterlassen hatte. Das hat aber wohl nichts mit dem desaströsen Ausgang eines Konflikts zwischen dem Prince Estate und Netflix zu tun.
Der Streamingdienst plante eine Doku-Serie über den Sänger, die rund um seinen zehnjährigen Todestags erscheinen sollte. Der renommierte Dokumentar-Filmemacher Ezra Edelmann ("O.J.: Made in America") war der Kopf hinter der Serie. Über Jahre arbeitete er an dem Mammutprojekt, für das er Zugang zum Prince-Archiv erhalten hatte, unter Gnaden des Prince Estates.
Nun steht fest: Die Serie wird nie auf Netflix erscheinen und auch sonst nirgends. Was ist da passiert?
"Variety" zitiert ein entsprechendes Statement des Streamingdienstes, in dem bereits von einem neuen Projekt die Rede ist: "Der Prince Estate und Netflix sind zu einer gegenseitigen Vereinbarung gekommen, die es dem Estate erlaubt, eine neue Dokumentation mit exklusiven Inhalten aus dem Prince-Archiv zu entwickeln und zu produzieren. Daher wird die Netflix-Dokumentation nicht veröffentlicht werden."
Der offizielle X-Account feierte die Entscheidung mit einem kryptischen Video und der Zeile: "Der Tresor wurde befreit." Solange Netflix an einer Doku arbeitete, waren wohl keine anderen Produktionen zugelassen.
Der Fall ist enorm verworren und auch die kursierenden Begründungen, warum die bereits fertige Prince-Serie nicht erscheinen kann, sind nebulös.
Man muss sich die einzelnen Bewertungen ein wenig zusammenpuzzlen. So hatten Vertreter:innen des Prince Estate im Juli 2024 behauptet, eine erste Schnittversion der Serie bestehe aus "dramatischen" Faktenungenauigkeiten. Ereignisse aus Prince' Leben seien sensationalisiert worden.
Was dahinter stecken könnte: Im September vergangenen Jahres berichtete die "New York Times", Prince' Exfreundinnen würden den verstorbenen Sänger wegen emotionalen und körperlichen Missbrauchs beschuldigen.
Als bekannt wurde, dass die Anschuldigungen in der Doku aufbereitet werden sollten, wollten die Parteien noch an einer Lösung arbeiten, berichtete der "Hollywood Reporter". Dazu kam es nun nicht mehr.
Mit "Stay tuned" deutete der X-Account des Prince Estates am Donnerstag weitere Infos an. Wann die neue geplante Doku erscheinen soll und wer sie dreht, ist derzeit unklar. Sicher ist: Sie wird entschärft und weniger kritisch sein als das Netflix-Projekt, das nun wahrscheinlich für immer Giftschrank verschwindet.