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"Lanz": Reinhold Messner ist zu Tränen gerührt

Als sein Bruder Hubert die Geschichte der Frühgeburt seines Sohnes erzählt, reagiert Reinhold Messner emotional.
Als sein Bruder Hubert die Geschichte der Frühgeburt seines Sohnes erzählt, reagiert Reinhold Messner emotional. ZDF/Screenshot
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Reinhold Messner bei "Lanz": Die Geschichte seines Neffen rührt ihn zu Tränen

16.12.2020, 16:09
Deana Mrkaja
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Wie sind andere Generationen vor uns mit Pandemien umgegangen? Diese Frage beschäftigt die Talk-Runde bei "Markus Lanz" am Dienstagabend. Dabei erklärt ein Historiker, auf welche makabere Art mit Gästen von "Pest-Partys" umgegangen wurde und trifft Aussagen darüber, was wir als Gesellschaft aus der Corona-Pandemie mitnehmen werden. Am Ende der Sendung kommt es noch zu einem emotionalen Höhepunkt, als Hubert Messner, der Bruder des bekannten Bergsteigers Reinhold Messner, die Geschichte seines eigenen Sohnes erzählt.

Von Kindern könnte man viel im Umgang mit der Covid-19-Pandemie lernen, sagt die Theologin Margot Käßmann. Sie würden viel Hoffnung geben in diesen Zeiten. Auch die beiden Brüder Reinhold und Hubert Messner können der Ausnahmesituation etwas Positives abgewinnen. "Ich habe mir mein Nest gemütlich gemacht", sagt Reinhold. "Für mich persönlich war es die Zeit der Ruhe, das Erkennen der Langsamkeit", fügt Hubert hinzu. Er meint, man müsse als Gesellschaft die "Opferrolle verlassen, um etwas Schönes aus der Geschichte herauszubekommen."

Reinhold (l.) und Hubert Messner (r.) bei "Markus Lanz".
Reinhold (l.) und Hubert Messner (r.) bei "Markus Lanz". ZDF/Screenshot

Doch wenn es um die Corona-Maßnahmen geht, da herrscht weniger Besinnlichkeit bei den Gästen. "Ich bin nicht mit allen Entscheidungen einverstanden, die die Politiker treffen", kommentiert der 76 Jahre alter Bergsteiger. Trotzdem würde er sich an alle Maßnahmen halten, weil er anderen "keinen Schaden" zuführen wolle. Er würde sich "vermutlich auch impfen lassen", fügt er hinzu, wenngleich es nicht die "intelligenteste Antwort" sei.

Da stimmt ihm Käßmann zu. Die 62-Jährige sieht beispielsweise die Maske als "Zeichen der Nächstenliebe". Den scheidenden Präsidenten Donald Trump bezeichnet sie in dieser Hinsicht als "schreckliches Vorbild". Trotzdem kritisiert die vierfache Mutter manche Maßnahmen der Regierung.

"Wenn Regeln unsinnig sind, müssen sie kritisiert werden."
Margot Käßmann

In den vergangenen Wochen sei sehr unklar gewesen, was genau die Regeln sind, bemerkt die Theologin. Zunächst habe es einen "Lockdown light" gegeben, der nach 14 Tagen wieder infrage gestellt wurde. Da sie in ihrem Beruf in vielen Städten unterwegs sei, müsse sie sich jedes Mal neu informieren, welche Regeln wo gelten. Zudem beschwert sie sich als Großmutter darüber, dass in den Sommerferien kein Plan für die Schulen erarbeitet wurde. "Alle standen da und wussten nicht, wie es weitergehen soll. Das hätte man in sechs Wochen stemmen können."

Die Theologin Margot Käßmann kritisiert manche der Corona-Maßnahmen.
Die Theologin Margot Käßmann kritisiert manche der Corona-Maßnahmen. ZDF/Screenshot

"80-Jährige fallen durch den Rost. Das ist ein großes ethisches Problem"

Der 67 Jahre alte Hubert Messner arbeitet als Arzt und half beim ersten Lockdown freiwillig auf einer Corona-Station in Bozen aus. Er beschreibt die sogenannte "Triage" - ein methodisch spezifiziertes Verfahren zur Priorisierung medizinischer Hilfeleistung.

