Anja Reschke feuert gegen das Patriarchat.Bild: tiktok / reschkefernsehen
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Anja Reschke ist als Moderatorin vor allem aus dem deutschen Fernsehen bekannt. Zuschauer:innen dürften sie etwa von "Panorama" im NDR kennen. Außerdem startete die Journalistin in der ARD in diesem Jahr ihre eigene Sendung "Reschke Fernsehen". Im Interview mit watson hatte sie bereits verraten, dass sie künftig vermehrt auch auf Social Media aktiv sein würde.
Nun hat sie über den Tiktok-Kanal ihrer Sendung ein Video veröffentlicht, das es in sich hat. "Wir zeigen euch auf, wie teuer Männer für unsere Gesellschaft sind. Und da kommt wirklich einiges zusammen", mit diesen Worten beginnt sie das Video, das durchaus als provokant gestaltet bezeichnet werden kann.
Seit diesem Jahr hat sie ihre eigene Sendung, "Reschke Fernsehen".Bild: NDR/ARD / Thorsten Jander
Moderatorin Reschke schießt gegen Männer und Patriarchat
Die Fakten, die Anja Reschke im eine Minute und 20 Sekunden langen Video aufzählt, haben es in sich. Dabei bezieht sie sich auf den Ökonomen Boris von Heesen, der den "hohen Preis des Patriarchats" in Deutschland bezifferte: 63,5 Milliarden Euro jährlich.
In dem Video, in dem sie erklärt, wieso "Männer so viel kosten", spricht Reschke kurze und prägnante Sätze in die Kamera. Sie sagt:
"Saufen, Prügeln, Wirtschaftskriminalität: Meistens sind es Männer, die der Gesellschaft unnötige Mehrkosten bereiten."
Doch wie kommt der Ökonom auf diese Summe? Im Folgenden sind alle Punkte samt Mehrkosten aufgezählt, die im Video genannt werden.
- "Knast, 94 Prozent aller Häftlinge sind männlich." (3,02 Milliarden Euro)
- "Geschlagene Frauen, häusliche Gewalt" (2,75 Milliarden Euro)
- "Casino, 88 Prozent der pathologischen Glücksspieler:innen sind Männer" (0,33 Milliarden Euro)
- "Alkohol, drei von vier Abhängigen sind männlich" (26,22 Milliarden Euro)
- "Rauchen, Männer sind mehr als doppelt so häufig starke Raucher" (14,98 Milliarden Euro)
- "Drogen, vier von fünf Konsumenten illegaler Drogen sind männlich" (2,4 Milliarden Euro)
- "Diebstahl, 70 Prozent aller Diebstähle gehen auf das Konto des männlichen Geschlechts" (1,34 Milliarden Euro)
- "Wirtschaftskriminalität, Steuerhinterziehung und Co werden zu 76,5 Prozent von Männern begangen" (1,57 Milliarden Euro)
- "Ungesunde Ernährung/Übergewicht, 61,6 Prozent der Übergewichtigen sind Männer" (6,25 Milliarden Euro)
- "Erziehung durch Sozialarbeit, deutlich mehr Jungen brauchen sozialpädagogische Hilfe von Jugendämtern" (1,96 Milliarden Euro)
- "Fußball, Hooligans sind fast überwiegend männlich und kosten zusätzliche Polizeieinsätze." (0,165 Milliarden)
- "Verkehr, denn auch da gehen die meisten Verkehrsunfälle mit Personenschaden auf das Konto von Männern."
Zu letzterem Punkt sagt sie provokant:
"So viel zum Thema Frau am Steuer ... Vielleicht sind doch Männer das schwächere Geschlecht."
Reschke-Video über Männer polarisiert auf Twitter und Tiktok
Auf Tiktok kommt das Video überwiegend gut an. Dort fährt es innerhalb eines Tages fast 1000 Kommentare ein. Die allermeisten sind durchaus positiv. "Perfektes Video! Genau deswegen ist Feminismus/ Gleichberechtigung so extrem wichtig", schreibt etwa eine Person. Aber auch Kritik an fehlenden Aspekten oder der Art, wie Reschke es präsentiert, findet sich dort: "Sehr schwierig dargestellt", schreibt ein User.
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Während es auf Tiktok relativ gemäßigt zugeht, hat das Video auf X, ehemals Twitter, eine Welle an vielen kritischen und wenig begeisterten Beiträgen losgelöst. So schreibt ein User:
"Ich rall's einfach nicht. Reschke macht in vielen Dingen einen richtig guten Job, kluge Analysen, gute Recherche und dann ... dieser komplette Bullshit, ist das Letzte, was ein Tiktok gebraucht hat. Unser dummes System erzeugt diese Kosten, nicht 'Männer'."
Er glaubt, dass ein ähnlicher Beitrag über Frauen "keine fünf Minuten" online stünde. Und: "Menschen aufgrund von Geschlecht als 'Problem' zu labeln und als 'Kosten' ... Ich dachte, da wären wir drüber hinweg und da muss man sich nicht wundern, wenn das auf mittlere bis lange Sicht zurückfeuert."
Shitstorm gegen Moderatorin Reschke: "Männerhasserin"
Ähnlich sieht das eine weitere Person, die schreibt: "Wieder Mal wird die Spaltung der Gesellschaft durch den Öffentlich-rechtlichen Rundfunk, hier von Frau Reschke betrieben."
Unter einigen Beiträgen ist ein regelrechter Shitstorm gegen Reschke entbrannt. Dort wird sie etwa als "Männerhasserin" bezeichnet. Andere kritisieren, dass zwar ein Problem aufgezeigt werde, aber keine Lösungsansätze.
Extrem-Formate wie unter anderem Fritz Meineckes "7 vs. Wild" genießen große Beliebtheit bei den Zuschauer:innen. Aus diesem Grund machte es sich Jens "Knossi" Knossalla zuletzt zur Aufgabe, dem Beispiel seines Youtube-Kollegen zu folgen. Nach "Mission Unknown" kündigte er gerade erst ein weiteres Format an. Bei "Deep Down" sollen die Kandidat:innen mit ihren Ängsten konfrontiert und somit an ihre äußersten Grenzen gelangen.