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"Lanz": Lauterbach tadelt Habeck wegen Flugzeug-Fotos – "unangenehm"

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärt Markus Lanz, wie er die Bilder aus dem Regierungsflieger findnet:
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärt Markus Lanz, wie er die Bilder aus dem Regierungsflieger findnet:bild: screenshot zdf
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Bei "Lanz" tadelt Lauterbach Habeck: "Unangenehm, die eigenen Leute zu kritisieren"

02.09.2022, 06:4402.09.2022, 07:51
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Es gab mal eine Zeit, da schien es so, als passe kein Blatt zwischen Karl Lauterbach, damals noch SPD-Abgeordneter, und ZDF-Talker Markus Lanz. Der Gesundheitspolitiker war während der Hochzeit der Pandemie so oft bei Lanz zu Gast, dass es schon fast sprichwörtlich wurde. In der Folge leitete der Moderator Corona-Fragen in seiner Sendung gern damit ein, dass er neulich mit Karl Lauterbach gesprochen habe und der habe dies und das gesagt.

Doch mittlerweile ist Lauterbach Bundesgesundheitsminister, steht immer wieder in der Kritik und muss sich von Lanz auch unangenehme Fragen gefallen lassen. Wie in der Sendung vom Donnerstag mit folgenden Gästen:

  • Karl Lauterbach (SPD, Bundesgesundheitsminister)
  • Mario Czaja (CDU-Generalsekretär)
  • Helene Bubrowski (Politik-Journalistin bei der FAZ)
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte einen etwas schwereren Corona-Verlauf.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte einen etwas schwereren Corona-Verlauf.bild: screenshot zdf

Zum Aufwärmen fragt Lanz den Minister nach seiner überstandenen Corona-Infektion. "Ich habe mich gut erholt, ich muss es sagen, es war nicht angenehm. Ich hatte tatsächlich auch einen etwas schwereren Verlauf", antwortet Lauterbach. Er habe mit sehr starkem Husten, was bei ihm öfter vorkomme, und Fieber zu kämpfen gehabt. Er habe dann aber Paxlovid genommen, das Medikament, das die Virenvermehrung hemmt, und dann sei es besser geworden.

In Deutschland wird Paxlovid bisher eher selten verschrieben. Bei 280.000 Packungen soll im Februar 2023 das Verfallsdatum ablaufen, hieß es in einer Antwort des Gesundheitsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der CSU im August. "Sie machen ständig Werbung für Paxlovid – warum ist das so?", fragt Markus Lanz und wittert nur halb scherzhaft das Ablaufdatum als Grund. Und schiebt dann noch hinterher: "Ende vom Paxlovid-Werbeblock".

Dann fragt Lanz nach Lauterbachs Meinung zu den Bildern von Bundeskanzler Olaf Scholz' (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habecks (Grüne) Reise nach Kanada aus dem Regierungsflieger. Keiner der Mitreisenden trug eine Maske (alle haben sich im Vorfeld einem PCR-Test unterzogen). Habeck kniet auf einem Bild sehr dicht bei einer Mitreisenden. Die Fotos brachten Wellen der Empörung. Denn auf allen gewöhnlichen Flügen von und nach Deutschland müssen die Reisenden noch immer Maske tragen – international ist das inzwischen eher unüblich.

Auch, wenn sich Lauterbach um formale Neutralität bemüht, ist seine Missbilligung deutlich hörbar:

"Die Bilder sprechen für sich. Ich lasse sie unkommentiert. Es ist unangenehm, die eigenen Leute zu kritisieren. Ich wäre mit Maske geflogen."

Bei Viren kennt Lauterbach keine Nachsicht. In einem Interview erwähnte der Bundesgesundheitsminister von sich aus eine "Killervariante", die für den Herbst unwahrscheinlich, aber denkbar sei. Markus Lanz fragt ihn: "Sie sind nicht einmal danach gefragt worden – ich will nur mal verstehen, warum machen Sie das?". Später nennt Lanz Lauterbachs Kommunikation "Erziehung durch Angst". Aber Lauterbach kontert: "Für mich ist es schlimm, dass wir uns daran gewöhnen, dass jeden Tag 100 Leute sterben."

Er sehe es als seine Pflicht, umfassende Antworten zu gehen, auch, wenn das unangenehm sei. "Die Leute wollen nicht hören, dass es Varianten geben könnte, die viel gefährlicher sein könnten." Aber dieses spezielle Interview habe nur Wellen geschlagen, weil es Justizminister Marco Buschmann (FDP) instrumentalisiert hätte. Das sei ein "Streit unter Ministern", sagt Lauterbach, "wie schlau das ist, sei mal dahingestellt". Bisher hatte er sich immer bemüht, den Schein der Einigkeit mit dem Justizminister zu wahren.