Moderator Markus Lanz beschreibt eine Situation, die ihm ein Arzt, der in Schweden arbeitet, kürzlich schilderte. So soll dort entschieden worden sein, dass über 80-Jährige, wenn sie an Covid-19 erkranken, nicht mehr zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht würden, um die Betten für jüngere Patienten freizuhalten. Es sei eine Methode, die stets Anwendung finde, aber über die wenig diskutiert würde, bestätigt Hubert Messner den Sachverhalt.

"Das ist effektiv. Die Triage kommt zu Zug, wenn keine Betten mehr frei sind. Aber 80-Jährige fallen durch den Rost. Das ist ein großes ethisches Problem", analysiert er die Lage. Ein solches Verhalten würde nicht mehr seiner Verantwortung nachkommen, zu heilen, unabhängig vom Alter und Vorerkrankungen. Das sei so nicht tragbar. Eigentlich müsse das Gesundheitssystem so aufgestellt werden, dass "jeder die Chance auf eine Behandlung" bekommt.

Historiker beschreibt "Pest-Party" in Florenz

Der Historiker Christopher Clark, der in Cambridge lebt, findet die Corona-Pandemie "historisch interessant". Es würde sich Neues mit Altem mischen. Die ergriffenen Maßnahmen wie eine Maske zu tragen, Abstand zu halten, öffentliche Plätze zu schließen und Ähnliches habe es bereits zu Zeiten der Pest gegeben. Neu sei, die wirtschaftliche Reaktion der Staaten - dass die "gesamte Weltwirtschaft eingefroren wurde". "Wie sich das auswirken wird, wissen wir noch nicht". Trotzdem sei die Begegnung mit einer Pandemie "alles andere als neu", sagt der Autor.

Der Historiker Christopher Clark findet die Corona-Pandemie "historisch interessant".
Der Historiker Christopher Clark findet die Corona-Pandemie "historisch interessant". ZDF/Screenshot

Auch Hedonismus ist an diesem Abend Thema. Was Lanz als "Partys in Berlin" bezeichnet, gab es bereits im 14. Jahrhundert, als die Pest in Europa wütete. Damals hätten die Menschen große Angst vor der Krankheit gehabt – im Gegensatz zu heute –, jedoch habe es auch im Mittelalter Partys trotz Verboten gegeben. Im Florenz des 16. Jahrhunderts habe es auch eine Art illegale Partys gegeben, "Pest-Partys".

Als die Inspektoren des Gesundheitsamtes eine solche Party junger Florentiner entdeckt hätten, seien sie zum nächstgelegenen Friedhof gegangen, hätten die Leiche einer jungen Frau ausgegraben und sie auf die Tanzfläche zu den Menschen geworfen mit der Aussage: "Sie will auch tanzen." Menschen sollte das "Fürchten gelehrt" werden, erklärt der Historiker, während er diese verstörende Sequenz erzählt.

Trotz der Schrecken der Vergangenheit, der Pest und auch der Spanischen Grippe, hätten sich Gesellschaften immer sehr schnell von den Dingen erholt, sagt Clark. "Die Fähigkeit von Menschen, die traumatischen Begegnungen mit Krankheiten zu vergessen, ist erstaunlich." Menschen hätten sich immer wieder in die "Normalität gestürzt" – vielleicht würde es uns auch so gehen.

Für Bergsteiger Reinhold Messner sei es nun an der Zeit, die Natur als "obersten Gesetzgeber zu akzeptieren". Top-Virologen weltweit und Milliarden, die in die Forschung des Impfstoffes gesteckt wurden, hätten das Virus dennoch nicht beherrschbar gemacht.

