Die Show startete ganz vielversprechend. Moderator Sebastian Pufpaff glitt an einer weihnachtlich geschmückten Feuerwehrstange in die Sendung, riss dabei die Dekoration ab und brachte sich fast selbst zu Fall. So starten in der Regel Sendungen, von denen man einiges erwarten kann. Dieser Moment war aber leider schon das Highlight der Sendung. Es folgten langweilige Einspieler und schlecht abgelesene Witzchen. Natürlich gab es das zu Zeiten von Stefan Raab auch. Selbstverständlich konnte man da auch immer wieder sehen, dass er Stichworte ablesen musste, um einstudierten Witzen über die Zielgerade zu helfen.
Aber der Unterschied zu Pufpaff: Raab hat sich wenigstens Mühe gegeben, spontan zu wirken. Der 45-Jährige hingegen wunderte sich kurz, dass niemand lachte, zog aber stoisch das Programm durch. Ist sicher auch eine Qualität, aber für die Sendung vielleicht nicht ganz so passend. Dabei kann Pufpaff das doch eigentlich, lustig sein. Als Kabarettist bringt er recht zuverlässig Menschen zum Lachen, nur bei ProSieben scheint das eher nicht zu gelingen.
Vielleicht ist aber das Konzept der Show auch einfach veraltet. Natürlich passieren auch heute noch Pleiten, Pech und Pannen im TV. Aber das ist in den letzten Jahren nicht wirklich besser geworden und die Zielgruppe von "TV total" schaut eher nicht mehr lineares Fernsehen. Dass Pufpaff mit Witzen über einen nervigen Piepston und Aufräumarbeiten bei der Livesendung von "The Voice of Germany" mehrere Minuten seiner eigenen Sendung füllen musste, sagt alles. Dazu Einspieler von vor 20 Jahren, die durch permanente Wiederholung leider nicht lustiger werden.
Peinlich wurde es, als er Witze über den zugegeben nicht wirklich lustigen Guido Cantz riss, der seine letzte Sendung "Verstehen Sie Spaß" abmoderiert hatte. Nicht einmal jemand in Pufpaffs Publikum lachte darüber. Aber das zog er einfach durch und hängte noch einen Diss gegen Andreas Gabalier hintendran. Nicht, dass das nicht verdient wäre, aber es ist vielleicht einfach auch nicht mehr woke, sich immer nur über andere zu erheben. War es eigentlich nie, aber der Zeitgeist hat sich verändert, so dass Menschen heute nicht mehr anstandshalber über schlechte Gags lachen müssen.
Was immer zu gehen scheint: Nackte. Pufpaff wollte also über das Finale der langweiligen Nacktsendung "Adam sucht Eva" sprechen, seiner "heiß geliebten Pimmelzeit". Und, Skandal: "Da wird die Muschi verpixelt". Was Pufpaff meinte: Ein Praktikant oder eine Praktikantin der Produktionsfirma musste sich diesen rotzlangweiligen Bumsmist anschauen, um dann eine Stelle zu finden, in der die Geschlechtsteile der Teilnehmerin gerade im Schatten waren und damit nicht erkennbar.
Meine Güte, was für ein gähnend langweiliger Job, der dann auch nur zu einem, freundlich ausgedrückt, unterkühlten Klatschen seitens des Publikums führte. Als dann für einen Kalauer über Kanzler Scholz noch ein alter Einspieler von Louis de Funes eingeblendet wurde, war klar, was die Stunde geschlagen hat. Wir alle möchten aus den TV-Relikten gern abgeholt werden.
Aber Pufpaff setzte in seiner Weihnachtsedition volle Breitseite auf die Retroschiene und packte für seinen Geschenkemarathon noch tief in die Trickkiste. Da wurden alberne Aufgaben und Fragen gestellt und mit den Gewinnenden dann ansatzweise noch um die Geschenke gezockt. Dass am Ende "nur" ein E-Bike und kein Auto verschenkt wurde, war da fast schon die größte Enttäuschung.
Klar, auf Sat.1, der, wie Pufpaff sagte, "kleinen debilen Cousine von Pro Sieben" lief "Geh aufs Ganze" leidlich erfolgreich, da kann man schon mal drüber nachdenken, die Ideen zu klauen. Vom Gewinn einer Heftklammer über eine Reise bis zu besagtem E-Bike war da einiges dabei und natürlich gab es auch die charakteristischen Geldangebote. Er fühle sich, sagte Pufpaff, wie der ehemalige Pornodarsteller, meinte damit aber Peter Bond von "Glücksrad" und nicht Jörg Dräger. Aber alles egal, am Ende zielte der Gag auf alte Männer die auf Sat.1 mal eine Show hatten.
Auch so ein Sat.1 Urgewächs ist ja Kai Pflaume, der inzwischen wohl einen Youtube-Kanal unterhält, vielen Menschen mag das entgangen sein. Ist auch nicht schade drum, bestätigt aber so ein bisschen meine Eingangsthese, dass mit TV-Clips allein 2021 nicht mehr viel zu gewinnen ist. Jedenfalls nutzte der TV total-Moderator Clips von Pflaumes Kanal "Ehrenpflaume" um sich über die Unlustigkeit des Moderators lustig zu machen.
Kai Pflaume ist nicht witzig, haben wir verstanden, Sebastian Pufpaff aber in dieser Rolle nun mal leider auch nicht. Als doch jemand im Publikum lachte, vielleicht eine Übersprungshandlung, weil man so einem Fernsehstudio während einer Aufzeichnung ja auch nicht entfliehen kann und sich das vielleicht ein bisschen auch wie eine ausweglose Situation anfühlt, die mit nervösem Gelächter erträglicher wird, maßregelte Pufpaff sofort: "Da hat einer gelacht, das ist eine Frechheit!" Sich das alles anzugucken ist aber auch keine Freude, Sebastian!
Getoppt wurde all der Irrsinn nur davon, dass Pufpaff es sich mit einem Bowlegefäß an seinem Tisch gemütlich machte und durch das Drücken diverser Knöpfe ein Insta-Video von Harald Glööckler abspielte. Eine "Weihnachtsgeschichte" sollte das sein, dabei hatte der Exzentriker sich nur gefilmt, wie er in irgendeinem Hotel in der Badewanne lag und Nichtigkeiten in die Kamera flötete, die weder einen weihnachtlichen Bezug hatten, noch irgendeinen tieferen Sinn. Pufpaff schnitt an passenden Stellen Grimassen und nippte an der Bowle. Mit viel gutem Willen könnte man sagen: Weihnachtsfeiern im Familienkreis können manchmal auch so aussehen. Aber da schaut dann wenigstens niemand Fremdes zu.
Am 12. Januar kommt "TV total" aus der Winterpause zurück. Vielleicht wird die Zeit ja auch dazu genutzt noch mal zu überlegen, ob das alte Konzept nicht vielleicht ein Upgrade verdient hätte. Es ist dann immerhin 2022!