Am Mittwoch hat Badmómzjay ihr neues Album "Survival Mode" vorgestellt. Bild: imago/ jan huebner
Vor Ort
Der Beat geht aus, das Publikum jubelt. Badmómzjay steht auf der Bühne und wirkt etwas verloren. Verlegen streicht sie sich immer wieder ihre langen roten Strähnen aus dem Gesicht. Mit ihren Händeln wedelt sie sich Luft zu.
"Ich fühle mich wohler, als bei so Riesenshows", sagt sie, läuft ein paar Schritte auf und ab und zerrt etwas an ihrem Outfit herum. Dann beginnt der nächste Song. Und plötzlich sitzt jede Handbewegung perfekt, jeder Wimpernschlag scheint choreografiert.
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Es sind vermeintliche Gegensätze wie diese, die den Erfolg von Badmómzjay, die bürgerlich Jordan Napieray heißt, ausmachen. Am Donnerstag hat sie im Rahmen eines exklusiven Auftritts bei der Veranstaltungsreihe "Telekom Street Gigs" ihr neues Album "Survival Mode" vorgestellt, das am Freitag erscheint. Neben wenigen hundert Fans, die vor Ort im Berliner Technoklub RSO.Berlin anwesend waren, konnten Fans das Konzert auch im Internet streamen.
Badmómzjay: Ein Leben lang im "Überlebensmodus"
Das Publikum ist nahezu ausschließlich jung und mehrheitlich weiblich. Es gibt keine für Rap-Konzerte üblichen Moshpits, stattdessen bekommt Badmómzjay von ihren Fans, die sie "Besties" nennt, Rosen auf die Bühne gereicht. Sie warnt das Publikum vor, dass es sein könne, dass sie den Text "verkacke" und fragt: "Ist euch auch so heiß?" Man glaubt ihr, dass es sie wirklich interessiert.
Der Albumtitel "Survival Mode" komme daher, dass sie, seitdem sie klein ist, im "Überlebensmodus" gewesen sei, erklärte die heute 21-Jährige Ende August im Gespräch mit watson. "Der Stress, wie man über die Runden kommt. Nicht richtig schlafen können. Damit war ich immer konfrontiert und dieses Gefühl hat sich fest in mir verankert."
In ihrem neuen Song "How to survive" klingt das dann so: "Fuck, ich wollt' nur überleben, nie 'ne Powerfrau sein. Hab' angefang'n mit Rap, denn ich konnt' lauter nicht schrei'n."
Zwischen Härte und Verletzlichkeit
"Ich bin mit Hiphop aufgewachsen, da wurde sich früher über Frauen, die rappen, lustig gemacht", sagt ein Fan auf dem Konzert zu watson. Das sei glücklicherweise mittlerweile anders. Dass Badmómzjay Teil einer neueren Strömung im Rap sei, fände er cool. Seine Freundin erklärt, dass sie an ihr möge, dass sie so "taff" sei.
Die Rapperin "Sookkee" hat in einem Interview einmal auf die Frage, warum es eigentlich nur wenige Frauen gebe, die rappen, geantwortet, dass das daran liege, "dass wir in einer Gesellschaft leben, die Frauen einredet, dass sie keine Wut haben dürfen. Und für Rap braucht man schon ein bisschen Wut." Grund für Wut gibt es für Badmómzjay genug.
Das neue Album von Badmómzjay heißt "Survival Mode".Bild: IMAGO/Jan Huebner
"An alle meine Girls: Ihr könnt anziehen, was ihr wollt. Ihr könnt machen, was ihr wollt", sagt sie zwischen zwei Songs. Darüber habe niemand anderes zu bestimmen. Das ist ihre Kernbotschaft. Geld und Fame seien ihr egal. Es gehe in ihrer Kunst darum, etwas zu bewirken. Um Female Empowerment. Mit ihrer Art und Weise, das zu vermitteln, trifft sie nicht nur den Nerv der Zeit. Sie ist schon jetzt eine Identifikationsfigur der Gen Z.
Neben all der "Taffness" zeigt sie sich auf der Bühne auch verletzlich. "Sind wir schon bereit, emotional zu sein?", fragt sie das Publikum, bevor sie einen ihrer erfolgreichsten Tracks spielt: "Airplanes", mit Kool Savas als Feature-Gast. Er ist einer von vielen Gäst:innen, die Badmómzjay an diesem Abend auf der Bühne begleiten. Die Rapperinnen Juju und Domiziana haben einen Auftritt, Newcomer Vito und ihr langer Wegbegleiter Takt32.
Veränderte Wahrnehmung durch größeren Erfolg
Als Frau in der männlich dominierten Rapbranche stellt sie noch immer eine Seltenheit dar. Das hat sie von Beginn an in ihren Liedern verarbeitet. Auf ihrem neuen Album setzt sie sich mehr denn je mit der Art ihrer Rezeption auseinander.
Ihre Reichweite, die Aufmerksamkeit um ihre Person sind größer geworden. Wenn sie Themen adressiert, die ihre männlichen Kollegen vermeiden, wie zum Beispiel LGBTIQ*, werden ihre Texte auch unter anderen Gesichtspunkten beurteilt. Die Kritik verarbeitet sie wiederum in ihrer Musik.
Auf dem Track "Yeah Hoe" rappt sie: "LGBTQ ist keine Promo, das 'ne Haltung." Und: "Wenn ich will, dann leck ich rum. Wenn ich will, zieh’ ich mich aus. Mach das nicht für Algorithmen, sondern Chicks, die sich nicht trau'n." Die erste Zeile bezieht sich auf den Vorwurf des "Pinkwashing", dem Verwenden von LGBTIQ*-Symbolik als Feigenblatt.
Mit der zweiten Zeile möchte sie der Kritik entgegentreten, mit ihrem freizügigen Auftreten nur männliche Fantasien zu befriedigen und ein Frauenbild darzustellen, das sich noch immer am besten kommerzialisieren lässt.
Die Botschaft: Da man es als Frau unmöglich allen recht machen kann, mache ich einfach, was ich möchte. Um es mit ihren Worten zu sagen: "Ich zeig so lang Titten, bis du scheiß Neandertaler kotzt."
Aber sie hat auch eine andere Seite, eine die weniger "taff" wirkt. Wenn Badmómzjay zwischen den Songs mit dem Publikum interagiert, dann sagt sie Sachen, die für Stars so üblich sind. Sie bedankt sich bei den Fans, ihren "Besties", für die jahrelange Unterstützung und bei ihren Gäst:innen für die Zusammenarbeit. Als sie sich zum Ende des Konzerts bei ihrer Familie und bei ihrem Team bedankt, hat sie mit den Tränen zu kämpfen. "Ich guck' keinen von denen an, weil ich sonst anfangen muss zu weinen". Sie sei selbst eine kleine "Heul-Maus".
Es heißt oft, Nahbarkeit sei die Währung der Stars der Gegenwart, und Authentizität eine Wirkung und keine Charaktereigenschaft. Aber wenn Badmómzjay auf der Bühne steht, sich verhaspelt, sich ihre Stimme überschlägt und plötzlich wegbricht, dann hat man diese Gedanken nicht. Man kauft es ihr einfach ab.
Die Beziehung zwischen Sabrina Carpenter und Barry Keoghan endete diese Woche, und das, bevor sie sich in der Öffentlichkeit so richtig hatte entfalten können. Offiziell bestätigt hatten die Sängerin ("Espresso") und der Schauspieler ("Dunkirk") ihre Liaison schließlich nie.