"Wir müssen lernen, mit dieser großartigen Natur zusammenzuleben und uns ihr unterzuordnen."
Reinhold Messner

Hubert Messner berührt mit Geschichte

Dass das Leben zerbrechlich sein kann, lernte der Bruder des Adrenalin-Junkies schon früh kennen. Als junger Arzt arbeitete er auf einer Frühchenstation. Dort musste er ständig entscheiden, ob ein Leben auch "lebensfähig" sei. Zwar könne ein Frühchen in der 22. Schwangerschaftswoche heute überleben, jedoch sei es zu 70 bis 80 Prozent beeinträchtigt. "Ist das dann Leben?", fragt der Mediziner rhetorisch in die Runde.

"Egal welche Maschinen du hast, am Ende schaust du als Arzt den Kindern ins Gesicht und musst Entscheidungen treffen", kommentiert Lanz. Am Ende würde ihm immer seine Erfahrung und viele medizinischen Faktoren dabei helfen, eine Entscheidung zu treffen. Ebenso wie die Eltern und das Kind selbst. Er habe so viele Kinder beobachtet, dass er es mittlerweile besser einschätzen könne, wann ein Kind überlebensfähig sei.

Der Bruder von Reinhold Messner, Hubert Messner, erzählt von seinen Erfahrungen mit Leben und Tod.
Der Bruder von Reinhold Messner, Hubert Messner, erzählt von seinen Erfahrungen mit Leben und Tod. ZDF/Screenshot

Hubert Messner kritisiert jedoch auch den Umgang mit dem Thema Tod. Seiner Meinung nach sei dies eine "intensive Phase" des Lebens, über die man auch sprechen sollte. Als ihm das erste Mal ein Kind unter den Händen weggestorben ist, habe er sich als "Versager" gefühlt. Er sagt, er habe damals daran gezweifelt, ob das der richtige Job für ihn sei. Das Problem liege auch darin, dass im Medizinstudium gar nicht über das Thema Tod gesprochen würde. "Man muss lernen, Verständnis aufzubauen. Und das geht nur, wenn dich jemand auffängt und dir sagt, dass man auch sterben darf".

Dann kommt der Mediziner zu einem sehr persönlichen Schicksal. Auch seine Frau erlitt eine Frühgeburt und auch sein Sohn musste im Brutkasten aufgezogen werden. Ein Bild des Babys wird eingeblendet. Als es zu Komplikationen mit der Lunge seines Sohnes kam, war er nicht sofort zu Stelle. Er habe "starke Schuldgefühle" gehabt. Als er im Krankenhaus eingetroffen war, habe er die Lunge seines kleinen Kindes punktieren müssen. Hier habe er als "rationaler Arzt" gehandelt. Nach kurzer Zeit ging es seinem Kind besser und er wechselte in die Vaterrolle, wie er selbst beschreibt. "Plötzlich bist du hilflos, du vertraust dem Ganzen nicht, du hast Sorgen."

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"Du denkst dir, du hast Hunderte Kinder behandelt und jetzt stirbt dir dein eigenes weg."
Hubert Messner

Plötzlich verschlechterte sich der Zustand seines Sohnes wieder. Er musste schnell entscheiden und auch den anderen Lungenflügel punktieren. Er habe sich die ganze Zeit gefragt, was er seiner Frau sagen solle. Doch die habe stets betont, dass sie Vertrauen in ihn als Arzt und auch in ihren Sohn habe. Sein Sohn erholte sich sehr langsam, erzählt der 67-Jährige. Doch am Ende gab es ein Happy End.

Sein Sohn ist heute 24 Jahre alt und in seinem praktischen Jahr als Arzt. Auch er wollte genau das machen, was sein Vater gemacht habe. Als Reinhold Messner, der neben ihm sitzt, nicht nur ein eingeblendetes Foto seines Neffen sieht, sondern auch hochblickt, hat er Tränen in den Augen. Die Geschichte geht ihm immer noch nah.

Reinhold Messner zeigte sich tief berührt.
Reinhold Messner zeigte sich tief berührt.bild: screenshot zdf

"Dich berührt das, Reinhold", sagt Lanz und dem kann der sonst taffe Bergsteiger nur zustimmen.

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