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Zulassung für Corona-Impfstoff Novavax und Pfizer-Pille Paxlovid – was können sie?

Young woman during virus lab tests
Viele Menschen hoffen Jahr auf neue Medikamente und Impfstoffe im Kampf gegen Corona.Bild: iStockphoto / yalax
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Novavax und Paxlovid: Was die neuen Corona-Wirkstoffe können

28.02.2022, 13:03
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Mitten in krisenhaften Zeiten gibt es auch einige gute Nachrichten: Heute beginnen in Deutschland die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff Novavax. Und auch das Corona-Medikament Paxlovid von Pfizer ist seit dem Wochenende hierzulande erhältlich.

Die Vorteile? Der neue Protein-Impfstoff Novavax könnte möglicherweise auch einige, bisher nicht geimpfte Menschen, die Zweifel an den Technologien der neuen Wirkstoffe haben, doch noch zur Impfung bewegen. Denn das Präparat ist im Gegensatz zu den bisher zugelassenen Impfstoffen weder ein mRNA-Impfstoff – wie die Präparate von Biontech und Moderna – noch ein Vektor-Impfstoff wie die von Astrazeneca und Johnson & Johnson. Das Vakzin enthält winzige Partikel, die aus einer im Labor hergestellten Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 bestehen und ist ein rekombinanter Protein-Impfstoff.

Die Corona-Pille Paxlovid gibt vor allem Hochrisiko-Patientinnen und -Patienten Hoffnung: sie soll einen schweren Covid-19-Verlauf verhindern. In einer klinischen Studie zeigte die Tablette eine Wirksamkeit von fast 90 Prozent bei der Vorbeugung von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen in dieser Gruppe. "Das Sicherheitsprofil von Paxlovid war günstig und Nebenwirkungen im allgemeinen milde", stellten die EMA-Experten fest.

watson hat die wichtigsten Fakten über die neuen Wirkstoffe von Novavax und Paxlovid eingesammelt.

Wie funktioniert der neue Impfstoff?

Nuvaxovid besteht laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Die im Labor gezüchteten Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren – spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Damit ist man vor einer echten Infektion besser gewappnet. mRNA-Präparate zum Beispiel funktionieren anders. Hier werden Körperzellen mithilfe von Erbgutschnipseln angeregt, selbst das Spike-Protein herzustellen, um eine Immunantwort auszulösen.

Wie funktioniert Paxlovid?

Fünf Tage – zweimal täglich – sollen Patienten und Patientinnen nach Angaben des Herstellers Pfizer drei Tabletten zu Hause einnehmen. Der Wirkstoff Nirmatrelvir soll Sars-CoV-2-Proteine hemmen und dadurch die Vermehrung des Virus in den Körperzellen stoppen. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen. Das Mittel könnte auch die Wirkung anderer Medikamente beeinträchtigen, warnt die EMA.

Wie sicher ist die neue Protein-Impfung?

Die Sicherheit von Novavax ist ebenso groß wie bei den bisherigen zugelassenen Covid-Impfstoffen. "Die klinischen Studien zeigen eine gute Sicherheit, ähnlich wie bei den mRNA-Impfstoffen", sagt der Epidemiologe Timo Ulrichs, Professor an der Akkon-Hochschule für Humanwissenschaften, gegenüber watson. Von Nebenwirkungen weiß er bisher nichts, alle Menschen könnten sich dagegen impfen lassen, auch und gerade die mit Vorerkrankungen.

Wie viel Schutz bietet Novavax vor Corona?

In einer Zulassungsstudie von Novavax lag die Wirksamkeit in Bezug auf Corona-Erkrankungen bei 90 Prozent. Das bedeutet, unter den Probanden der geimpften Gruppe traten 90 Prozent weniger Infektionen auf als unter den Probanden einer Kontrollgruppe. Für die Studie wurden zwei Dosen im Abstand von drei Wochen verabreicht.

Sind der neuartige Protein-Impfstoff und Paxlovid auch gegen neue Corona-Mutanten wirksam?

