
Billie Eilish ist einer der derzeit größten Pop-Stars der Welt.Bild: Getty Images North America / Arturo Holmes
Vor Ort
Billie Eilish ist ein popkulturelles Phänomen: Ihr Sound ist unverkennbar, ihre Musik dient als Sprachrohr einer gesamten Generation. Etwas, das auch ihr jüngstes Konzert in der deutschen Hauptstadt kaum deutlicher hätte machen können.
10.05.2025, 10:1410.05.2025, 11:37
Es ist offiziell die Ära der Pop-Girlies. Junge Frauen sagen der jahrelangen Männerdominanz in der Musikbranche den Kampf an, begeistern mit ihren Songs die Massen, füllen restlos ausverkaufte Konzerthallen und katapultieren sich an die Spitze der internationalen Charts. Platz da, it's our time to shine! Oft mit dabei: tonnenweise Glitzer und Pailletten.
Doch fällt eine neben Taylor Swift, Sabrina Carpenter oder Olivia Rodrigo in mehr als einer Hinsicht aus der Reihe: Billie Eilish.
Die in Los Angeles geborene Sängerin hebt sich von anderen Stars ab, die jung zu Ruhm gekommen sind. Und nein, dafür sorgt nicht nur ihr Style, der seit Anfang ihrer Karriere für Gesprächsstoff sorgt. Eilish begeistert mit einem unverwechselbaren Sound, Songs, mit denen sie einer gesamten Generation aus der Seele spricht.
Neun Grammys konnte die 23-Jährige bereits gewinnen. Erfolge, die sie auch ihrem älteren Bruder Finneas O'Connell zu verdanken hat. Er produzierte viele ihrer Alben, einschließlich ihres Debütalbums "When We All Fall Asleep, Where Do We Go?".
Vom Kinderzimmer auf die große Bühne: eine Erfolgsgeschichte, die in den letzten Jahren wohl keine so schön schrieb wie Billie Eilish. Dass sie das in vollen Zügen genießt und nicht für selbstverständlich hält, wird während ihrer Live-Show mehr als deutlich.
Billie Eilish: Ein popkulturelles Phänomen
So könnte mein Wochenende also wohl kaum aufregender starten. Denn während zahlreiche Fans vor der Berliner Uber Arena noch nach einem Ticket für die ausverkaufte Show von Billie Eilish Ausschau halten, darf ich mich als eine der Glücklichen, ja beinahe schon Auserwählten, zählen, die die US-Amerikanerin gleich live erleben darf.
Dass die Hauptstadt das Billie-Eilish-Fieber vollends gepackt hat, ist kaum zu übersehen. Und wer es nicht mitbekommen haben sollte, dass sie für ihre große "Hit Me Hard and Soft"-Tour Halt in Berlin macht, sollte an diesem Tag ganz besonders den Durchsagen am Bahnsteig lauschen.
Denn sowohl am Ostbahnhof als auch an der Warschauer Straße begrüßt die 23-Jährige ihre Fans per Lautsprecher mit einer Willkommens-Botschaft. "Please take care of yourself" ("Pass auf dich auf") und "Enjoy the show": Kleine Reminder an alle, die teilweise extra für ihr Konzert angereist sind.
Und ja, dafür werden sogar Ländergrenzen überschritten. Laut eines Berichts der Zweitticketplattform viagogo kauften Fans aus 61 Ländern Tickets für die Show – darunter sieben Prozent aus den USA und sogar zwei Prozent aus Polen und China.
Um sein Idol einmal live zu erleben, ist bekanntlich kein Weg zu weit. Das beweist auch ein Mutter-Tochter-Duo in der Arena. Sie sind extra aus Estland angereist. Dort legt die Musikerin im Rahmen ihrer Tournee nämlich keinen Stopp ein.
Auf Kreisch-Alarm folgt völlige Stille
Doch zurück zum Konzert. Um 20 Uhr betritt Billie Eilish die Bühne, die nicht wie üblich an einem Ende des Innenraums platziert ist. Stattdessen ragt sie aus der Mitte der Uber Arena heraus – Streit um einen sonst so raren Platz an der Barrikade wäre damit schon einmal um einiges minimiert.
Dass das aber sowieso nur nebensächlich ist, wird mit dem ersten Ton von Billie Eilish klar. Die Menge ist direkt elektrisiert, kann sich nicht länger auf den Plätzen halten, springt voller Begeisterung auf und singt ausgelassen mit. Spätestens bei ihrem Mega-Hit "Lunch" stehen alle 17.000 Menschen in der Uber Arena.
Auch ich gebe mich von Sekunde eins an geschlagen, lasse mich schnell von der Energie anstecken, die bis in die allerletzten Reihen der Oberränge reicht. Auf laute, energiegeladene Songs folgen dann aber plötzlich überraschend leise Töne. Für einen Moment bittet Billie Eilish um völlige Stille vom Publikum – and did they deliver. Chapeau Berlin!
In der Mitte ihres Mega-Bühnenkonstrukts sitzt die 23-Jährige schließlich also ganz allein im Schneidersitz, während sie mit sich selbst die Harmonien zu "when the party's over" über ein sogenanntes Loop singt. Aufmerksam lauschen ihre Fans und die Stimmung in der ausverkauften Uber Arena ist schon beinahe beängstigend intim, aber schön.
Nicht nur mir, sondern auch vielen ihrer Fans bleibt der Moment daher sicherlich noch lange in Erinnerung.
Billie Eilish verwandelt Uber Arena in Therapie-Session
Doch was wäre ein Billie-Eilish-Konzert ohne die Songs, die aus voller Kehle mitgegrölt werden müssen? Richtig, nicht die Therapie-Session, die ich doch vorab gebucht habe. Und so stimmen 17.000 Menschen aus ganzem Herzen ein, als die Musikerin vom Erwachsenwerden, Selbstliebe und den Zweifeln des Lebens singt.
Dass ihr während ihres Songs "What Was I Made For?", der als Titelsong des Oscar-prämierten Films "Barbie" diente, ein Fehler unterläuft, ist da nebensächlich. "Hello?! Singing totally the wrong verse" ("Ich singe die absolut falsche Strophe") merkt Billie Eilish amüsiert an, bevor sie sich selbst aufs Korn nimmt.
Und dann ist es endlich so weit: Ex-Partner:innen auf der ganzen Welt bekommen endlich ihr Fett weg. Cue "Happier Than Ever". Eine Hymne über toxische Beziehungen, bei der sich so manch eine:r sicherlich schon die Seele aus dem Leib geschrien hat. Eine Mission, die am Freitagabend auch knapp 17.000 Menschen in Berlin verfolgen.
Seinen großen Höhepunkt erreicht die Show dann mit nur einer Strophe, in der es heißt: "You ruined everything good / Always said you were misunderstood / Made all my moments your own / Just fuckin' leave me alone."
An dieser Stelle wäre damit auch so ziemlich jede Emotion durchlaufen. Danke dir, Billie. So bin ich zwischenzeitlich von lachenden, weinenden oder auch völlig stillschweigenden, faszinierten Konzertgänger:innen umgeben.
Mit ihrem Konzert in der deutschen Hauptstadt stellt Billie Eilish somit abermals unter Beweis, dass das Business manchmal auch die richtigen Leute berühmt macht. Die rund zweistündige Show zwischen Therapie-Session, Awareness-Seminar und völliger Fan-Ekstase hat mich nicht nur vor Ort mitgerissen, sondern auch nachdrücklich beeindruckt.
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