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Bushido-Prozess: Verteidiger erklärt – "Glaubwürdigkeit ist infrage zu stellen"

Achtung Personen muessen eigenständig unkenntlich gemacht werden Berlin den 26.08.2020 Bild-Motiv: Bushido mit seinen Rechtsanwalt 10.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische ...
Bushido sagte an 28 Verhandlungstagen selbst aus.Bild: imago images/Olaf Wagner
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Bushido-Prozess: Verteidiger vor Gericht – "die Glaubwürdigkeit ist insgesamt infrage zu stellen"

09.01.2023, 17:12
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Am Montag startete der 89. Prozesstag gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder. Bushido, der in dem Verfahren Zeuge und Nebenkläger ist, wurde zuletzt im Oktober angehört. Eigentlich hätte es im neuen Jahr bereits schon einen weiteren Prozesstermin gegeben, doch dieser wurde abgesagt. Mit einem Urteil wird Stand jetzt im April gerechnet.

Eine der wichtigsten Zeugenaussagen gab es aber bereits beim vorherigen Prozesstag. Denn nach langem Warten wurde Veysel K. per Videovernehmung angehört. Er soll am 18. Januar 2018 zumindest zeitweise anwesend gewesen sein.

Er meinte: "Arafat und Bushido hatten ein brüderliches Verhältnis. Die haben sich auch mal gestritten, waren aber wie Brüder." Schließlich betonte er: "Er hat mir nie von einer Wasserflasche erzählt, durch die Medien habe ich das mitbekommen." Und weiter: "Auch wenn ich Arafat nicht mag, werde ich keine Lügen erzählen." Der angebliche Schlag sei in jedem Fall nicht in seiner Anwesenheit passiert. Nun galt es, weitere Zeugen zu befragen.

Darum geht es im Prozess
Laut Anklage soll es zu Straftaten gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die geschäftlichen Beziehungen auflösen wollte. Abou-Chaker habe dies nicht akzeptieren wollen und von Bushido eine Millionenzahlung sowie die Beteiligung an dessen Musikgeschäften für 15 Jahre gefordert, heißt es in der Anklageschrift. Der Rapper sei bedroht, beschimpft, eingesperrt und verletzt worden. Die Brüder im Alter von 39, 42 und 49 Jahren sind als Gehilfen oder Mittäter angeklagt.

Verwirrung um Arafat Abou-Chakers Instagram-Account

Am heutigen Prozesstag wurde schnell klar, dass nicht alles nach Plan verlief. Der Vorsitzende Richter Martin Mrosk merkte an, dass geladene Zeugen nicht erscheinen würden. Dafür waren allerdings zwei weitere gekommen, bei denen es sich um Polizeibeamte handelte. Der erste Zeuge war an dem Auswertungsbericht für soziale Medien beteiligt.

Konkret ging es unter anderem um den Account von Arafat Abou-Chaker. Der 38-Jährige gab an, dass er sich erinnern könne, einen Bericht geschrieben zu haben, in dem die Facebook- und Instagram-Profile analysiert worden seien.

Bild-Motiv: der Angeklagte Arafat Abou-Chaker Berlin den 11.05.2021 09.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung, Freiheitsberaubung, gefaehrliche Koerperverletzung ...
Arafat Abou-Chaker steht seit August 2020 vor Gericht. Bild: IMAGO/Olaf Wagner

Zunächst sollte aber erstmal dargelegt werden, dass der angeführte Instagram-Account tatsächlich von Arafat sei. Der Polizeibeamte erklärte: "Es gab Inhalte, die nur von ihm stammen konnten, es war insgesamt schlüssig. Die Anzahl der Follower war groß." Die Menschen im Saal bekamen einen Screenshot des Profils zu sehen, der an die Leinwand übertragen wurde. Dieser stammte aus dem Jahr 2018.

Anhand der weiteren Fragen des Richters wurde schnell klar, dass er nicht mit den technischen Details der Social-Media-Plattform vertraut ist. "Ich habe kein Instagram", betonte Mrosk. So fragte er bei dem Kreis oben links, ob das eine Art Profilfoto sei. Im weiteren Verlauf wurde ein Beitrag gezeigt, der als Feed-Post von dem Account unter dem Namen "Arafat" hochgeladen wurde. Das Bild war wiederum ein Screenshot von einem Post von Ashraf Remmo, der einen Durchsuchungsbeschluss beinhaltete. Der Zeuge erklärte:

"Das war ein anderes Verfahren und ging um die Schüsse auf das Lokal von Arafat Abou-Chaker. Da gab es Durchsuchungsbeschlüsse, die veröffentlicht wurden."
Achtung Personen muessen eigenständig unkenntlich gemacht werden Berlin den 17.08.2020 Bild-Motiv: Nebenklaeger Bushido 10.30 Strafkammer 38, Saal 500 Delikt: versuchte schwere raeuberische Erpressung ...
Bushido sagte zuletzt im Oktober aus.Bild: imago images/ Olaf Wagner

Oberstaatsanwältin Petra Leister fragte weiter: "Können Sie sich erinnern, ob etwas gepostet wurde, was auf Bushido Bezug genommen hat?" Daraufhin gab der Polizeibeamte zu verstehen, dass auf tagesaktuelle Geschehnisse eingegangen worden sei.