Hier kommt schon das erste Aber: Die 90 Prozent Schutz, die die Studie ergab, beziehen sich hauptsächlich auf die Alpha-Variante von Corona. Die aktuell vorherrschende in Deutschland ist aber neben der Delta- die aktuelle Omikron-Variante von Sars-Cov-2. Der Novavax-Impfstoff wird deshalb auch an die Omikron-Variante angepasst werden müssen, die derzeit das Infektionsgeschehen dominiert – was wiederum Zeit kostet. Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, schrieb kürzlich mit Blick auf das Novavax-Mittel auf Twitter:

Labortests deuteten beim Medikament Paxlovid darauf hin, dass dieses seine Wirksamkeit auch gegen die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus beibehält.

Ab wann gibt es die neuen Corona-Wirkstoffe in Deutschland?

Der Novavax-Impfstoff wird ab dem heutigen Montag in Deutschland eingesetzt. Die Paxlovid-Pille ist bereits seit letztem Wochenende erhältlich.

Welche Impfstoffe gegen Covid-19 könnten noch bald kommen?

In diesem Jahr könnten weitere Alternativen zu den bislang vier zugelassenen Impfstoffen folgen. Die Produkte sind bei der EMA schon in der Begutachtung, obwohl noch nicht alle Teile des Zulassungsantrags vorliegen. Die Impfstoffe der Hersteller Sinovac und Valneva (Frankreich) enthalten beispielsweise abgetötete Coronaviren und sind sogenannte Totimpfstoffe. Diese enthalten laut Bundesforschungsministerium nicht mehr vermehrungsfähige Krankheitserreger – das gleiche Prinzip wie bei Impfstoffen gegen Hepatitis A und Influenza. Der Körper kann den Totimpfstoff nicht vom Erreger unterscheiden und fährt eine gezielte Immunabwehr hoch, die vor einer echten Infektion schützt.

Wieso warten manche Menschen auf bestimmte Impfstoffe?

Einige Menschen scheinen ein größeres Vertrauen in Vakzine zu haben, die nach klassischen Verfahren hergestellt werden. So gibt es bei manchen ein Misstrauen gegen die neue mRNA-Technologie, auf denen die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer beruhen. Es gibt die Befürchtung, dass diese bisher unbekannte Langzeitschäden verursachen könnten. Doch Experten halten es für nahezu ausgeschlossen, dass bei den zugelassenen Impfstoffen noch unbekannte Langzeitfolgen auftreten. Mehr dazu erklärt das Faktencheck-Portal Correctiv.

Auf einen neuen Totimpfstoff zu warten, halten Experten für unklug – Valneva komme frühestens im zweiten Quartal 2022. "Sinnvoll ist das Warten nicht, denn wir haben ja bereits sehr gute Impfstoffe zur Verfügung. Das Warten auf den Totimpfstoff liegt in einem (unbegründeten) Misstrauen gegenüber den Impfstoffen begründet, die mit neuen Technologien hergestellt wurden, also mRNA oder Vektorviren", erklärt Ulrichs gegenüber watson. Selbst der Chef des Herstellers Valneva hält von Zögern wenig. "Ich rate niemandem, auf unseren Impfstoff zu warten", sagte Thomas Lingelbach, Geschäftsführer des französischen Biotechnologieunternehmens, dem "Spiegel". Er habe sich sogar selbst kürzlich mit dem mRNA-Produkt von Biontech boostern lassen.

Wird Novavax als Game Changer endlich der Weg aus der Krise sein?

"Wenn viele Impfskeptiker, zum Beispiel Frau Wagenknecht, sich damit impfen lassen, kann das dazu beitragen, die dringend erforderliche Grundimmunisierung in der Bevölkerung zu vervollständigen", so Ulrichs gegenüber watson. Trotzdem müsse man sich laut dem Immunologen Carsten Watzl darauf einstellen, künftig mit dem Virus zu leben. Nur dann hoffentlich mit einer Impfquote, die ein (fast) normales Leben ermöglichen wird.

(mit Material der dpa)

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