Ein wenig verwundert dürften die Zuschauer:innen vor der gestrigen Ausgabe des "ZDF Magazin Royale" schon gesessen haben. Das Aufreger-Thema diesmal: Zimmerpflanzen. Ja, richtig gehört. Die grüne Oase in unseren Wohn- oder Schlafzimmern. Wie Böhmermann betonte, seien diese nämlich gar nicht so grün und nachhaltig, wie von vielen angenommen.
Bevor es mit dem Hashtag der Woche (#Pflanzifa) losging, ließ es sich Jan Böhmermann nicht nehmen, noch einen kleinen Seitenhieb bezüglich der kürzlich geleakten Gehaltsliste beim ZDF zu verteilen. "Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter soll laut internen ZDF-Unterlagen, die der "Welt am Sonntag" vorliegen, 1,7 Millionen Euro pro Jahr verdienen.
"Ich verdiene nur 500 Euro im Monat", echauffierte sich Böhmermann, dessen Gehalts-Check natürlich etwas größer sein dürfte. Nun aber zum wirklich wichtigen Thema, den Zimmerpflanzen. Was können diese harmlosen Gewächse wohl für einen Skandal beinhalten, mag man sich fragen. Zunächst ging Böhmermann dem Ursprung dieses Brauchs nach. Warum stellen wir uns eigentlich Pflanzen ins Zimmer?
Es geht zurück ins 18. Jahrhundert. Hier wurden exotische Zimmerpflanzen im Rahmen der Kolonialisierung zu Statussymbolen. "Wer Pflanzen in der Wohnung hat, äfft Adlige aus dem 18. Jahrhundert nach", so Böhmermann. Sein Drachenbaum, liebevoll Guido getauft, sei "linksextrem und sensibel", wie die anderen Pflanzen.
"Was, du bist in der Pflanzifa?", fragte Böhmermann sein Bäumchen mit gespieltem Entsetzen, nachdem ein Beitrag von Ex CDU-Politiker Hans Georg Maßen eingespielt wurde, in welchem er die Demonstrationen gegen rechts kritisierte. "Du findest das sogar gut, dass Nazis Angst bekommen, wegen Demonstrationen gegen Nazis?", hakte Böhmermann nach und fügte hinzu: "Zimmerpflanzen haben Gefühle. Pflanzen sind Menschen."
Der EU-Pflanzenpass, den jede Zimmerpflanze besitzt, täusche über die wahre Herkunft der Gewächse hinweg. Dort zu lesen ist nämlich nur, wo die Pflanze zuletzt kultiviert wurde, nicht aber wo sie ursprünglich herkommt. Die Verschleierung hänge zudem mit einer starken Umweltverschmutzung zusammen. So langsam kommen wir dem Kern des Skandals näher.
Stecklinge würden in Rekordtempo mit Dünger und chemischem Pflanzenschutzmittel hochgezogen. "Aber anders als bei Lebensmitteln interessiert das bei uns niemanden", betonte Böhmermann. Die meisten Baumärkte, die Pflanzen verkaufen, pochten auf europäische Nachhaltigkeitszertifikate wie Global G.A.P oder MPS (Milieu Programma sierteelt).
Die Zertifikatsgeber bestünden überwiegend aus niederländischen Organisationen aus der Branche, seien also nicht wirklich neutral. Böhmermann beschrieb die Zertifikate deshalb als "Nachhaltigkeitszertifikate fürs gute Gewissen". Gemessen würde die Nachhaltigkeit an der Nachhaltigkeit anderer Unternehmen. "Das ist ehrlich gesagt auch das Geheimnis meiner Fernsehkarriere", scherzte der Moderator.
Der faule Kern der Geschichte ist damit herausgeholt: "Unsere Zimmerpflanzen sind schlecht für die Natur", wiederholte Böhmermann. Was aber können Verbraucher und Verbraucherinnen dagegen tun?
"Machen Sie von Ihrer Zimmerpflanze eine Raubkopie", schlug Böhmermann vor und schnitt vorbildlich einen Ableger seiner Grünpflanze ab. War das jetzt ironisch gemeint? "Denken Sie mal ein bisschen darüber nach", forderte der Moderator die Zuschauer und Zuschauerinnen abschließend auf. Eine gute Idee.