Löwen ohne Hosen und wandelnde Klischees – die WM-Maskottchen seit 1966
Seit der Weltmeisterschaft 1966 in England gibt es sie bei jeder Endrunde: WM-Maskottchen.
Mal sind sie wandelnde Klischees und einfach nur albern, mal weiß man gar nicht, was sie darstellen sollen – und mal tragen sie keine Hosen...
Hier kommen alle WM-Maskottchen von 1966 bis heute.
WM 1966 in England: Willie
Mit Willie fing die Geschichte der WM-Maskottchen an. Und den Gastgebern aus England brachte Willie tatsächlich Glück, England holte 1966 seinen bisher einzigen WM-Titel. Maskottchen heißt halt nicht umsonst "Glücksbringer"...
Für Nerds:
"Maskottchen: 'glückbringendes Amulett, Püppchen, Talisman', mit dt. Deminutivsuffix versehene Übernahme (20. Jh.) von frz. mascotte f. ‘Glücksbringer (im Spiel)’, aus prov. mascoto ‘Zauberei, Glücksbringer’, einer Ableitung von prov. masco ‘Hexe’"
Weniger Glück hatte der kleine dicke Mann, der sich ins Willie-Kostüm zwängen musste:
WM 1970 in Mexiko: Juanito
Ein Junge namens Juanito! Mit einem Riesen-Sombrero! Mehr Mexiko geht nicht! Obwohl... Es fehlen ein Kaktus, eine Flasche Tequila und ein Esel. Da hätte sich die Klischee-Abteilung im Maskottchen-Ministerium ruhig ein bisschen mehr Mühe geben können!
Das Bild von Juanitos Hand auf Uwe Seelers Schenkel wirst du heute nicht mehr aus dem Kopf bekommen...
WM 1974 in Deutschland: Tip und Tap
Nach Willie das zweite Maskottchen, dass den Gastgebern Glück und den WM-Titel brachte. Woher Tip und Tap ihren Namen haben? Vom Schulhof-Auswahlverfahren "Tip-Tap" (auch bekannt als "Tip-Top" oder "Scheiß-Schule").
Wer's nicht kennt: Es stehen sich zwei Pausenhof-Kicker gegenüber und es wird so lange ein Fuß an den anderen gesetzt, bis jemand den Fuß des Gegners berührt. Wer das Tip-Tap-Spiel gewinnt, darf anfangen Spieler in seine Mannschaft zu wählen.
2006 haben es Tip und Tap nochmal versucht, aber die 32 Jahre sind offensichtlich nicht spurlos an ihnen vorübergegangen...
WM 1978 in Argentinien: Gauchito
Hola! Gauchito hat verblüffende Ähnlichkeit mit dem Haribo-Männchen! Nein, nicht mit Thomas Gottschalk...
Wir meinen den hier, neben dem Goldbären:
Wie auch immer. Vorbild des Maskottchens war Gauchito Gil. Laut einer argentinischen Legende soll dieser im 19. Jahrhundert gegen die Mächtigen gekämpft und die Armen beschützt haben – eine Art argentinischer Robin Hood.
WM 1982 in Spanien: Naranjito
In Spanien gibt's als WM-Maskottchen eine fußballspielende Orange im Spanien-Trikot. Está claro, si! Sie hört auf den Namen Naranjito und sieht irgendwie debil aus...
WM 1986 in Mexiko: Pique
Piqué? Nein, Pique! Eine grüne Jalapeño, die das Nationaltrikot Mexikos, einen Schnurrbart und einen Sombrero trägt. Na, das ist doch mal richtig mexikanisch! Die Rufe nach mehr Klischee am Mexiko-Maskottchen wurden erhört. Geht doch!
So sah Pique im echten Leben aus:
WM 1990 in Italien: Ciao
So sieht es aus, wenn ein trikolorer Zauberwürfel Lust auf Fußball bekommt... Ein stilisierter Fußballer in italienischer Farbenpracht. Mit Fußballkopf! Er heißt Ciao und könnte auch im MoMA stehen – artsy!
Ciao sieht so hölzern aus wie Deutschland damals Fußball spielte...
Ciao, Rudi!
WM 1994 in den USA: Striker
Ein Fußball sollte den Hund in den USA populär machen – nein, umgekehrt! Wie auch immer: Erst über 20 Jahre später keimt in den USA ganz langsam so etwas wie Fußballbegeisterung auf.
Striker sieht aus wie eine Mischung aus Pluto und Goofy. Den US-Boys brachte er nicht so viel Glück, im Achtelfinale war gegen den späteren Weltmeister Brasilien Schluss.
Bei Fuß, Guido!
WM 1998 in Frankreich: Footix
Der französische Gockel "Footix" (mit asterixschem ix-Suffix) ist das dritte Maskottchen, das seiner etymologischen Verantwortung nachkam und im wahren Wortsinne Glück brachte: Gastgeber Frankreich wurde 1998 Weltmeister.
Schiri Bernd Heynemann sitzt mit Footix am klischeegedeckten Tisch.
WM 2002 in Japan und Südkorea: The Spheriks (Ato, Kaz und Nik)
The Spheriks: Was klingt wie eine Indie-Rockband aus den 2000ern, sind die Maskottchen der WM in Japan und Südkorea: Ato (gelb), Kaz (violett) und Nik (blau). Drei computeranimierte Wesen, die einen Trainer (Ato) und zwei Fußballer repräsentieren.
Alexander Zickler durfte nicht mit zur WM, aber mit The Spheriks schmusen – immerhin!
WM 2006 in Deutschland: Goleo VI und Pille
Mit Pille und ohne Hose durch Berlin. Was nach einer krassen durchzechten Rave-Nacht klingt, ist in Wirklichkeit ganz harmlos.
Das 2006er Sommermärchen-Maskottchen Goleo ist ein Bär im Deutschland-Trikot, der keine Hose trägt. Sein Kumpel Pille ist ein sprechender Ball.
Okay. Klingt irgendwie immer noch nach einer krassen Rave-Nacht.
Nach der durchzechten Nacht mit Goleo und Pille. Huth zu Schneider: "Guck mal, Schnix! Ich hab den WM-Pokal geklaut, hihihi"...
WM 2010 in Südafrika: Zakumi
In Südafrika hat man aus den deutschen Goleo-Fehlern gelernt und Zakumi, dem frechen Fußball-Jaguar, eine Hose verpasst. Denn auch Maskottchen haben so etwas wie Schamgefühl!
Ein Jaguar mit grünen Haaren. Und Shakira. Yay!
WM 2014 in Brasilien: Fuleco
Gelbes Fell, blauer Panzer, grüne Hose (!) und WM-2014-Shirt – wer in Biologie aufgepasst hat, weiß sofort: Es handelt sich bei Fuleco um ein Gürteltier. Erdkunde-Streber ergänzen: ...in den Landesfarben Brasiliens. Danke, setzen!
Frisurenvorbild von Fuleco war übrigens Sepp Blatter.
WM 2018 in Russland: Zabivaka
Ein Wolf mit Edgar Davids' Brille? Nein, offiziell heißt es, es sei eine Sonnenbrille. Naja. Der Wolf heißt jedenfalls Zabivaka, ist in den russischen Landesfarben gekleidet und wird das Maskottchen der WM in Russland sein.
Laut Fifa-Webseite bedeutet "Zabivaka" auf Russisch "Der einen Treffer erzielt". Der Wolf strahle Lebensfreude, Charme und Selbstsicherheit aus.