Ohne Maske, nur mit frischer Impfung

Vor diesem Hintergrund verteidigt er auch die für höhere Inzidenzen geplanten Corona-Regeln für den Herbst: Geimpfte Menschen sollen für den Zeitraum von drei Monaten nach der Injektion von der Maskenpflicht in zum Beispiel Restaurants befreit werden. Danach braucht man Maske oder Test. Ein Impf-Abo müsse aber niemand fürchten: "Niemand soll alle drei Monate geimpft werden."

Die Journalistin Helene Bubrowski glaubt, dass Lauterbach seine Rolle noch nicht verinnerlicht hat.
Die Journalistin Helene Bubrowski glaubt, dass Lauterbach seine Rolle noch nicht verinnerlicht hat.bild: screenshot zdf

Das gefällt der "FAZ"-Journalistin Helene Bubrowski überhaupt nicht. Lauterbach würde "Unsicherheit stiften, wofür es gar keinen Grund gibt", findet sie. Während der Pandemie habe er als einfacher Abgeordneter und vorsichtiger Warner seine Rolle gefunden. "Jetzt ist Ihre Rolle aber eine andere, und ich habe manchmal den Eindruck, sie sind dort noch nicht richtig angekommen." Es gäbe ja auch Gründe, Zuversicht zu haben.

Der neue CDU-Generalsekretär Mario Czaja geht als Oppositionspolitiker vergleichsweise zahm mit Lauterbach um. "Jetzt sind Sie so nett", sagt Markus Lanz hörbar enttäuscht. Einmal lässt er sich dann doch hinreißen und fragt Lauterbach: "Was wollen Sie damit erreichen? Sie überziehen es einfach."

Die Jugendsünden von Mario Czaja

Aber vielleicht kommt das Verständnis daher, dass jeder Fehler macht. Als junger Mann wurde er 1997 zweimal wegen Fahnenflucht bestraft. Er habe "eine stürmische Jugend" gehabt, versucht Czaja zu erklären. Wie seine stürmische Jugend aussah? Als die Einberufung zur Bundeswehr kam, war er in einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann und sei "einfach nicht hingegangen". Das sei aber inzwischen "über 25 Jahre her". 2000 Mark Geldbuße hat ihn das damals gekostet.

CDU-Generalsekretär Mario Czaja muss sich seinen Jugendsünden stellen.
CDU-Generalsekretär Mario Czaja muss sich seinen Jugendsünden stellen.bild: screenshot zdf

Dann versucht Markus Lanz, ihn über seinen Parteivorsitzenden in Verlegenheit zu bringen. Mit dem Foto von Friedrich Merz, wie er zur Hochzeit von Finanzminister Christian Lindner (FDP) mit seinem Flugzeug auf Sylt landet. "Friedrich Merz hat sich einen Kindheitstraum erfüllt und fliegt", pariert Czaja. Aber das sei kein Thema für die Leute. Die interessiere der Gaspreis mehr.

Vor dem Gaspreiswahnsinn und Ukraine-Krieg hatte Czaja die Idee, einen russischen Garten, finanziert von einem Kreml-nahen Institut in den "Gärten der Welt" in Berlin anlegen zu lassen. Schließlich seien unter den 250.000 Menschen in seinem Bezirk rund 35.000 Deutsche aus Russland. "Alle Gärten, die sich in den Gärten der Welt befinden, sind von den Heimatländern mit finanziellen Beiträgen unterstützt worden", verteidigt sich der CDU-Generalsekretär. Helene Bubrowski attestiert ihm "wenig Fingerspitzengefühl". Aber seit dem Angriff Russlands liegt das Projekt sowieso auf Eis.

Schwerwiegender klingt da der im Januar 2022 veröffentlichte "Spiegel"-Artikel "Die fragwürdigen Geschäfte des Mario Czaja". Darin wird Czajas Tätigkeit als Geschäftsführer der Gesundheitsagentur "Brückenköpfe GmbH" kurz nach seinem Amt als Senator für Gesundheit und Soziales in Berlin kritisiert.

Lanz fragt ihn, ob das Lobbyismus gewesen sei und Czaja verneint herumeiernd. Gut gelaunt schaltet sich da Karl Lauterbach ein: "Meine Empfehlung wäre, einfach zuzugeben: Das war Lobbyismus." Czaja giftet: "Sie müssen mir wirklich keinen Rat geben, Herr Lauterbach." Aber der kontert gut gelaunt: "Ich biete ihnen den Rat aber an."

(Ark)

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