Der Prozess gegen Arafat Abou-Chaker und drei seiner Brüder ist seit August wieder voll im Gange. Rapper Bushido tritt dabei als Zeuge und Nebenkläger in Erscheinung, in den vergangenen Monaten sagte er an insgesamt 25 Verhandlungstagen gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner aus.
Auch Bushidos Ehefrau Anna-Maria Ferchichi wurde im vergangenen Monat mehrfach befragt, momentan ist sie mit Drillingen schwanger und konnte nach drei Prozesstagen keinem weiteren mehr für eine Befragung beiwohnen. Kurz nach ihrer letzten Vernehmung Ende Juli stellten sich Komplikationen bei ihrer Risikoschwangerschaft ein, weshalb sie weitere Gerichtstermine absagen musste.
Zunächst fehlte jedoch ein ärztliches Attest, das auch vor Gericht akzeptiert werden würde. Das Fehlen monierte Hansgeorg Birkhoff, der Rechtsanwalt Abou-Chakers, bei einer Sitzung Anfang August. Er nannte Anna-Marias und Bushidos Verhalten ein "Entscheiden nach Lust und Laune, wie sie mit Ladungen umgehen". Insbesondere Anna-Maria erscheine nur sporadisch oder fahre kurz vor ihrer Vernehmung in den Urlaub. Der Jurist betonte, die fünffache Mutter würde dem Gericht mit diesem Verhalten "auf der Nase herumtanzen".
Um diese Aussagen des Rechtsanwaltes und Anna-Marias Reaktion darauf, die auf Instagram erfolgte, ging es am Montag, dem 23. August 2021, während des 45. Prozesstages noch einmal. Zwei Zeugen, die eigentlich am Verhandlungstag vernommen werden sollten, erschienen nicht.
Rechtsanwalt Schoppe verlas zunächst zu Beginn des Prozesstages eine Erklärung, in der es unter anderem um Anna-Maria ging. Am Nachmittag ihres bislang letzten Erscheinens vor Gericht seien bei ihr erste Schwangerschafts-Komplikationen aufgetreten – woraufhin sie zur Abklärung zu verschiedenen Ärzten gegangen sei. Nicht ein Attest sei prioritär für sie gewesen, sondern das Leben ihres ungeborenen Kindes.
Zuvor habe sie alle drei Termine für ihre Aussage wahrgenommen, sei pünktlich erschienen und habe sogar noch ausführlicher Auskunft geben wollen, indem sie auf eine Pause verzichten wollte. Nach eigenen Angaben, um die Termine schneller hinter sich zu haben.
Am 2. August sei Ferchichi schließlich nicht geladen gewesen, es wurde allerdings absehbar, dass sie frühestens nach der geplanten Entbindung im November wieder aussagen könne und sie bis dahin anstehende Gerichtstermine nicht mehr wahrnehmen könne. Birkhoff verlautbarte daraufhin, dass der Eindruck entstehe, dass Anna-Maria die besonderen Umstände strategisch nutze, um dem Prozess fernzubleiben.
Schoppe erklärte dazu, dass Anna-Maria unter anderem durch die Berichterstattung von watson von Birkhoffs Aussagen über sie erfuhr. Sie reagierte darauf mit folgendem Instagram-Statement:
Auch Bushido gab am gleichen Tag ein Statement zum Gesundheitszustand seines ungeborenen Kindes ab und schrieb: "Da es sein kann, dass wir eines unserer ungeborenen Kinder beerdigen müssen, bitte ich um Verständnis, dass Musik momentan keinen Platz in meinem Leben einnimmt."
Zwar räumte Schoppe auch ein, dass ein solches Statement der Zeugin allein aufgrund von Medienberichten nicht zustand, allerdings pflichtete Oberstaatsanwältin Petra Leister zu: Sie habe sich ebenfalls über die Aussagen Birkhoffs dazu "geärgert".
Der Rechtsanwalt Birkhoff reagierte auf die Einlassung und rechtfertigte sich. Anna-Maria habe sich mit Kritik und Anmerkungen jederzeit an die Kammer wenden können, anstatt sich mit einem "mit Verlaub, ziemlich dummem Statement auf Instagram" zu Wort zu melden, so Birkhoff wörtlich.
Zusätzlich betonte er, dass seine Kritik weder der Art und Weise, wie Anna-Maria aussagte, noch ihrer Schwangerschaft galt. Allerdings sei die erwähnte Urlaubsreise Ferchichis während Bushidos Vernehmung mit absehbaren Problemen durch die Corona-Pandemie einhergegangen, Verzögerungen im Prozess habe Anna-Maria mit dem Antritt der Reise in Kauf genommen.
Schließlich rechtfertigte sich der Rechtsanwalt damit, dass das letztlich gerichtlich zugelassene Attest der werdenden Mutter durch die Verteidigung diskret zur Kenntnis genommen worden sei – auf eine Verlesung vor Gericht sei verzichtet worden.
Anna-Maria habe sich hingegen mit ihrem "unverschämten Instagram-Post" direkt an eine breite Öffentlichkeit gewandt. Abschließend hieß es durch Birkhoff dazu am 45. Prozesstag:
Damit war die Einlassung zu diesem Thema abgeschlossen. Die beiden Zeugen, die am Montag vernommen werden sollten, konnten nicht erreicht werden oder sagten ab. Somit war der Verhandlungstag nach nicht einmal einer Stunde und einer kurzen Unterbrechung vorbei. Am Mittwoch soll noch einmal Ashraf Remmo seine Aussage fortsetzen, bereits jetzt stehen zudem Prozesstermine Anfang 2022 fest.
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