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Bushido vor Gericht: Warum der Prozess unerwartet unterbrochen wurde

Bushido: Der Rapper sollte eigentlich auch am achten Prozesstag weiter aussagen..
Bushido: Der Rapper sollte eigentlich auch am achten Prozesstag weiter aussagen..Bild: imago images/ Olaf Wagner
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"Überschlagende Ereignisse" – Arafat-Prozess in Berlin unterbrochen

14.09.2020, 12:2121.06.2021, 16:27
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Am Montag fand im Landgericht Berlin bereits der achte Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und seine Brüder Nasser, Yasser und Rommel statt. Zuletzt waren brisante Details über eine Scheinehe von Bushido, Gewalt gegen seine Ehefrau Anna-Maria und weitere Informationen über das Verhältnis zum Clan-Boss an die Öffentlichkeit gelangt.

Anis Ferchichi, wie Bushido mit bürgerlichem Namen heißt, offenbarte, dass er keine Freunde gehabt habe. Beim vergangenen Prozesstag sagte Bushido über das wahre Verhältnis zum Clan-Boss: "Ich habe 16 Jahre lang darüber nicht gesprochen. 2018 wurde mir dann vom LKA Personenschutz empfohlen." Seiner Frau Anna-Maria habe er kein zweites Mal in den Rücken fallen wollen. Die Geschäftsbeziehung zu Arafat sei unfreiwillig gewesen. "Ich habe mich bis in den Tod dafür geschämt", erklärte er.

Mittlerweile ist Bushido bei seiner Darstellung über die geschäftliche und persönliche Beziehung zu Arafat im Jahr 2014 angekommen, die am Montag eigentlich weiter fortgesetzt werden sollte. Das Gericht kündigte zu Prozessbeginn an, dass es den Künstler chronologisch zu den Vorkommnissen befragen wolle. Doch dazu sollte es gar nicht kommen.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen aufgelöst hatte. Clanchef Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido unberechtigt eine Millionen-Zahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Zeugenaussage von Bushido wird unerwartet ausgesetzt

Heute sollte es schneller gehen, als erwartet. Bereits zum Ende des letzten Prozesstages hatte der Vorsitzende Richter Martin Mrosk angekündigt, am 14. September nur bis zwölf Uhr zu verhandeln, weil die beisitzende Richterin an diesem Tag noch einen anderen Termin habe. So viel Zeit wurde dann aber gar nicht benötigt. Bereits vor dem Gerichtssaal, vor dem auch ein Familienmitglied der Abou-Chakers wartete, breitete sich das Gerücht aus, dass der Verhandlungstag schneller vorbei sein wird, als gedacht. Und so war es dann auch.

Während Bushido seinen Blick noch durch die Reihen der Zuschauer schweifen ließ, wurde zunächst von der Verteidigung ein Antrag verlesen. Demnach beantrage die Verteidigung, einen Wikipedia-Eintrag über die Biografie des Künstlers verlesen zu lassen. Daraus gehe hervor, dass Bushido seine Biografie für eine Hörspielfassung selbst eingelesen habe, argumentierte die Verteidigung. Auf Wikipedia heißt es zur Autobiografie des Rappers:

"Ein Hörbuch, gelesen von Bushido selbst, erschien am 15. Mai 2009 als Vierfach-CD auf Bushidos Label 'ersguterjunge'."

Das Brisante daran: Bushido hatte in den letzten Verhandlungen immer wieder betont, seine Biografie nicht gelesen zu haben, da sie von einem Ghostwriter geschrieben wurde. Aussagen über den Inhalt der Biografie könne er deshalb nicht mit Sicherheit treffen, hatte der 41-Jährige vor Gericht ausgesagt. Sollte sich bewahrheiten, dass Bushido seine Biografie tatsächlich für das Hörspiel eingelesen hat, wie es aus dem Wikipedia-Eintrag hervorgeht, könnte das einen Beigeschmack für Bushidos Glaubwürdigkeit haben.

Bushido: Der Rapper tritt als Nebenkläger und Zeuge auf.
Bushido: Der Rapper tritt als Nebenkläger und Zeuge auf.Bild: imago images/ Olaf Wagner

Doch die eigentliche Überraschung folgte erst dann. Der Vorsitzende Richter kündigte an, den Antrag zu einem späteren Zeitpunkt in die Verhandlung einzubringen. Der Grund: Es gebe "überschlagende Ereignisse, die es nicht ermöglichen, die Verhandlung fortzuführen." Damit war der Prozesstag schon nach kurzer Zeit zu Ende. Der Grund für die Unterbrechung war zunächst nicht bekannt.

Gerichtssprecherin Lisa Jani bestätigte auf Nachfrage von watson, dass der Gesundheitszustand eines Familienmitglieds Grund für die Unterbrechung der Hauptversammlung sei. Dabei handelt es sich um die Mutter der Angeklagten. Ihr gehe es sehr schlecht.

Am 30. September soll es dann mit der Zeugenaussage von Bushido weitergehen. Seine Schilderungen bis zu den mutmaßlichen Straftaten im Dezember 2017 und Januar 2018 stehen noch aus.

Bushido soll laut Anklage eingesperrt, bedroht, beschimpft und mit einem Stuhl sowie einer Wasserflasche attackiert worden sein. Dem Hauptangeklagten Arafat werden Straftaten wie versuchte räuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung, Untreue und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die Brüder sind dabei als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

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