Bei Netflix läuft es 2022 bislang nicht wirklich rund: Im vergangenen Quartal musste der Streaming-Dienst erstmals seit 2011 einen Abgang von Abonnenten verzeichnen und ist jetzt entsprechend alarmiert. 200.000 Nutzerinnen und Nutzer waren in den ersten Monaten des Jahres abgesprungen.
Nun überlegen die Verantwortlichen, wie sie möglichst bald wieder schwarze Zahlen bei der Kunden-Bilanz schreiben können. So hat sich Netflix zum Ziel gesetzt, gegen das Teilen von Passwörtern vorzugehen, mit dem Nutzer es noch leicht vermeiden können, einen eigenen Account zu bezahlen. Das Schalten von Werbung auf der Plattform ist ebenfalls eine naheliegende Option, um finanziell wieder Boden gutzumachen. Wie jetzt die "New York Times" berichtet, steht dieser Schritt sogar schon bald bevor.
Laut Insider-Quellen der Zeitung soll schon zwischen Oktober und Dezember 2022 eine neue Netflix-Version angeboten werden, die Werbung enthält. Damit kokettiert der Streaming-Anbieter firmenintern zwar schon länger, aus offensichtlichen Gründen scheint man es damit jetzt aber besonders eilig zu haben.
Nach Angaben der "New York Times" liegen zwei Modelle auf dem Tisch: Demnach wird niemand gezwungen, Werbung auf Netflix zu sehen. Wer auch in Zukunft darauf verzichten möchte, wird aber tiefer in die Tasche greifen müssen. So orientiert sich der Anbieter an der US-Konkurrenz von HBO Max: Hier kostet ein Abo ohne Werbung 15 US-Dollar im Monat. Wer hingegen Werbung in Kauf nimmt, kommt mit 10 US-Dollar weitaus günstiger weg. Hulu gibt es in den USA ebenfalls mit Werbung.
In Deutschland bietet Netflix derzeit noch drei verschiedene Varianten an: Ein Basis-Abo für 7,99 Euro, das Standard-Abo für 12,99 Euro und das Premium-Abo für 17,99 Euro. Während die Streams beim günstigsten Modell nur in SD-Qualität verfügbar sind, lässt sich das Film- und Serienangebot mit der Premium-Stufe auf vier Geräten gleichzeitig in HD- und Ultra-HD schauen. Der Faktor Werbung könnte dann zum Jahresende als weiterer Abstufungspunkt hinzukommen.
Wie genau sich das auf die Preise niederschlägt, steht noch nicht fest. Es liegt aber nahe, dass diejenigen Kunden, die bereit sind, Werbung zu schauen, zumindest nicht allzu viel oder vielleicht auch gar nichts draufzahlen müssen. Denkbar ist zum Beispiel, dass die Werbevariante von vornherein nur in das Premium-Abo eingebunden wird und Netflix erst einmal abwartet, was dabei herauskommt.
Das Schalten von Werbung und die geplante Initiative zum Regulieren des Teilens von Passwörtern könnte zeitlich übrigens mehr oder weniger zusammenfallen. Netflix sieht beide Maßnahmen als Teile seines Plans, um die Seite nach der jüngsten enttäuschenden Bilanz wieder zu pushen.
Allerdings wird der Streaming-Dienst es nicht pauschal unterbinden, dass ein Profil von mehreren Personen genutzt wird. Vielmehr soll auch dann ein entsprechender Aufpreis gezahlt werden. Der Geschäftsführer von Netflix, Greg Peters, sagte dazu bereits: "Wenn du eine Schwester hast, die in einer anderen Stadt lebt, und du Netflix mit ihr teilen willst, ist das großartig. Wir versuchen nicht, dieses Teilen zu beenden, aber wir werden darum bitten, etwas mehr dafür zu zahlen."
(ju)