So habe es einen Post gegeben, bei dem stand, dass Bushido und "Bild" jetzt beste Freunde seien. Der Zeuge erklärte: "Es liegt nahe, dass der Account von Arafat Abou-Chaker betrieben wurde." Auch um den Account von Veysel K. ging es. Im Zuge dessen wurde ein Bild von Veysel und Arafat mit der Bild-Unterschrift "Brüder seit Tag eins" thematisiert. Veysel gab in seiner Videovernehmung an, dass er das Bild selbst nie gepostet habe und sprach von einem Fake-Profil.

Zeiten Aendern Dich - Premiere - Berlin Arafat Abou-Chaker and Bushido attending premiere ZEITEN AENDERN DICH at cinestar. Berlin 03.02.2010.
Arafat und Bushido traten auch gemeinsam auf öffentlichen Veranstaltungen auf.Bild: IMAGO/ Mauersberger

Leister wollte wissen: "Haben Sie ermittelt, wer es gepostet hat?" Dies habe sich nicht zweifelsfrei klären können, erklärte der Zeuge daraufhin. Die Frage zielte somit auf die Glaubwürdigkeit von Veysel ab. Leister legte dar, dass es auf diesem Profil nur ein Bild gegeben habe, welches von Arafat und Veysel gewesen sei. "Es soll noch eins geben mit 44 Beiträgen", meinte sie weiter. Doch der Zeuge konnte dazu nichts sagen: "Ich kann mich nur an das erinnern, was abgebildet wurde."

Warum überhaupt das mögliche Profil von Veysel in Augenschein genommen wurde, begründete der Polizeibeamte so: "Er sollte eine Rolle spielen bei der Aufklärung der Tat mit den Schüssen."

Zeugin spricht über Anzeige wegen Bedrohung

Als nächstes wurde eine Polizeibeamtin angehört, die bereits vor Gericht aussagte und anwesend war, als Bushido im Januar 2019 bei der Polizei aussagte. Diesmal ging es allerdings um eine Strafanzeige gegen Arafat wegen Beleidigung und Bedrohung, die 2018 erfolgt sei.

Involviert war der Vater von Yassers Frau, die auch seine Cousine ist. Es war die Rede davon, dass die Sicherheit bedroht wäre. Einer der Verteidiger gab im Vorfeld zu verstehen, dass eine Anzeige zurückgenommen worden sei. Dies sei aber nur als Nachricht weitergeleitet worden und müsse noch offiziell eingereicht werden.

Verteidiger verliest Erklärung zu Aussage von Veysel K.

Zum Schluss verlas einer der Verteidiger noch eine Erklärung zu der Aussage von Veysel. Hier ging es um die Glaubwürdigkeit von Bushido. Der Anwalt betonte: "Der Zeuge hat in wesentlichen Punkten den Angaben von Anis Ferchichi widersprochen. Die Glaubwürdigkeit ist insgesamt infrage zu stellen." Im Zuge dessen führte er an, dass Bushido und Arafat demnach ein brüderliches Verhältnis gehabt hätten. Sie seien gleichrangig gewesen. "Er habe den Eindruck gehabt, dass die Frau ihn angetrieben hat", sagte der Verteidiger.

Zudem habe Veysel K. zum Ausdruck gebracht, dass er sich nicht von Bushido und Arafat hat beeindrucken lassen. Durch mehrere Zeugen sei aufgezeigt worden, dass die Beziehung durch Gleichberechtigung geprägt gewesen sei. Auch sei der Rapper von Veysel darauf angesprochen worden, ob Arafat ihn am 18. Januar blöd angemacht habe. Daraufhin sei Bushido ganz locker gewesen.

Veysel hätte darüber hinaus nach dem angeblichen Vorfall keine Rötungen bei ihm im Gesicht gesehen. Dies sei letztlich von Ashraf Remmo bestätigt worden. Zum Schluss gab der Richter einen Ausblick auf den kommenden Prozesstag am Montag. An diesem Tag soll es um angefertigte Sprachaufzeichnungen gehen.

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