ARD-Sender ändert heute kurzfristig das TV-Programm aus traurigem Anlass
Als junger Rebell im deutschen Nachkriegskino hat Hark Bohm den Nerv seiner Zeit getroffen. Mit Mut zur Realität und einem Blick für soziale Außenseiter wurde er zu einer festen Größe im deutschen Film. Am 14. November ist der Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler im Alter von 86 Jahren verstorben.
Ein ARD-Sender reagiert aus diesem Anlass mit einer besonderen Geste und stellt kurzfristig sein TV-Programm am 20. November um.
"Nordsee ist Mordsee": Darum geht es
Am Donnerstagabend wird um 23.35 Uhr im NDR der Filmklassiker "Nordsee ist Mordsee" ausgestrahlt. Der Jugendfilm aus dem Jahr 1976 zählt zu den wichtigsten Werken Bohms. Er greift gesellschaftliche Fragen auf, die bis heute nicht an Aktualität verloren haben.
Im Zentrum der Handlung steht der 14-jährige Uwe, der in einem prekären familiären Umfeld aufwächst. Sein Vater ist alkoholabhängig und gewalttätig. Um Kontrolle zu gewinnen, führt Uwe eine Jugendgang an, bis er sich mit dem asiatischstämmigen Jungen Dschingis anfreundet.
Dschingis war zuvor Zielscheibe rassistischer Übergriffe der Bande. Ihre Freundschaft entwickelt sich in einer Umgebung, die von Misstrauen, Gewalt und Vorurteilen geprägt ist und wird zu einem stillen Protest gegen Ausgrenzung und soziale Kälte.
Besonders bemerkenswert: Die Hauptrolle übernahm Bohms Adoptivsohn. Die rohe, ungeschönte Inszenierung gibt dem Film bis heute eine große emotionale Wucht.
Mit Themen wie Herkunft, sozialer Benachteiligung und Zugehörigkeit traf Bohm den Zeitgeist der 70er und legt bis heute den Finger in gesellschaftliche Wunden.
Hark Bohm prägte die deutsche Filmlandschaft
Hark Bohm begann seine Karriere als Schauspieler in der Münchner Szene rund um Rainer Werner Fassbinder. Später wurde er nicht nur als Regisseur erfolgreich, sondern prägte auch als Hochschullehrer den Filmnachwuchs.
An der Universität Hamburg gründete er das Filmstudium mit. Die Institution besteht bis heute und diente vielen jungen Filmschaffenden als Sprungbrett.
Der NDR würdigt mit der Programmentscheidung nicht nur Bohms Werk, sondern auch dessen Haltung: Seine Filme sollten in erster Linie aufrütteln, bewusst konfrontieren sie das Publikum mit den Schattenseiten des Lebens.
Mit der erneuten Ausstrahlung von "Nordsee ist Mordsee" macht der Sender diesen wichtigen Beitrag zur deutschen Filmgeschichte einem breiteren Publikum wieder zugänglich.
